Die Münchner beendeten die Gruppenphase gegen Bate Borissow mit einem 4:1-Sieg. Nun könnte schon im Achtelfinale ein Kracher warten.

München. Dem FC Bayern München droht bereits im Achtelfinale der Champions League ein Hammerlos. Der Vorjahresfinalist, der sich durch das 4:1 gegen Bate Borissow den Gruppensieg sicherte, könnte schon wieder auf Real Madrid treffen. Die Wahrscheinlichkeit des Krachers ist hoch, da für den spanischen Meister lediglich fünf der acht Gruppenersten als Gegner infrage kommen. Denn Klubs aus dem eigenen Land (FC Barcelona, FC Malaga) sowie Borussia Dortmund als Vorrundengegner scheiden als mögliche Real-Kontrahenten aus. Das schwerste Los für Dortmund unter den Gruppenzweiten wäre wohl der AC Mailand.

Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer sieht daher auch keine Veranlassung dazu, nach dem Novum von drei deutschen Gruppensiegern in der Champions League in Euphorie auszubrechen. Es freue ihn „natürlich für den deutschen Fußball“, dass Borussia Dortmund, Schalke 04 und der FC Bayern jeweils als Gruppenerste ins Achtelfinale der Königsklasse einziehen konnten. „Aber was ist denn unser Anspruch? Dass wir uns freuen, dass wir die Vorrunde in der Champions League mit drei deutschen Mannschaften überstanden haben? Also, das wundert mich schon ein bisschen“, erklärte Sammer nach dem Sieg der Bayern am Mittwochabend.

Für den langjährigen Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) müssen die Ziele deutlich höhergesteckt werden. „Wir feiern das, als hätten wir schon das geschafft, was wir mal in der Vergangenheit geschafft haben, Titel zu gewinnen“, sagte Sammer: „Jetzt geht es ja los.“ Nationalstürmer Mario Gomez äußerte sich ähnlich: „Es bringt nichts, Gruppensieger zu werden. Du musst auch danach noch ein paar Spiele gewinnen, um erfolgreich zu sein.“

Die Bayern hatten ihr erstes Etappenziel auf dem Weg nach Wembley souverän erreicht. Der deutsche Fußball-Rekordmeister gewann gegen Borissow mit einer besseren B-Elf im Schongang. Torjäger Mario Gomez stellte mit seinem Treffer in der 22. Minute vor 68.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena früh die Weichen für die Bayern, die das Hinspiel gegen Borissow noch mit 1:3 verloren hatten. In Unterzahl erzielten Thomas Müller (54.), Xherdan Shaqiri (66.) und David Alaba (83.) die weiteren Treffer der Münchner. Für den einzigen Schönheitsfehler sorgte Jegor Filipenko (89.).

Allerdings war der Sieg teuer erkauft: Jerome Boateng sah in der 50. Minute wegen groben Foulspiels die Rote Karte und fehlt den Münchnern, denen der Einzug in die K.o.-Runde bereits rund 35 Millionen Euro an Einnahmen beschert hat, im Achtelfinale.

Die Auslosung der K.o.-Runde, die im Februar und März ausgespielt wird, findet am 20. Dezember im schweizerischen Nyon statt. Die Bayern sind gesetzt und haben im Rückspiel gegen einen der Gruppenzweiten Heimrecht. Als Gegner drohen allerdings unter anderem Real Madrid oder der AC Mailand. Das Finale der Königsklasse findet am 25. Mai 2013 im Wembley-Stadion statt.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes hatte im Gegensatz zum 1:1 am Samstag im Gipfeltreffen gegen Borussia Dortmund gleich sieben Veränderungen in der Startformation vorgenommen, um seine Stars für den Weihnachts-Endspurt zu schonen. Die Viererkette vor Torwart Manuel Neuer war komplett neu. Rafinha, Boateng, Daniel van Buyten und Diego Contento ersetzen Philipp Lahm, Dante, den verletzten Holger Badstuber und Alaba. Zudem rutschten Anatoli Timoschtschuk, Shaqiri und Gomez ins Team.

Die neuformierte Mannschaft um Kapitän Bastian Schweinsteiger war von Beginn an überlegen, hatte aber erst einmal etwas Mühe, Druck aufzubauen. Den Aktionen fehlten meist die Präzision und vor allem das Überraschungsmoment.

Dennoch kam Gomez gleich in der Anfangsphase bei seinem ersten Champions-League-Einsatz von Beginn an in dieser Saison zweimal in aussichtsreiche Schussposition. Dem 27-Jährigen versprang aber der Ball. Zudem verpasste van Buyten eine Timoschtschuk-Hereingabe knapp (15.).

Sieben Minuten später war es aber soweit: Nach starker Vorarbeit von Shaqiri war Gomez zur Stelle und drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Für den Torjäger war es nach monatelanger Verletzungspause sein zweiter Treffer in dieser Saison. Auch in der Folge blieben die Münchner gegen die schwachen Gäste am Drücker ohne spielerisch zu glänzen.

Hektisch wurde es gleich nach dem Wechsel. Nach einer unnötigen Attacke von Boateng gegen Artem Konzewoi kurz hinter der Mittellinie zückte Schiedsrichter William Collum aus Schottland sofort Rot. Die Bayern zeigten sich aber nicht beeindruckt und schlugen kurz darauf eiskalt durch Müller zu, dessen Tor aber aus Abseitsposition fiel.

Heynckes nahm den Torschützen daraufhin vom Platz und brachte Dante, der Boateng in der Abwehr ersetzte. Trotz Unterzahl ließen die Bayern nichts mehr anbrennen. Shaqiri erhöhte nach Flanke von Gomez sogar noch. Ab der 69. Minute war aber wieder personell Gleichstand hergestellt, da Dennis Poliakow nach einer Schwalbe Gelb-Rot sah. Nach einer Ecke von Franck Ribery erhöhte der wie der Franzose eingewechselte Alaba auf 4:0, dann traf Filipenko.

Bei den Bayern verdienten sich der fleißige Shaqiri und Gomez die besten Noten.

Statistik:

Bayern München: Neuer – Rafinha, van Buyten, J. Boateng, Contento - Tymoschtschuk, B. Schweinsteiger (72. Ribery) – T. Müller (54. Dante), T. Kroos (64. Alaba), Shaqiri – M. Gomez

FC BATE Borissow: Gorbunow – Poljakow, Radkow, Filipenko, Bordatschew (84. Jurewitsch) – Baga – Olechnowitsch, A. Wolodko - Konzewoi (58. Renan), A. Hleb – W. Rodionow (66. Wassiljuk)

Schiedsrichter: William Collum (Schottland) – Zuschauer: 68.138

Tore: 1:0 M. Gomez (22.), 2:0 T. Müller (54.), 3:0 Shaqiri (65.), 4:0 Alaba (83.), 4:1 Filipenko (89.)

Gelbe Karten: Rafinha – Wassiljuk

Gelb-Rot: Keine – Poljakow (69./wiederholtes Foulspiel)

Rot: J. Boateng (51./Foulspiel) – Keine