Lewis Holtby kündigte seinen Abschied beim FC Schalke zum Saisonende an. Nun wird bereits über einen Wechsel zur Winterpause spekuliert.

Gelsenkirchen. Lewis Holtby hat Schalke 04 nach monatelangem Vertragspoker einen Korb gegeben und hofft nun auf den ganz großen Wurf. Seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bei den Königsblauen wird der 22 Jahre alten Spielmacher nicht verlängern, stattdessen winken nun noch mehr Millionen - wahrscheinlich in England, der Heimat seines Vaters. Auf einen Abschied mit Glanz und Gloria auf Schalke darf Holtby allerdings nicht mehr spekulieren. Ganz im Gegenteil.

„Scheiß Söldner“ war noch eines der netteren Statements, die Holtby auf seinem Facebook-Profil zu lesen bekam. Ein weiterer User schrieb: „Er bleibt bis zum Saisonende? Oh, bitte nicht!“ Schon die heftigen Reaktionen der Fans machen klar: Entweder Holtby geht sofort - oder er braucht ein ganz dickes Fell.

„Wir haben uns gewünscht, dass Lewis seine Zukunft auch über die Spielzeit hinaus beim FC Schalke 04 sieht“, sagte Horst Heldt, nachdem ihm Holtby endgültig abgesagt hatte. Im Gespräch mit dem Reviersport stellte der Schalker Sportvorstand klar: „Bisher gibt es keine Anfrage. Der Berater hat uns mitgeteilt, dass Lewis seinen Vertrag bis zum Saisonende erfüllen will.“

Realistischer ist allerdings, dass sich Schalke schon für eine recht überschaubare Ablösesumme im Winter von Holtby trennen wird. Nach der Entlassung von Huub Stevens und dem Absturz auf den siebten Platz können die Königsblauen nichts weniger gebrauchen als Unruhe im Umfeld.

Und die würde es vor allem bei den Fans geben, sollte Holtby noch einmal den Rasen der Arena betreten. „Entweder pack' Deine Sachen und geh, oder pack' Deine Sachen und fahr'!“, schrieb ein enttäuschter Fan in Holtbys Facebook-Tagebuch, und ein anderer fügte hinzu: „Hauptsache, wir können dich noch in der Winterpause zu Geld machen.“

Holtby, früher so etwas wie der Schalker Social-Media-König, schweigt seit Wochen. Heldt sagte, dass Holtby ähnlich wie Top-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar eine persönliche Entscheidung getroffen habe, die man respektiere: „Wir sind uns sicher, dass er bis zum letzten Spieltag der Saison alles dafür geben wird, zum sportlichen Erfolg unserer Mannschaft seinen Beitrag zu leisten.“

Holtbys sportlicher Beitrag war ähnlich dem von Huntelaar, der seinen auslaufenden Vertrag auf Schalke im Gegensatz zum deutschen Nationalspieler verlängert hat, zuletzt mehr als bescheiden. Die sportliche Talfahrt des Champions-League-Achtelfinalisten ging in der Bundesliga einher mit dem Vertragspoker der beiden Schlüsselspieler. Und so hervorragend Holtbys Leistungen zu Saisonbeginn waren, so schwach waren sie zuletzt. Auch im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Jens Keller, dem 1:2 im Pokal-Achtelfinale gegen Mainz 05, stand Holtby nicht mehr in der Startelf.

Ob dies künftig anders sein wird, ist offen - zumal noch nicht einmal der Arbeitgeber bekannt ist. Spekulationen, Bayern München wolle ihn verpflichten und dann erst mal ausleihen, bestritt Holtbys Manager Marcus Noack am Donnerstag nachdrücklich. Wahrscheinlicher könnte ein Wechselt ins Fußball-Mutterland England sein, mit dem Holtby schon seit Jahren kokettiert.

Sein Vater Chris, ein Falkland-Veteran und später in Mönchengladbach stationiert, ist nicht nur Engländer, sondern auch noch glühender Verehrer des FC Everton. Und die Toffees sollen ebenso zu den Interessenten gehören wir Tottenham Hotspur, der FC Liverpool und der FC Arsenal, bei dem schon Lukas Podolski und Per Mertesacker untergekommen sind. Als die Schalker Ende Oktober in der Champions-League-Gruppenphase bei den Gunners antraten, war die Vorfreude bei Holtby riesig gewesen: „Ich habe extra 20 Tickets besorgt“, sagte er, für seine Verwandten: „Sie wohnen in Newcastle, Birmingham und Wimbledon - und alle kommen jetzt im Stadion zusammen. Ich liebe England.“