Von Umsatzrekorden in Milliardenhöhe können die Klubs der 3. Liga vor dem Wiederanpfiff nach der Winterpause nicht mal träumen.

Köln. Im Armenhaus des deutschen Fußballs herrscht zum Start nach der Winterpause am Wochenende seltene Festtags-Stimmung. Das Ballyhoo um das Drittliga-Gipfeltreffen zwischen Spitzenreiter VfL Osnabrück und Top-Verfolger Karlsruher SC (Samstag, 14.00 Uhr) kann allerdings nur für einige Tage von den existenziellen Sorgen mehrerer Klubs ablenken. Angesichts der prekären Lage befasst sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) bereits mit der Planung lebenserhaltender Maßnahmen für ihren vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) verwalteten Unterbau.

„Mit dem neuen TV-Vertrag wird der Abstand zwischen der 2. und der 3. Liga noch größer werden. Wir müssen mit dem DFB diskutieren, was man tun kann, um die Klippe nicht zu groß werden zu lassen“, sagte DFL-Boss Christian Seifert bei der Bekanntgabe von milliardenschweren Umsatzrekorden für „seine“ beiden Top-Ligen: „Der Abstieg darf nicht bedeuten, dass man dann mit einem Bein in der Insolvenz steht.“ Schon mittendrin in der Zahlungsunfähigkeit ist Ex-Pokalfinalist Alemannia Aachen. Liga-Primus Osnabrück konnte die Insolvenz vor Monatsfrist bis auf Weiteres nur durch Millionen-Darlehen der Stadt abwenden, und bei Hansa Rostock gab die von Millionen-Schulden geplagte Führung zuletzt Garantie-Erklärungen auch nur noch für die laufende Spielzeit ab.

Die Ursachen für die Misere sind vielfältig - aber in aller Regel immer auch mehr oder weniger hausgemacht. Besonders großmannssüchtige Stadionprojekte und völlig aus dem Ruder gelaufene Folgekosten haben Aachen und Osnabrück, aber auch Klubs wie die Ex-Bundesligisten Rostock und Arminia Bielefeld in Verbindung mit Management-Fehlern und überhöhten Spieler-Gehältern aus der Bahn geworfen. Hinzu kommen im Vergleich zur 2. Liga drastisch sinkende Einnahmen aus der TV-Vermarktung: Während die 36 Klubs in den beiden DFL-Ligen bald noch viel mehr als die derzeit 600 Millionen Euro unter sich verteilen dürfen, müssen in Liga drei 20 Vereine mit gerade einmal insgesamt 14 Millionen Euro auskommen.

Die Auswirkungen der geringeren Zuschauerzahlen sind vor diesem Hintergrund beinahe schon zu vernachlässigen. Eine Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte für die Saison 2011/12 verdeutlichte im vergangenen Herbst die Probleme. Demnach verzeichnete die 3. Liga als einzige Spielklasse mehrerer untersuchter Profiligen (Fußball, Handball, Eishockey, Basketball) einen Rückgang der Gesamterlöse, und zwar um alarmierende 11,5 Prozent. Der Umsatz aller Klubs betrug mit wenig mehr als 100 Millionen nicht einmal ein Drittel des Vergleichswertes für die 2. Liga. Entsprechend besorgniserregend sind die Bilanzwerte der „Sorgenkinder“.

Aachen plant wegen einer Liquiditätslücke von 1,5 Millionen Euro für einen Neuanfang in der Regionalliga, Osnabrück drücken nach einem Vorjahres-Minus von fast 930.000 Euro Schulden von neun Millionen Euro, und Rostock kämpft mit geschätzt sieben Millionen Euro. Aufgrund des TV-Vertrags ist eine Besserung mittelfristig kaum zu erwarten. Schon vor Beginn der laufenden Saison schlugen viele Klubs Alarm. „Wirtschaftlich ist das Überleben in der 3. Liga auf Dauer unmöglich“, klagte Geschäftsführer Wolfgang Gräf von Ex-Zweitligist SV Wehen Wiesbaden, sein Kollege Klaus Brüggemann vom SV Babelsberg nannte seine Klasse eine „Geldverbrennungsliga“. Engelbert Kupka, zu Erstliga-Zeiten der SpVgg Unterhaching Präsident des Münchner Vorort-Klubs, sah die 3. Liga gar schon „finanziell auf der Intensivstation“ und inmitten eines „Desasters“.

Für Zweitliga-Absteiger ist ein schnellstmöglicher Wiederaufstieg neben dem Abschied von jeglichen Profi-Ambitionen geradezu ein Muss. Durch diesen Zwang jedoch setzt sich die „Todesspirale“ nach Ansicht des zuständigen DFB-Direktors Ulf Schott erst in Gang: „Der Großteil der Ausgaben wird in Spielergehälter investiert.“