Einen Treffer schoss er selbst, drei Tore bereitete er mustergültig vor. Beim 4:1 von Meister Dortmund in Amsterdam lief Mario Götze zu großer Form auf. Seine Gala verhalf dem BVB ins Achtelfinale der Champions League.

Amsterdam. Erneutes Pech für Sven Bender: Der Dortmunder Mittelfeldspieler hat sich im Champions-League-Spiel des deutschen Meisters bei Ajax Amsterdam (4:1) am Mittwoch wahrscheinlich einen Nasenbeinbruch zugezogen. „Danach sieht es jedenfalls aus“, sagte Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel. Bei einer unglücklichen Aktion bekam Bender den Ellbogen von Amsterdams Eyong Enoh ins Gesicht und musste sich sofort auswechseln lassen. Aber auch für Enoh war das Spiel beendet, er zog sich eine Ellbogen-Prellung zu. Bender hatte sich vor fast genau einem Jahr beim Champions-League-Spiel des BVB beim FC Arsenal (1:2) schon einmal eine schwere Gesichtsverletzung zugezogen.

Im Mittelpunkt des Spiels stand allerdings Mario Götze. Erneut gab es Vergleiche mit Lionel Messi, wieder einmal eine Gala mit sehenswertem Tor. Fußball-Europa verneigt sich vor dem BVB-Juwel. Das 4:1 (3:0) über Ajax Amsterdam in der Champions League beförderte Götze ins Rampenlicht des internationalen Fußball. Nur vier Tage nach seinem zauberhaften Treffer gegen Greuther Fürth in der Bundesliga brillierte der Nationalspieler auch in der Champions League. „Mario spielt auf einem unglaublichen Niveau. Mit 20 Jahren ist das überragend“, kommentierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc euphorisch.

Dank Götze krönte sich der BVB vorzeitig zum Sieger der wohl stärksten Gruppe des Wettbewerbs. Einen Treffer und drei Assists trug der Jungstar zum ersten Einzug des Revierclub in die Runde der letzten 16 Mannschaften seit zehn Jahren bei. Die Folgen seiner Schambeinentzündung, die ihn fast die gesamte Rückrunde der vorigen Meistersaison gekostet hatte, scheinen vollends überwunden. Mit den Schmerzen schwanden die Zweifel. „Ich bin einfach froh, dass ich wieder gesund bin und mich sehr gut fühle. Das ist wichtig für mich und für die Mannschaft“, sagte Götze.

Im Kreis solcher Edeltechniker wie Marco Reus oder Ilkay Gündogan sticht der Professoren-Sohn dank seiner Handlungsschnellligkeit noch hervor. Zum großen Vergnügen von Jürgen Klopp ist Götze auf gutem Weg, auch seine von vielen Beobachtern als einziges Manko empfundene Abschlussschwäche abzustellen. Die Vorstellung des Ausnahmetalents bezeichnete der Fußball-Lehrer zwar als „außergewöhnlich“, aber auch - eher nüchtern – als absehbar und seinen „Fähigkeiten entsprechend“.

Die vielen Lobeshymnen auf Götze veranlassten Klopp vielmehr zu einem Hinweis auf die neuen Qualitäten des Dortmunder Kollektivs. Anders als noch bei den mitunter beschämenden Auftritten der Borussia in den vergangenen beiden Europapokal-Jahren gehört das inflationäre Auslassen von Torchancen der Vergangenheit an.

Im Stile einer internationalen Spitzenmannschaft machte der Double-Sieger in Amsterdam fast aus jedem Torabschluss einen Treffer. Das Plus des Gegners beim Ballbesitz fiel deshalb nicht ins Gewicht. Marco Reus, (8. Minute), Götze (36.) und Robert Lewandowski (41./67.) sorgten für den hochverdienten Sieg. „Inzwischen sind wir in den entscheidenden Momenten da. Das gibt eine andere Sicherheit und war ausschlagend für den Gruppensieg“, urteilte Götze.

Weil der führende BVB (11 Punkte) den direkten Vergleich mit Real Madrid (8) gewonnen hat, geht er aus der Pole-Position in das Achtelfinale – unabhängig vom Ausgang der letzten Gruppenpartie in zwei Wochen gegen den englischen Meister Manchester City. Kevin Großkreutz wertete das als Indiz für gewachsene Reife: „Wahnsinn, wir haben in jedem Gruppenspiel den Gegner beherrscht.“

Eine derartige Dominanz gegen solch arrivierte Gegner erfüllte auch Klopp mit Stolz: „Wir müssen das nicht kleinreden. Es ist ein großer Moment für uns. Gleichzusetzen mit dem DFB-Pokalfinale.“ Nervige Kommentare über die Naivität seiner jungen Mannschaft muss der Coach vorerst nicht mehr ertragen. „Man hat uns vorgeworfen, dass wir den deutschen Fußball nicht richtig repräsentieren. Das stand zwar nicht unbedingt auf unserer Rechnung. Aber trotzdem ist uns lieber, wenn das nicht mehr gesagt wird“, meinte der BVB-Coach.

Nur einer hatte wenig Grund zur Freude. Beim Blick in den Spiegel erlebte Sven Bender ein Déjà-vu. Nach erster Diagnose zog sich der Pechvogel einen Nasenbeinbruch und damit die dritte Gesichtsverletzung binnen eines Jahres zu. In der vorigen Saison hatte ihn ein doppelter Kieferbruch lange außer Gefecht gesetzt. Noch vor wenigen Wochen musste er wegen einer Augapfelprellung pausieren. „Sein Gegenspieler ist mit einer Ellenbogenprellung ausgewechselt worden. Das sagt eigentlich alles“, klagte Klopp.

Die Statistik


Amsterdam: 1 Vermeer - 24 van Rhijn, 3 Alderweireld, 4 Moisander, 17 Blind - 6 Enoh (ab 63. Hoesen) , 5 Poulsen (ab 46. Schöne), 8 Eriksen - 27 Lukoki, 10 de Jong, 21 Boerrigter (ab 73. Fischer) - Trainer: de Boer

Dortmund: 1 Weidenfeller - 26 Piszczek, 4 Subotic, 15 Hummels, 29 Schmelzer - 6 Sven Bender (ab 63. Perisic), 8 Gündogan - 10 Götze (ab 70. Blaszczykowski), 11 Reus (ab 79. Schieber), 19 Großkreutz - 9 Lewandowski. - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal)

Zuschauer: 45.000

Tore: 0:1 Reus (8.), 0:2 Götze (36.), 0:3 Lewandowski (41.), 0:4 Lewandowski (67.), 1:4 Hoesen (86.)