Unternehmer hegt neue Pläne für eine Basketball-Bundesligamannschaft. Die Stadt würde Wilhelmsburg als Standort begrüßen.

Hamburg . Dienstagmittag war Schlüsselübergabe. Der Gebäudekomplex Am Inselpark, Baukosten rund 13 Millionen Euro, wird vom 26. April bis zum 13. Oktober der Internationalen Gartenschau (igs) als Blumenhalle dienen. Hier werden exotische Pflanzen ausgestellt. Auch für die Nachnutzung ist vom kommenden Jahr an Außergewöhnliches vorgesehen. Das Zentrum der Elbinsel könnte irgendwann die Heimstätte einer Hamburger Basketball-Bundesligamannschaft werden. In der umgebauten Halle fänden 3500 Zuschauer Platz. Stadt und Bezirk würden diese Entwicklung begrüßen.

Noch sind das Visionen, aber erstmals seit vier Jahren gibt es wieder ernsthafte Pläne, ein Bundesligateam nach Hamburg zu holen. Der Hamburger Unternehmer Wolfgang Sahm, 50, Geschäftsführer der Sahm Consulting GmbH, hat sein Konzept der Handelskammer, Sportsenator Michael Neumann und Sportamtsdirektor Thomas Beyer vorgestellt. An seiner Seite präsentiert Pascal Roller, 36, das Projekt. Der ehemalige Nationalspieler begleitet als Berater der Frankfurter Sportmarketingagentur United die Bemühungen Sahms. Die sind in Gesprächen mit Sponsoren, Investoren und Behörden so weit fortgeschritten, dass Roller sagt: "Es ist nicht mehr die Frage, ob Hamburg ein Basketball-Bundesligateam bekommt, sondern nur noch, wann."

Die Stadt biete alle Voraussetzungen, das Fundament einer Erstliga-Mannschaft sei mit vier Teams in den Nachwuchs-Bundesligen JBBL und NBBL längst vorhanden. "Basketball passt perfekt nach Hamburg, das Interesse an diesem Sport ist hier groß, zudem wollen die Liga und ihre Sponsoren Mannschaften in den Metropolen." Roller würde, wenn alles klappt, Sportdirektor des neuen Teams werden.

Schon zur Saison 2013/2014, die im September beginnt, könnten die "Hamburg Towers", so der vorläufige Name der Mannschaft, auf Korbjagd gehen. Möglich wäre das mit einer Wildcard der Basketball-Bundesliga (BBL). Die vergeben die BBL-Gesellschafter Ende April. Wichtigste Voraussetzung ist ein solide finanzierter Etat. Die Signale aus der Zentrale in Köln sind positiv, Hamburg gehöre auf die Landkarte der Liga. In den vergangenen Jahren hatte die BBL wiederholt versucht, den Standort aufzupäppeln. Die Vergabe der Pokalendrunde von 2007 bis 2009 in die damalige Color-Line-Arena war eine der Maßnahmen. Sie blieben letztlich alle erfolglos. Am Ende fehlte stets Geld. Ein Bundesligateam, das die Play-offs (Tabellenplätze eins bis acht) erreichen kann, kostet rund vier Millionen Euro pro Jahr. Spitzenmannschaften wie Meister Bamberg, Alba Berlin und Bayern München geben das Doppelte aus.

Für den Spielort gibt es verschiedene Optionen, allein die O2 World scheidet aus. Für ein drittes Hometeam neben den Freezers und den HSV-Handballern fehlen der Arena die Termine. Die Stadt zieht es ohnehin nach Wilhelmsburg. Die Förderung dieses Stadtteils hat im Senat Priorität. In Wilhelmsburg leistet der ehemalige Profi und Nationalspieler Marvin Willoughby, 34, seit Jahren Sozial- und Jugendarbeit.

Unter dem Namen Piraten Hamburg trainieren bei ihm zwei Nachwuchs-Bundesliga-Mannschaften. 2006 gehörte Willoughby zu den Gründern des Vereins Sport ohne Grenzen, der mit der Benno und Inge Behrens-Stiftung eng zusammenarbeitet. Aus dieser Initiative entstand die InselAkademie (siehe Infowinkel), die Breiten- wie Spitzensport fördert, betreutes Wohnen und Schularbeitshilfen anbietet. Auch Willoughby möchte in die Erste Liga, nur auf anderem Weg und auch nicht sofort: "Wir wollen etwas von unten nach oben aufbauen. Nur dann ist garantiert, dass genug Substanz vorhanden ist, um ein eventuelles Erstligateam in Hamburg halten zu können. Strukturen sind für mich wichtiger als Geld." Am Freitag hat Willoughby einen Termin bei Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, am 25. Januar trifft er sich erneut mit Sahm und Roller. Mit Roller hat er in der Nationalmannschaft gespielt. Man kennt und schätzt sich seit Langem. Zur Kooperation mit beiden ist Willoughby bereit, die Stadt würde ein gemeinsames Vorgehen begrüßen.

"Das wäre optimal, beide Projekte können sich hervorragend ergänzen", sagt Sportamtsdirektor Beyer, "wir wollen nicht nur das klassische Vermarktungskonzept einer Profisportart. Als Stadt wünschen wir uns einen handfesten Unterbau, am Ende sollten Hamburger Jugendliche in die Spitzenteams hineinwachsen können." Wilhelmsburg, acht S-Bahn-Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, wäre für Beyer und Sportsenator Neumann ein exzellenter Standort. Dort passt Basketball ideal in die Dekadenstrategie Sport des Senats, die über attraktive Sportangebote auch die Aufwertung bislang vernachlässigter Quartiere vorsieht.

Der bisher letzte Versuch, ein BBL-Team in Hamburg zu etablieren, scheiterte Anfang 2009. Der US-Investor Henry Feinberg und sein Geschäftsfreund Steven M. Julius wollten einen Kader zusammenstellen, der die Nummer eins in Europa werden sollte. Dafür wäre zum Start ein Etat von zehn bis zwölf Millionen Euro nötig gewesen. Feinberg und Julius, die sich im November 2008 eine Woche lang im deutschen Basketball umsahen, Bundesligaspiele besuchten und in der Handelskammer Hamburg ihre Ideen vorstellten, sahen darin kein Problem. Die internationale Finanzkrise begrub kurze Zeit später die hochtrabenden Pläne.

Zuletzt spielte mit den BCJ Tigers eine Hamburger Mannschaft in der Bundesliga. Sie stieg 1999 auf und zwei Jahre später ab. 2002, nach dem erneuten Aufstieg, kam das Aus. Der überschuldete Club erhielt keine Lizenz, Mäzen Jens Holtkötter konnte danach die Insolvenz nicht mehr abwenden.