Petkovic musste ihr Match gegen Australien wegen einer Knieverletzung unter Tränen aufgeben. Zuvor hatte ihr Partner Haas verloren.

Perth. Andrea Petkovic konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Schluchzend saß sie auf der Bank, das Gesicht verzerrt. Vor Schmerz? Vor Verzweiflung? Hinter der Bande schlug Vater Zoran die Hände vors Gesicht. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Bereits im ersten Spiel der neuen Saison verweigerte Petkovic' Körper erneut den Dienst. Beim Hopman Cup in Perth streikte wieder einmal das rechte Knie. Ein Schock für Deutschlands ehemals beste Tennisspielerin.

6:4 hatte Petkovic gerade den ersten Satz gegen die junge Australierin Ashleigh Barty für sich entschieden und war auf dem Weg, die 6:7 (6:8), 6:3, 5:7-Niederlage ihres Teamkollegens Tommy Haas gegen Bernard Tomic auszugleichen. Bange Sekunden später die Gewissheit: Ihr Seuchenjahr 2012 endet so, wie es angefangen hat: Mit einer Verletzung. Die genaue Diagnose musste bis zur Kernspin-Untersuchung am Sonntagmorgen (Ortszeit) warten.

Drei Grand-Slam-Turniere und die Olympischen Spiele hatte Petkovic im Jahr 2012 wegen einer Stressfraktur im Rücken und eines Bänderrisses absagen müssen. Wenn es überhaupt etwas Positives an ihrer Misere gab, dann war es ihr rechtes Knie, das keine Probleme bereitete.

Jahre zuvor war es ihre Schwachstelle gewesen: 2008 riss das Kreuzband, es war der Beginn der Leidenszeit und eine Energieleistung, auf den Platz zurückzukehren. Im Jahr 2011 strapazierte Petkovic ihren Körper und spielte trotz eines Meniskuseinrisses weiter. Später versprach sie, in Zukunft Geduld zu beweisen, „obwohl das noch nie meine Stärke war“.

Geduld, vor allem aber Leidensfähigkeit, muss Petkovic nun mehr denn je aufbringen. Die Zweifel, die sich „sehr schnell einstellen, wenn man auf dem Sofa liegen muss und den anderen im Fernsehen beim Spielen zusieht“, werden wiederkommen. Dabei hatte sich Petkovic für das Jahr 2013 doch so viel vorgenommen.

Mit Tommy Haas wollte sie das Mixed nachholen, das bei den Sommerspielen in London nicht zustande gekommen war. Mit Beginn des Jahres sollte auch die Aufholjagd in der Weltrangliste starten. Von Platz neun bis auf Platz 192 war Petkovic zwischenzeitlich zurückgefallen, derzeit steht sie auf Rang 126.

Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner hatte nie an der Rückkehr ihres einstigen Aushängeschilds gezweifelt. „Ich glaube zu hundert Prozent, dass sie es wieder in die Top 15 schafft“, sagte Rittner dem SID und erklärte: „Wenn Petko auf ihren Körper hört und sich nicht wieder verletzt, wird sie 2013 ihren Weg zurückgehen. Sie ist einfach zu gut und zielorientiert.“

Nur 45 Minuten dauerte es in der neuen Saison, bis Rittners „wenn“ bittere Realität wurde.