Der Sender Sport 1 will den Live-Sendeplatz am Dienstag aufgeben. Handballszene reagiert geschockt. Die Sportart droht komplett von der TV-Bildfläche zu verschwinden.

Hamburg. Liga-Boss Frank Bohmann reagierte geschockt, Kiels Manager Klaus Elwardt war perplex und Stefan Kretzschmar flüchtete sich in Ironie: Nach dem Scheitern der deutschen Handballer in der EM-Qualifikation droht der Sportart ein weiterer schwerer Rückschlag im Kampf um die öffentliche Wahrnehmung. Die Bundesliga (HBL) verliert wohl ihren festen Live-Sendeplatz im frei empfangbaren Fernsehen. TV-Exklusivpartner Sport 1 will in der kommenden Saison am Dienstagabend regelmäßig vom Viertliga-Fußball anstatt vom Handball berichten.

„Die Nachricht hat uns einigermaßen überrascht. Das passt nicht zu dem, was wir im Vertrag stehen haben“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann und sprach von einem „Zielkonflikt“. Sport-1-Handball-Experte Stefan Kretzschmar twitterte ironisch: „Super! Es lebe der Handball ...“ Zurzeit ist noch unklar, wie der Sender in Zukunft von der Sportart berichten wird. Eine offizielle Stellungnahme zum weiteren Vorgehen war zunächst nicht zu bekommen, dies wird womöglich am Mittwoch auf einer Pressekonferenz des Senders erfolgen.

In der Vergangenheit sei trotz „einiger Kritikpunkte“ stets sehr konstruktiv mit dem Sender diskutiert und die Dinge in Verhandlungen gelöst worden, sagte Bohmann: „Daran sind wir nach wie vor interessiert.“ Von Alternativ-Plänen wisse er noch nichts. Auch Kiels Geschäftsführer Klaus Elwardt fiel aus allen Wolken, als er von den Plänen hörte. Der Dienstag als Handballtag war für den Zuschauer schließlich eine der wenigen Konstanten in einem ansonsten stark zerklüfteten Spielplan. „Wenn der Dienstag tatsächlich wegfällt, wäre das ein Rückschlag für den Handball. Das war eine feste Institution“, sagte Elwardt. Der Manager des deutschen Rekordmeisters THW Kiel sieht reichlich Gesprächsbedarf für die HBL-Mitgliederversammlung am kommenden Donnerstag: „Wir sind doch froh über jede Berichterstattung im TV.“ Feste und verlässliche TV-Zeiten gelten aber nicht nur für Kiel als klare Bedingung bei der Verhandlung von Sponsorengeldern.

Sport 1 wird laut dem Magazin Sponsors in der kommenden Saison unter dem Claim „die Königsklasse des Amateurfußballs“ 26 Begegnungen aus der in fünf Staffeln organisierten Fußball-Regionalliga im frei empfangbaren Fernsehen ausstrahlen. 22 Partien davon werden an einem Dienstag (20.15 Uhr) stattfinden. Der Spartensender und der Rechtevermarkter Constantin Sport Marketing versprechen sich von der Neuerung bessere Einschaltquoten und damit deutlich höhere Werbeeinnahmen. Die Werte bei den Handballern waren zuletzt offenbar nicht mehr zufriedenstellend.