Union führte bereits 2:0 im Berliner Olympiastadion. Herthas Top-Scorer Ronny bereitete Ramos‘ Tor vor und erzielte einen Treffer selbst.

Berlin. „Eisern“ Union hatte Hertha BSC im Olympiastadion erneut am Rand der Derby-Niederlage – doch dann kam Ronny. Mit seinem linken Zauberfuß bereitete er den Anschlusstreffer durch Ramos nach einer Ecke vor und erzielte wenig später den 2:2-Ausgleich. Damit rettete der Brasilianer dem Topfavoriten auf den Aufstieg noch das 2:2 (0:1) im Berlin-Duell der 2. Fußball-Bundesliga - und damit auch die Stadtmeisterschaft nach Herthas 2:1-Auswärtssieg im Hinspiel in der Alten Försterei. „Ronny kann den Unterschied machen, das freut uns natürlich“, erklärte Hertha-Coach Jos Luhukay und gab zu: „Nach dem Spielverlauf haben wir noch einen Punkt gewonnen.“

Von Anfang an herrschte eine hervorragende Atomsphäre im Berliner Olympiastadion. Die Fans beider Lager fieberten dem Stadtderby schon seit Monaten entgegen. Noch vor dem Anpfiff zündeten Gäste-Fans bengalisches Feuer - es sollte nicht das einzige Mal bleiben. Die Anhänger der Heimmannschaft überzeugten durch eine friedliche und vor allem ungefährliche Choreografie. Ein großes Hertha-Banner wurde über mehrere Minuten über die komplette Fankurve gespannt.

Auf dem Rasen erwischte Union einen Blitzstart und ging vor 74.244 Fans durch Simon Terodde (9. Minute) in Führung. Die zahlreich vertretenen Gästefans wurden immer lauter. Kurz vor der Pause dann die Höchststrafe für alle Heim-Fans: Das Vereinslied der Unioner schallte durch das Stadion und ließ Herthas Fankurve kurzzeitig verstummen.

Nach dem Seitenwechsel stellte Adam Nemec (49.) mit seinem Kopfballtreffer zum 2:0 die Weichen auf Sieg für die „Eisernen“. Die Gäste ließen lange Zeit nicht viel anbrennen und brachen dann doch ein. 57 Prozent aller Zweikämpfe gewannen die Köpenicker schon bis zur Halbzeit. „Das ist echt schade. Wir kassieren einfach zu einfache Tore“, erklärte Union-Stürmer Nemec verärgert. „Das fühlt sich an wie eine Niederlage, wenn man 2:0 vorn liegt, muss man drei Punkte mitnehmen“, bemerkte Verteidiger Björn Kopplin.

Ronny, der beim 2:1-Hinspielsieg schon der entscheidende Torschütze war, schaffte mit einem direkt verwandelten Freistoß noch den Ausgleich (86.) für Hertha, nachdem Adrian Ramos die Gastgeber am 21. Spieltag spät zurück ins Spiel gebracht hatte - natürlich nach einer Vorlage von Herthas-Topscorer Ronny. „Das war natürlich schön, das ich durch meinen Freistoß getroffen habe. Aber ich bin nicht glücklich, weil wir nicht gewonnen haben“, erklärte Ronny.

Der Brasilianer bewies bei seinem Freistoß-Treffer viel Raffinesse. Im Hinspiel erzielte Ronny ebenfalls kurz vor Schluss den spielentscheidenden Treffer per Freistoß. Damals sprang die komplette Mauer der Unioner hoch und Ronnys Hammer zischte unter der Mauer durch ins Tor. Auf einen ähnlichen Geniestreich war Unions Abwehr diesmal eingestellt. Nur wählte der Brasilianer diesmal eine andere Variante und schlenzte den Ball über die diesmal am Boden haftende Mauer in die Maschen.

Trotz eines großen Comebacks verpasste Hertha die erstmalige Tabellenführung, bleibt als Tabellenzweiter mit 46 Punkten aber nach wie vor auf Aufstiegskurs. Union Berlin hat mit 31 Zählern als Vierter nach wie vor berechtigte Aufstiegsambitionen. Kaiserslautern, die den Relegationsplatz belegen, sind mit 38 Zählern weiterhin in Reichweite der Köpenicker.

Die Unioner machten im vierten Derby gegen Hertha – zuvor je ein Sieg und ein Remis – über weite Strecken deutlich, warum sie zuletzt in neun Ligaspielen nacheinander nur einmal verloren hatten. Mutig legten die Gäste immer wieder den schnellen Vorwärtsgang ein. Nach einem Fehler von Peter Pekarik, der nach Schulterverletzung sein Comeback feierte, parierte Thomas Kraft noch einen Schuss von Union-Kapitän Torsten Mattuschka. Doch das achte Saisontor von Terodde konnte der Hertha-Keeper nicht verhindern.

Der Favorit kam nie richtig in Schwung, Ronnys Schüsse brachten lange keinen Erfolg, seine Pässe fanden keinen Abnehmer. Sami Allagui vergab die größte Chance der Heimelf in der ersten Halbzeit und köpfte aus sieben Metern genau in die Arme von Daniel Haas (32.). Erneut nach Vorarbeit von Mattuschka machte es Nemec im Durchgang per Kopf auf der Gegenseite besser. Die Unioner, die auf den erkrankten Michael Parensen verzichten mussten, spielten lange Zeit befreiter auf als die Hertha und waren durch Trainer Uwe Neuhaus perfekt auf das Derby eingestellt.

„Natürlich haben wir uns unglaublich schwergetan, haben nie zu unserem Spiel gefunden“, gestand Luhukay, der mit seinen Offensiv-Einwechslungen ein hohes Risiko ging. Doch wieder einmal retteten Hertha zwei Standards. „Wenn man sieht, wie einfach wir die Gegentore zugelassen haben, ist das Remis schon ärgerlich“, sagte Neuhaus.