Nach ihrem Einzug in die zweite Runde der US Open wird Sabine Lisicki von Schulterproblemen geplagt. Sie kann nur einen Notaufschlag ausführen.

Plan B ging auf, doch ein großes Fragezeichen blieb: Als Sabine Lisicki nach ihrem Zweitrundeneinzug bei den US Open in New York über ihre lädierte Schulter sprach, wirkte die ansonsten so fröhliche deutsche Tennis-Hoffnung eher nachdenklich. Kein Wunder: Mit einem Not-Aufschlag muss die 19-jährige Lisicki als Folge ihrer Probleme über die Runden kommen. Länge der SOS-Maßnahme ungewiss. «Irgendwann will ich wieder zu meinem gewohnten Aufschlag zurückkommen. So habe ich überhaupt kein Gefühl, das verändert den ganzen Rhythmus», sagte die Wimbledon-Viertelfinalistin.

Wegen der Schmerzen hatte Lisicki beim Turnier in Los Angeles aufgegeben und danach wochenlang pausiert. Der Start in Flushing Meadows hing am seidenen Faden. «Es ist wie ein Geschenk, überhaupt hier zu sein. Ich konnte vor dem Turnier gerade vier, fünf Tage trainieren», sagte die Wahl-Amerikanerin, die um die Ursachen ihrer Beschwerden ein großes Geheimnis macht: «Wir haben das Problem aus dem Weg geschafft. Alles andere bleibt intern.» Ihr bisheriger Aufschlagschwung soll aber nicht der Auslöser sein.

Zusammen mit Vater Richard hat Lisicki inzwischen eine Methode entwickelt, um die Schulter zu schonen. «Anstatt die Ausholbewegung zu machen, habe ich den Schläger gleich nach oben genommen. Das tut nicht weh. Aber wenn man es ein Leben lang anders gemacht hat, ist es schwer. Der Schlag fühlt sich dann langsamer an», sagt die Weltranglisten-25. über das recht eigenwillige Service.

So richtig wohl fühlte sich Sabine Lisicki, die am Donnerstag auf Anastasia Rodionowa (Australien) trifft, mit der Zwangsmaßnahme aber nicht. Bezeichnend, dass sie im Erstrunden-Match am Dienstag gegen die Französin Aravane Rezai (7:6, 6:7, 6:1) nicht weniger als

16 Doppelfehler produzierte. Zudem kamen nur 50 Prozent der ersten Aufschläge ins Feld. «Man merkt, dass er so keine Waffe ist», sagte Lisicki, die die Schmerzen in der rechten Schulter ausgerechnet in Wimbledon verspürte.

Dort hatte sie Ende Juni ihr erstes Grand-Slam-Viertelfinale erreicht und Hoffnungen auf eine große Zukunft geweckt. «Danach habe ich pausiert, und es war dann okay. Doch die Schmerzen kamen leider zurück», sagt die «Patientin», die in New York erstmals bei einem der großen vier Turniere gesetzt ist.

Probleme mit der Schulter sind für viele Tennisprofis nichts Ungewöhnliches. Die frühere Weltranglistenerste Maria Scharapowa (Russland) hatte gar neun Monate pausiert, Tommy Haas hat bereits drei Operationen an der labilen Stelle hinter sich.

Die Ziele der modebewussten Bollettieri-Schülerin Lisicki in New York haben sich durch den Ärger mit der Schulter relativiert. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. «Man kann sich doch nicht hängen lassen. Ich bin eine Kämpferin und wollte mein erstes Spiel auch mit dieser Behinderung hier gewinnen», sagte die derzeit beste deutsche Tennisspielerin, die irgendwann die Nummer eins in der Welt sein will: «Ich weiß, dass es ein langer Weg ist, aber ich bin bereit für die Reise.»