Wochenlang musste Arjen Robben auf seine Chance warten – und nutzte sie eindrucksvoll. Nur dank Ribérys Sperre durfte der Niederländer im Pokal-Kracher gegen den BVB auflaufen. Jetzt winkt ihm wieder ein Stammplatz.

München. Seinen Schuss ins Glück bejubelte Arjen Robben ganz euphorisiert in den Armen der Teamkollegen. Mit Abpfiff sprang der Niederländer wie losgelöst in die Luft, ging dann in die Knie, schlug die Fäuste vor Befreiung auf den Boden und brüllte seine Freude in den Münchner Abendhimmel. Der ersehnte Pokalerfolg seines FC Bayern gegen Borussia Dortmund war für den Siegtorschützen ganz persönlich noch viel mehr als nur die pure Wiedergutmachung nach all den westfälischen Jubelarien der jüngeren Vergangenheit.

Rund eineinhalb Monate lang war Robben zuletzt bayerischer Dauer-Kurzarbeiter und permanenter Springer zwischen Startelf und Reservebank – mit enormem Engagement meldete er jetzt wieder höhere Ansprüche im Konkurrenzkampf beim deutschen Fußball-Branchenprimus an. Was für eine Genugtuung!

„Er wollte es jedem Einzelnen im Stadion zeigen“, erkannte Kapitän Philipp Lahm nach dem 1:0-Sieg, den der Niederländer herausgeschossen hatte. Sein spektakulärer Schlenzer mit links in den Winkel ließ Münchner jubeln – und spülte Robben zurück in den Fokus. „Wenn man so ein Spiel entscheidet, mit so einem Tor, darf man ein bisschen glücklich sein“, meinte er bescheiden und urteilte: „Ich bin jetzt 29, aber wenn man von so einem Spiel träumt, sind es solche Tore.“

„Das war für die ganze Mannschaft wichtig“

Vor dem BVB-Match hatte der Flügelflitzer seit der Winterpause nur zwei von sechs Bundesligapartien von Anfang an bestreiten dürfen und aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl gemacht. Weil Franck Ribéry gegen den Doublesieger aus Dortmund gesperrt fehlte, hatte Robben die große Chance, sich im bisher bedeutungsvollsten Spiel des Jahres zu beweisen. Und er schaffte es, seinen Zorn in Willenskraft umzuwandeln: Wie ein Stehaufmännchen ackerte er die linke Seite auf und ab, spurtete fast jedem Ball hinterher. Von Eitelkeiten oder Ego-Auftritten keine Spur.

Nach dem Viertelfinale mimte Robben dann sogar den großen Teamplayer, unterstrich den Wert des bajuwarischen Kollektivs. „Das war nicht nur für mich, das war für die ganze Mannschaft wichtig. Wir sind gut drauf und haben gut gespielt“, sagte Robben zum Einzug ins Pokal-Halbfinale. Das Glück hatte ihn in dieser Saison nicht gerade verfolgt: In einer Hinrunde zum Vergessen plagte er sich mit diversen Verletzungen herum und musste immer wieder pausieren. Nun aber sei Robben fit, zudem „laufstark und agil“, wie Trainer Jupp Heynckes lobte.

Beim bitteren Blick in die Vergangenheit dürfte Robben das Tor besonders gut getan haben. Denn eine Partie gegen den BVB hat sich auch bei ihm ins Langzeitgedächtnis eingebrannt: Im April vergangenen Jahres verschoss der 29-Jährige im Bundesliga-Endspurt in Dortmund kurz vor Schluss einen Elfmeter, das Spiel ging 0:1 verloren, die Meisterschaft war endgültig weg – und Robben bei einigen Bayern-Fans der Buhmann. „Da hat er ziemlich leiden müssen psychologisch. Mit dem Tor jetzt hat er alles richtig gemacht“, frohlockte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.