Der Schweizer Favorit trainierte bereits mit dem Hamburger Tommy Haas. „Brands ist durchaus zu beachten, aber ich erwarte sowieso nicht, dass ich hier einfach durchmarschieren kann“, sagt Federer.

Hamburg. Es war eine clevere Entscheidung, am Montagmorgen den Nebenplatz M2 am Rothenbaum aufzusuchen. Die rund 100 Tennisfans, die das getan hatten, konnten den Mann aus der Nähe beobachten, auf den in den nächsten Tagen der Fokus gerichtet sein wird. Der Schweizer Roger Federer, der am Sonntagabend in Begleitung seines Teams, aber ohne Ehefrau Mirka und die Zwillingstöchter Charlene Riva und Myla Rose, 3, in Hamburg angekommen war, trainierte 90 Minuten lang mit Titelverteidiger Juan Monaco aus Argentinien. Es fehlte noch die Länge in den Schlägen, auch der erste Aufschlag saß selten. Dennoch zeigte sich der 31-Jährige, der am Nachmittag eine weitere Einheit mit dem deutschen Topspieler Tommy Haas absolvierte, zufrieden. „Die Umstellung von Rasen auf Sand gelingt mir meist problemlos, ich habe das ja auch schon häufig gemacht“, sagte er.

Roger Federer, mit 17 Triumphen Grand-Slam-Rekordsieger und für viele der beste Tennisspieler aller Zeiten, ist zurück an dem Ort, wo ihm der Durchbruch gelang. 2002 schaffte der aktuelle Weltranglistenfünfte am Rothenbaum seinen ersten Masters-Sieg und damit den Sprung in die Top Ten der Welt. Seitdem hat sich viel verändert; Hamburg ist seit 2009 kein Masters mehr, Federer dafür längst der Maestro. Dass er erstmals seit fünf Jahren wieder hier Station macht, ist dem Zweitrunden-Aus in Wimbledon geschuldet, das ihm unerwartete Freizeit und den Verlust von 2000 Weltranglistenpunkten einbrachte. Beides versucht er mit seinem Start am Rothenbaum, wo er viermal den Titel gewann, zu kompensieren.

Wie sehr die Öffentlichkeit nach Weltstars wie Federer giert, zeigte nicht nur die anziehende Kartennachfrage, sondern auch der Auflauf bei der Pressekonferenz am Montagmittag. Mehr Interesse hatte es zuletzt gegeben, als Rafael Nadal 2008 die letzte Masters-Auflage gegen Federer gewonnen hatte. „Ich hoffe sehr, dass die Fans zahlreich kommen, um mich zu unterstützen“, sagte Federer, der dank einer Wildcard und der finanziellen Unterstützung privater Sponsoren in Hamburg antritt. „Auf diese Art kann ich dem Turnier helfen, wieder die Aufmerksamkeit zu bekommen, die es verdient.“

Die Rolle des Partyschrecks könnte am Mittwoch, wenn Federer nach einem Freilos zu seinem Zweitrundenmatch aufschlägt, Daniel Brands übernehmen. Der Deggendorfer setzte sich in seinem Auftaktspiel am Montag gegen den Italiener Paolo Lorenzi mit 7:5 und 6:3 durch und qualifizierte sich dadurch für den Showdown mit dem Topfavoriten. „Ich habe noch nie gegen ihn gespielt, freue mich aber riesig auf die Aufgabe“, sagte der 25-Jährige. Federer sagt: „Brands ist durchaus zu beachten, aber ich erwarte sowieso nicht, dass ich hier einfach durchmarschieren kann. Dafür ist das Feld zu gut besetzt.“