Maria Höfl-Riesch scheidet nach wenigen Fahrsekunden aus, Viktoria Rebensburg verfehlt auf Position acht die erhoffte Medaille.

Schladming. Maria Höfl-Riesch machte sich in einem fragwürdigen WM-Rennen gerade für ihren Angriff auf die Bestzeit von Weltmeisterin Tina Maze bereit, als sie wegen des fürchterlichen Sturzes von Lindsey Vonn einen Aufschrei hinter sich hörte. Am Bildschirm im Startbereich war der Renn-Unfall ihrer amerikanischen Ski-Freundin zu sehen gewesen. Die Abfahrts-Olympiasiegerin schrie im Schnee liegend vor Schmerzen, musste nach einer Viertelstunde Behandlung mit einer schweren Knieverletzung per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Dort folgte kurze Zeit später die niederschmetternde Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes, Riss des Innenbandes und einen Bruch des Schienbeinkopfes im rechten Knie.

Für Höfl-Riesch („Das lässt einen nicht kalt“) war die Super-G-Fahrt am Dienstag in Schladming nach der Unterbrechung dann wegen eines „Leichtsinnsfehlers“ nach nicht einmal 20 Sekunden vorbei. Aber letztlich zählte für sie nach dem Start eines wegen Nebels mit dreieinhalb Stunden verspätet gestarteten Rennens etwas anderes.

„Ich bin jetzt erstmal froh, an so einem verrückten Tag, wo einiges passiert ist, dass ich heil unten bin. Den Sturz habe ich zum Glück nicht gesehen, aber er hat anscheinend fürchterlich ausgesehen“, erklärte die 28-Jährige. Das war auch der neuen Weltmeisterin aus Slowenien anzusehen. Sekunden nachdem sich die designierte Gesamtweltcupsiegerin an die Spitze des Klassements der ersten von insgesamt elf WM-Entscheidungen geschoben hatte, riss sie bei dem Unfall von Vonn im Zielraum entsetzt den Mund auf.

Wie Höfl-Riesch blieb auch Viktoria Rebensburg als Achte ohne die erhoffte Medaille. Fast hätte Veronique Hronek noch für eine Überraschung gesorgt – aber mit Startnummer 29 fuhr sie mit Top-Zwischenzeit an einem Tor vorbei. Lena Dürr schloss das nach 36 Startern abgebrochene, aber gewertete Rennen als 30. ab.

Rebensburg („Das war kein leichtes Rennen heute“) hob im Ziel etwas ratlos die Arme; der schlimme Sturz der viermaligen Gesamtweltcupsiegerin Vonn prägte das Bild einer denkwürdigen ersten Medaillen-Entscheidung in Schladming. Längst nicht alle waren mit dem Start des Rennens einverstanden gewesen. „Wir müssen uns der Jury beugen“, zeigte sich der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier schon vor der ersten Skirennfahrerin des Wettbewerbs nicht glücklich. „Wenn man nicht garantieren kann, dass es für alle gleich ist, soll man es sein lassen.“

Maier musste sich damit begnügen, dass seine vier Sportlerinnen gesund davon gekommen waren. Das Team-Ergebnis war nicht zufriedenstellend. An diesem Mittwoch (11.00 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) darf er beim Super-G der Herren auf einen Achtungserfolg von Tobias Stechert und Stephan Keppler hoffen – und auf bessere Bedingungen.

Mit den Widrigkeiten vom Dienstag kam Maze, der Medaillen in allen fünf Einzel-Wettbewerben zugetraut werden, am besten zurecht. Erst die ewige Warterei am Start, dann noch eine Unterbrechung wegen des Sturzes eines Pistenarbeiters. „Ich denke, ich habe einen guten Lauf gemacht“, befand die Riesenslalom-Weltmeisterin von Garmisch. An den TV-Mikrofonen fand sie nach ihrem Sieg vor der Schweizerin Lara Gut und der Amerikanerin Julia Mancuso schnell ihr Lachen wieder und sandte Rivalin Vonn Genesungswünsche. „Es war ein Schock, es ist nie schön zu sehen, wenn jemand stürzt. Ich hoffe, Lindsey geht es gut.“

Darauf hoffte auch Renn-Direktor Atle Skaardal, der zum WM-Auftakt das „Okay“ für den Wettkampf gegeben hatte. Stundenlang hatte er in seiner grünen Jacke auf der Piste gestanden und per Funk die Sicht auf den einzelnen Strecken-Abschnitten abgefragt. Mehr als zehnmal war wegen des Nebels über der Streicher-Piste der Start verschoben worden. Und dann wurde das Rennen auch noch vorzeitig beendet. „Jetzt ist es fast finster; es gab sicher schon schönere WM-Rennen“, sagte Höfl-Riesch.

Die deutschen Herren werden wohl nicht in die Reichweite der Favoriten wie Weltmeister Christof Innerhofer (Italien) oder Olympiasieger Aksel Lund Svindal (Norwegen) fahren können. Zuversicht haben sie aber dennoch.