Nach einem Schiedsrichterball ging Donezk-Spieler Adriano ungehindert aufs Tor zu und traf. Nicht nur für Gegner Nordsjaelland ein Skandal.

Nordsjaelland/Berlin. Nachdem „Schachtjor-Schurke“ Luiz Adriano mit der unsportlichsten Aktion der bisherigen Champions-League-Saison für Wut und Empörung gesorgt hatte, musste der Brasilianer noch froh sein, das Spielfeld unverletzt verlassen zu haben. „Wir haben ihn danach ein paar Mal hart angegangen, aber das war nicht genug. Ich hatte große Lust, ihn umzuhauen. Aber das musste ja alles im erlaubten Rahmen bleiben“, sagte sein Gegenspieler Jores Okore vom dänischen Meister FC Nordsjaelland nach der 2:5-Niederlage gegen Donezk: „Es war schwer für mich, kühlen Kopf zu bewahren. Sowas habe ich noch nie erlebt.“

Es war die 26. Minute, als sich Adriano mit dem Skandal-Tor des Jahres nicht nur in Dänemark zur neuen Hassfigur machte. Auch auf seiner Facebook-Seite wurde er übel beschimpft.

„Eine Unsportlichkeit, die ihresgleichen sucht“, sagte Sky-Experte Lothar Matthäus. „Schachtjor, was erlaubt ihr euch? Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit“, kommentierte die italienische Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport. Der dänische Nationalcoach Morten Olsen schimpfte: „Dafür sollte es mehrere Spiele Sperre geben. Alles andere wäre eine Bankrotterklärung.“

Der europäische Fußballverband Uefa hat am Mittwochabend ein Disziplinarverfahren gegen Luiz Adriano wegen des Verstoßes gegen „grundlegende Verhaltensregeln“ eröffnet. Ein Urteil wird am kommenden Dienstag gefällt.

Doch was war passiert? Nach einem Schiedsrichterball seines Teamkollegen Willian, der eigentlich zum dänischen Torhüter Jesper Hansen gehen sollte, schnappte sich Adriano den Ball und sprintete los. An den verdutzten Abwehrspielern vorbei, alleine aufs Tor zu. Der völlig überrumpelte Hansen machte zwar noch einige verzweifelte Anstalten, den Ball abzuwehren, doch Adriano lief an ihm vorbei und erzielte das zwischenzeitliche 1:1.

„Adriano hat gesagt, es sei Instinkt gewesen. Ich entschuldige mich dafür“, erklärte Donezk-Coach Mircea Lucescu bei der Pressekonferenz. Der ganze Vorfall war dem Rumänen sichtlich unangenehm, zumal auch die sofortige Wiedergutmachung kläglich scheiterte.

Ein Teil der Gäste-Akteure wollte den Fauxpas des „Schachtjor-Schurken“ (Extrabladet) ausgleichen und Nordsjaelland ohne Gegenwehr ebenfalls einen Treffer erzielen lassen. Allerdings hatte sich das nicht in alle Teile des Teams herumgesprochen - Taras Stepanenko verhinderte die Fair-Play-Geste.

Diese hätte vielleicht auch Nordsjaellands Trainer und Spieler beruhigen können. „In meiner Welt war dies ein unsportliches Verhalten und eine Rote Karte wäre angemessen gewesen“, sagte Coach Kaspar Hjulmand. Und Kapitän Nicolai Stokholm erklärte: „Ich habe auf meine Armbinde herunter geschaut. Da steht etwas von Respekt. Davon haben wir nicht viel gesehen.“

Dem vermeintlichen Übeltäter störte auf dem Spielfeld die Anfeindungen seiner Gegner offensichtlich nicht. Er legte in der zweiten Halbzeit noch die Tore zum 4:2 und 5:2 nach. „Ich bin froh über alle meine Tore, auch über das erste“, sagte Adriano bei der Abreise dem Ekstrabladet.

Die Dänen hoffen auf eine nachträgliche Bestrafung. „Ich weiß nicht, was angemessen ist“, sagte Trainer Hjulmand: „Aber wenn wir es mit Fair Play im Fußball ernst meinen, müssen wir gegen so etwas hart vorgehen.“ In einem ähnlich gelagerten Fall wurde ein Spiel des englischen FA Cup 1999 zwischen dem FC Arsenal und Sheffield United übrigens wiederholt ...