Am Sonnabend wurde das Hauptfeld des ATP-Tennisturniers am Rothenbaum ausgelost. Daniel Brands muss in Runde eins den Italiener Lorenzi besiegen, dann wartet ein Duell mit Topstar Roger Federer.

Hamburg. Mats Wilander hatte beste Laune, als er am Sonnabendnachmittag in der Europa-Passage am Jungfernstieg die Paarungen für das Hauptfeld des ATP-Tennisturniers am Rothenbaum ausloste. „Das Wetter hier in Hamburg ist herrlich. Da habe ich gleich noch mehr Lust, hier zu spielen“, sagte der schwedische Altmeister. Am Sonntag (19 Uhr) trifft der 48-Jährige, der in seiner Karriere sieben Grand-Slam-Titel gewann und 20 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste war, zur offiziellen Eröffnung des Traditionsturniers im Legendenmatch auf Turnierdirektor Michael Stich.

Der 44 Jahre alte Wimbledonsieger von 1991 war nach verrichteter Arbeit als Glücksfee zufrieden mit seinem Werk. „Ich denke, dass die deutschen Spieler alle gute Lose bekommen haben. Insgesamt ist es ein sehr ausgeglichenes Feld“, sagte Stich. Seine Einschätzung stimmte allerdings nur bedingt. Zwar hat der Bayreuther Florian Mayer mit dem Russen Nikolai Dawidenko, der 2009 in Hamburg den Titel gewinnen konnte, als einziger von bislang acht im Hauptfeld stehenden Deutschen einen namhaften Gegner. Allerdings dürften die Zweitrundengegner, die dann warten, für einige deutsche Asse eine hohe Hürde darstellen.

Die kniffligste Aufgabe hätte der Deggendorfer Daniel Brands zu lösen, sofern er sich gegen den Italiener Paolo Lorenzi durchsetzt. Der 25-Jährige könnte dann den topgesetzten Schweizer Roger Federer herausfordern, der an der Spitze der oberen Hälfte wie die anderen 15 gesetzten Spieler ein Freilos erhalten hat. „Ich habe noch nie gegen ihn gespielt, insofern wäre das ein Traum. Allerdings hätte es nicht sofort in der zweiten Runde passieren müssen“, sagte Brands, der zuletzt bei den French Open auf sich aufmerksam gemacht hatte, als ihm gegen den späteren Sieger Rafael Nadal in der ersten Runde ein Satzgewinn gelang.

Aber auch die beiden Lokalmatadoren Julian Reister (Reinbek) und Tobias Kamke (Hamburg) hätten in der zweiten Runde Schwerstarbeit zu verrichten. Reister, 27, trifft zunächst auf einen Qualifikanten und hätte es im Falle eines Sieges mit dem Spanier Tommy Robredo zu tun, der 2006 am Rothenbaum triumphierte, danach aber bei fünf weiteren Teilnahmen nur einmal über die erste Runde hinauskam. „Er spielt derzeit stark und wäre sicherlich ein harter Gegner. Aber ich muss ja erst einmal mein Erstrundenmatch gewinnen“, sagte Reister. Sein Kumpel Kamke, mit dem er voraussichtlich auch im Doppel antreten wird, bekommt es zum Auftakt mit dem Tschechen Lukas Rosol zu tun. Siegt er, wartet in der zweiten Runde die Chance auf Revanche gegen den Spanier Nicolas Almagro, dem er im vergangenen Jahr in Runde eins 4:6, 1:6 unterlegen war. „Mein Ziel ist es, hier erstmals das Viertelfinale zu erreichen“, sagte der 27-Jährige.

