Matteo Trentin hat den ersten Sieg eines Italieners bei der Jubiläumstour gefeiert. Dabei zerplatzten mindestens zwei Träume: Der von Julien Simon vom ersten Gastgeber-Erfolg und der von Jens Voigt.

Lyon. Es gab Küsschen von Mark Cavendish und Tony Martin: Matteo Trentin hat bei der 100. Tour de France für den vierten Sieg der belgischen Equipe Omega Pharma-Quick Step gesorgt. Der Italiener gewann die 14. Etappe der Jubiläumstour in Lyon und stand danach verdientermaßen im Mittelpunkt zwischen all den Gratulanten. Der Berliner Simon Geschke, wie Trentin Mitglied einer 18-köpfigen Ausreißergruppe, belegte am Samstag nach insgesamt 197 Kilometern Rang sieben. Das Hauptfeld mit Spitzenreiter Christopher Froome, der sein Gelbes Trikot locker verteidigte, erreichte 7:17 Minuten später das Ziel. Trentin gewann als erster Italiener bei der Tour 2013.

Der Franzose Julien Simon war in Lyon dagegen einer der traurigsten Fahrer. Als Solist hatte er bis zwei Kilometer vor dem Zielstrich den ersten Tagessieg für die Gastgeber vor Augen, dann kam aber der von Trentin angeführte Express und sein Traum war einen Tag vor dem Nationalfeiertag ausgeträumt. „Ich bin drauf losgefahren. Jeder will so eine Etappe gewinnen. Ich habe alles probiert und später noch einmal versucht zu kontern. Das ist enttäuschend“, sagte Simon, der 13 Kilometer vor dem Ziel attackiert hatte und danach unter dem Jubel der Zuschauer um sein Leben zu fahren schien.

Auch Jens Voigt hatte am Samstag einen Traum. Bis 17 Kilometer vor dem Ziel war theoretisch sein dritter Etappensieg bei insgesamt 16 Tour-Teilnahmen möglich. Der fast 42 Jahre alte Radprofi aus Berlin war ebenfalls Mitglied der Ausreißergruppe, die den Sieg unter sich ausmachte. Allerdings fiel er kurz vor der Simon-Attacke aus der Gruppe zusammen mit dem Briten David Millar zurück. Für den ältesten Tourstarter Voigt blieb bei seiner vermutlich letzten Frankreich-Rundfahrt Rang 17. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht die Möglichkeiten hatte, dran zu bleiben – Leider konnte ich im Finale auch Jan Bakelants nicht helfen“, sagte Voigt.

Anders als am Vortag ließ sich Spitzenreiter Froome diesmal nicht überraschen und verlor keine Zeit auf die Hauptkonkurrenten. Dem Träger des Maillot Jaune, der am Sonntag in die längste Touretappe auf den Mont Ventoux mit weiter 2:28 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Bauke Mollema und 2:45 auf den zweifachen Toursieger Alberto Contador aus Spanien geht, kam der Rennverlauf entgegen. Kein Fahrer aus der Ausreißergruppe war für seine Position im Gesamtklassement gefährlich.

Auch die Froome-Konkurrenten im Hauptfeld hielten die Beine still, wahrscheinlich, um sich für den wichtigen Sonntag zu schonen. Froomes in den letzten Tagen so gescholtene Sky-Fahrer schienen an der Spitze des Feldes zeitweise auf einer ungestörten Spazierfahrt.

Die Fluchtgruppe hatte sich auf Voigts Initiative auf den ersten 20 Kilometern gebildet. Der RadioShack-Fahrer hatte bei seiner insgesamt 303. Touretappe einmal mehr sein Glück in der Flucht nach vorne gesucht. Die Formation, in der auch Marcus Burghardt (Chemnitz) fuhr, hatte sich bei der Tagestour über sieben Steigungen der untersten beiden Kategorien überraschend durchsetzen können. Burghardt landete am Ende auf Platz 14 und war unzufrieden.

„Im Finale hatte ich einen guten Moment, als ich das Loch gerissen hatte, aber dann gingen meine Beine auf: Das war enttäuschend. Da ging gar nichts mehr“, sagte der BMC-Profi. Auch Geschke haderte mit dem Ende des Etappenverlaufs: „300 Meter vor dem Ziel schien alles perfekt und ich dachte, vielleicht klappt es heute wirklich. Schade. Am Ende ist alles eine Lotterie.“

Die folgende Etappe auf den Mont Ventoux verspricht am Nationalfeiertag einer der Höhepunkte der Jubiläumstour zu werden. Spitzenreiter Froome muss sich auf Dauerangriffe der Teams Saxo-Tinkoff (für Contador) und Belkin (für Mollema und Laurens Ten Dam) einstellen. Wenn er seine Stärke aus den Pyrenäen konservieren konnte, dürfte ihm nicht viel passieren.

Der 1912 Meter hohe Ventoux hatte bei der Tour 1967 traurige Berühmtheit erlangt. Der Brite Tom Simpson starb beim Aufstieg, vollgepumpt mit Amphetaminen und Alkohol. Danach wurden bei der Frankreich-Rundfahrt Dopingkontrollen eingeführt..