Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Insgeheim wird Martin Heuberger dann doch nicht mit dem Schicksal gehadert haben. Die Absage und Verletzungen der Rückraumschützen Glandorf und Kaufmann sowie des Weltklasse-Linksaußen Gensheimer haben dem Handball-Bundestrainer plötzlich die Möglichkeit eröffnet, die überfällige Verjüngung der Nationalmannschaft konsequenter voranzutreiben, als er es einst selbst geplant hatte. Zwar ist die Weltmeisterschaft in diesem Monat in Spanien ein bedeutendes Turnier, doch diese sind im Handball derart inflationär, dass man eine WM auch mal als Experimentierfeld nutzen darf. Die Erwartungen an Heubergers Team sind nach Platz elf bei der WM 2011, Platz sieben bei der EM 2012 und der verpassten Olympiateilnahme ohnehin gering.

Es ist ein Umbruch zur rechten Zeit, dreieinhalb Jahre vor den nächsten Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, die die deutschen Handballer auf keinen Fall versäumen sollten - ansonsten droht der Sportart ein wohl ernsthafter Imageschaden. So weit muss es nicht kommen, denn der Nachwuchs hat Talent. Das hat er nicht nur unter dem Junioren-Nationaltrainer Heuberger demonstriert, der mit seinen Teams 2009 und 2011 Weltmeister wurde. Auch in der Bundesliga haben Spieler wie Fäth, Reichmann und Schmidt ihre Tauglichkeit für höhere Aufgaben nachgewiesen und maßgeblich zum hervorragenden Saisonverlauf des Low-Budget-Teams HSG Wetzlar beigetragen. Das Risiko, das Heuberger gehen muss, scheint also begrenzt. Und das Beste daran ist, dass es gar kein Risiko ist.