Tommy Haas, der in Runde eins ein Freilos genießt, trifft in seinem ersten Match auf den Sieger der Partie zwischen dem Rumänen Victor Hanescu und einem Qualifikanten. Hanescu spielte am Sonnabendnachmittag in Stuttgart im Halbfinale gegen die deutsche Nummer zwei Philipp Kohlschreiber, der auf einen Rothenbaum-Start verzichtet hatte. „Das ist sicherlich ein machbarer Auftakt für Tommy“, sagte Michael Stich. Nachdem Haas in Stuttgart am Freitag im Viertelfinale am Italiener Fabio Fognini gescheitert war, hat der 35-Jährige nun ausreichend Gelegenheit, seine latenten Schulterprobleme auszukurieren. Er wird voraussichtlich am Mittwoch das erste Mal in Hamburg aufschlagen.

Das Hamburger Toptalent Alexander Zverev vom Uhlenhorster HC muss in seinem Auftaktmatch gegen den unbequemen Spanier Roberto Bautista-Agut antreten, der in Stuttgart immerhin das Halbfinale erreichte, dort jedoch mit 1:6, 3:6 an Haas-Bezwinger Fognini scheiterte. „Für Alexander ist jeder Gegner schwierig, aber ich denke, er wird alles geben, um eine Runde weiterzukommen“, sagte Stich, der dem 16-Jährigen nach dessen Einzug ins Juniorenfinale der French Open eine Wildcard zugeteilt hatte. Lohn dafür wäre ein Duell mit dem wiedererstarkten Spanier Fernando Verdasco, der 2011 in Hamburg im Halbfinale stand.

Am Sonnabend nutzten mehrere Tausend Zuschauer das gute Wetter, um bei freiem Eintritt die Spiele der ersten Qualifikationsrunde zu verfolgen. Das Highlight war die Partie zwischen dem polnischen Wimbledon-Viertelfinalisten Lukasz Kubot und Kevin Krawietz aus Coburg. Fast drei Stunden benötigte der Pole, um den 410. der Weltrangliste mit 7:5, 5:7 und 6:4 niederzukämpfen. Zwei Nachwuchsspieler mit bekannten Namen erlitten bittere Niederlagen. Der Quickborner Finn Meinecke, 20 Jahre alter Neffe des ehemaligen Hamburger Profis Tore Meinecke, unterlag dem Slowenen Blaz Kavcic mit 0:6 und 0:6. Philipp Dawidenko, 20 Jahre alter Neffe von Nikolai Dawidenko, hatte gegen den Argentinier Federico Delbonis beim 1:6, 0:6 ebenso wenig Chancen. Am Sonntag von 11 Uhr an wird die zweite Runde ausgespielt. Deren sechs Sieger stehen im Hauptfeld.

Die Auslosung im Überblick: Federer (Schweiz/1) - Freilos, Brands (Deggendorf) - Lorenzi (Italien), Qualifikant - Qualifikant, Gulbis (Lettland) - Freilos, F. Lopez (Spanien) - Freilos, L. Mayer (Argentinien) - Struff (Warstein), F. Mayer (Bayreuth) - Dawidenko (Russland), Dolgopolow (Ukraine) - Freilos, Janowicz (Polen) - Freilos, Haase (Niederlande) - Qualifikant, A. Zverev (Hamburg) - Bautista-Agut (Spanien), Verdasco (Spanien) - Freilos, Robredo (Spanien) - Freilos, Reister (Reinbek) - Qualifikant, Tursunow (Russland) - Andujar (Spanien), Chardy (Frankreich) - Freilos, Monaco (Argentinien/Titelverteidiger) - Freilos, Monfils (Frankreich) - Qualifikant, Mathieu (Frankreich) - Montanes (Spanien), Paire (Frankreich) - Freilos, Juschni (Russland) - Freilos, Garcia-Lopez (Spanien) - Gimeno-Traver (Spanien), Kamke (Hamburg) - Rosol (Tschechien), Almagro (Spanien) - Freilos, Seppi (Italien) - Freilos, Granollers (Spanien) - Bellucci (Brasilien), Zeballos (Argentinien) - Ramos (Spanien), Fognini (Italien) - Freilos, Klizan (Slowakei) - Freilos, Berlocq (Argentinien) - Bachinger (München), Hanescu (Rumänien) - Qualifikant, Haas (Hamburg) - Freilos