Michael Körper und Benjamin Stanzl sind Leistungsträger der Hockeyherren, die am Wochenende im Sportpark Rothenbaum um die deutsche Feldmeisterschaft kämpfen.

Hamburg. Als ihre Kollegen am Sonntagabend nach dem 4:0-Sieg zum Hauptrundenabschluss beim Club an der Alster auf die gelungene Qualifikation für die Euro Hockey League (EHL) anstießen, war für Michael Körper und Benjamin Stanzl die Party schon längst vorbei. Die beiden Nationalspieler des Harvestehuder THC saßen im Flugzeug Richtung Moskau, wo sie in dieser Woche mit Österreich an Runde zwei der WM-Qualifikation teilnehmen. "Für uns ist es das Größte, für unser Land anzutreten, deshalb nehmen wir diese Strapazen gern in Kauf", sagt Stanzl.

In Hamburg hofft HTHC-Chefcoach Christoph Bechmann, dass seine beiden Leistungsträger verletzungsfrei bleiben. Am Freitag nämlich müssen Körper und Stanzl wieder zurückfliegen, obwohl dann erst drei der fünf World-League-Partien absolviert sein werden. Bei der Endrunde um die deutsche Feldmeisterschaft, die am 1. und 2. Juni auf dem Uniplatz am Turmweg ausgetragen wird und den HTHC im Halbfinale (Sa., 16.30 Uhr) mit Rot-Weiß Köln zusammenführt, sind sie für ihren Verein unverzichtbar.

Körper, der im Winter 2010 aus München zum damaligen Zweitligisten HTHC kam, ist mit 26 Saisontoren der beste Torjäger der Bundesliga und hatte entscheidenden Anteil daran, dass der HTHC die Hauptrunde als Tabellenführer abschloss und sich damit den Platz in der EHL sicherte. Der Eckenspezialist ist dank seiner Athletik der wichtigste Stoßstürmer in den Reihen der Schwarz-Gelben. "Mir macht es Spaß, diese Rolle zu spielen. Vorne draufgehen, das Spiel des Gegners zerstören, Tore vorbereiten und machen, das ist mein Ding", sagt der 26-Jährige, der als studentische Hilfskraft bei einer Immobilienfirma arbeitet. Mit seinem Siegtor zum 6:5 gegen Mülheim im Endspiel um die deutsche Hallenmeisterschaft im Februar, mit dem er seinem Club den ersten Titel nach 13 Jahren Wartezeit bescherte, sicherte sich Körper seinen Platz in der Vereinschronik.

Stanzl, der seit 2007 in Hamburg spielt, den Verein aber 2012 für ein Jahr verließ, um in Wien sein Abitur nachzumachen, ist der Taktgeber im Mittelfeld und als Verbindungsmann zwischen Abwehrchef Tobias Hauke und den Angreifern nicht wegzudenken.

Wenn die beiden Österreicher auf ihre Zeit in Hamburg zurückschauen, ist eine Portion Stolz unüberhörbar. "Seit ich hier bin, ist das Team von Jahr zu Jahr stärker geworden", sagt Körper. Stanzl ist überzeugt davon, dass die Erfolge nur eine Frage der Zeit waren. "Wir mussten nach dem Wiederaufstieg 2010 in den ersten beiden Jahren unserer Jugend Tribut zollen. Aber wir sind als Team zusammengeblieben, haben jetzt viel Erfahrung und ein großes Potenzial", sagt der angehende Sportstudent, an dem diese Entwicklung exemplarisch zu statuieren ist.. War der 24-Jährige in seiner Anfangszeit in Hamburg so schüchtern, dass er kaum einen vollständigen Satz herausbrachte, ist er heute ein selbstbewusster, charakterstarker Führungsspieler.

Stanzl und Körper, die in 100 Meter Luftlinie Entfernung in Winterhude leben und zum Training per Fahrrad anreisen, da sie kein Auto besitzen, sind froh darüber, dass sie sich diesmal nicht zwischen Nationalteam und Verein entscheiden mussten. Nachdem Körper im vergangenen Jahr für die Olympiaqualifikation einige Ligaspiele verpasst und damit für Verstimmung gesorgt hatte, erbaten sich beide eine Einigung zwischen ihrem Heimatverband und dem HTHC. Der Kompromiss, dass sie die halbe WM-Qualifikation und die Endrunde spielen können, ist für sie okay. "Die Endrunde wird das Größte, was wir auf Vereinsebene bislang erlebt haben. Eine WM mit Österreich wäre allerdings noch größer", sagt Stanzl.

Die Aussicht, mit dem HTHC international spielen zu können, sei jedoch Grund genug dafür, sich auch in Zukunft klar zum Verein zu bekennen. "Der Wechsel ins Ausland ist für Österreicher mit dem Anspruch verbunden, sich sportlich zu verbessern. Das ist uns gelungen, und das kommt letztlich ja auch dem österreichischen Hockey zugute", sagt Körper. Selbst wenn sie Meister werden am Sonntag: Michael Körper und Benjamin Stanzl sind noch lange nicht satt.

Der HTHC verstärkt sich zur kommenden Saison mit dem südafrikanischen Nationalspieler Nicholas Spooner, 21, dem englischen Auswahlakteur Richard Dawson-Smith, 22, und dem deutschen Talent Finn Köhler, 18, vom DHC Hannover