Der VfL Bochum schaffte trotz eines 1:2-Rückstands gegen den SV Sandhausen noch ein 5:2. Hertha am Montag gegen St. Pauli.

Berlin. Im August waren sie Frühstarter, im September bewiesen sie als Außenseiter einen erstaunlich langen Atem. Spätestens im Oktober kamen erste Stimmen auf, das Phänomen werde unmöglich lang anhaltend sein, und auch jetzt noch, Mitte November, heißt es: „Irgendwann werden die auch mal schwächeln.“ Unterschwellig klingt die Hoffnung auf das Wort „müssen“ durch: Irgendwann müssen die doch mal schwächeln!

Müssen sie nicht. Das 3:0 (1:0) gegen den FC Ingolstadt war am Samstag bereits der zehnte Saisonsieg für Eintracht Braunschweig. Seit dem zweiten Spieltag steht das Team von Torsten Lieberknecht ununterbrochen auf Platz eins der Zweitliga-Tabelle; selbst im Falle eines Heimsieges von Hertha BSC im Montagabendspiel gegen den FC St. Pauli beträgt der Vorsprung auf diese dann zweitplatzierten Berliner fünf Punkte; und so oder so haben die Niedersachsen kurz vor Ende der ersten Halbserie bereits neun Punkte Vorsprung auf Platz vier.

Der Sieg gegen Ingolstadt war im Grunde prototypisch für das Braunschweiger Spiel 2012/13: kein Fußballspektakel, aber solides Handwerk – und gnadenlos effektiv obendrein. Torjäger Domi Kumbela besorgte kurz vor der Pause die Führung (38.), im rechten Moment führte der Deutsch-Kongolese auch die Entscheidung herbei (75.), ehe er kurz vor Schluss mit einer Vorlage auf Schütze Gianluca Korte auch am dritten Treffer einen Anteil hatte.

Trotz dieses Solisten ist Braunschweigs hervorragende Stärke das Kollektiv. Die feinen Techniker und gestandenen Bundesliga-Fußballer spielen woanders, in Kaiserslautern oder bei Hertha BSC etwa, bei den ersten Verfolgern der Eintracht. Der FCK distanzierte am Freitag zu Hause mit Energie Cottbus einen Gegner 1:0 (1:0), der seinerseits den Sprung auf einen der Aufstiegsplätze verpasste. Auch die in Braunschweig letztlich klar unterlegenen Ingolstädter konnten als Tabellenfünfter nicht Kontakt nach ganz oben herstellen. Aus dem Statement von FCI-Trainer Thomas Oral klang unüberhörbar Respekt vor dem Tabellenführer: „Wir sind kein Spitzenteam, das habe ich in den vergangenen Wochen immer wieder gesagt. Wir müssen aus solchen Spielen lernen.“

Der Tabellenkeller stand in den Spielen am Sonntag im Blickpunkt. Der VfL Bochum war zwischenzeitlich schon auf dem Tiefpunkt – Platz 18 – angekommen, schaffte trotz eines 1:2-Rückstands gegen den SV Sandhausen mit einem 5:2 (3:2) gegen Aufsteiger letztlich aber noch einen bemerkenswerten Befreiungsschlag. Dagegen erlitten die Sandhäuser nur eine Woche nach dem 1:6 zu Hause gegen Hertha prompt das nächste Debakel und bleiben Tabellenletzter. Mit-Aufsteiger Jahn Regensburg rettete gegen Union Berlin nach 2:0-Führung und 2:3-Rückstand immerhin noch ein 3:3 (2:1). Ein wichtiger Sieg, der erste der Saison vor heimischem Publikum obendrein, gelang dagegen dem MSV Duisburg beim 2:1 (1:1) gegen Erzgebirge Aue.

Ebenfalls am Sonntag hatte der TSV 1860 München für den fünften Trainerwechsel der Saison gesorgt. Was verschiedene Medien nach dem 0:2 am Freitagabend gegen den 1. FC Köln bereits spekuliert hatten, wurde am Sonntagmorgen mit der Beurlaubung von Reiner Maurer offiziell vollzogen. Sein Nachfolger ist Alexander Schmidt, der bisherige Trainer der Regionalliga-Mannschaft. Mit ihm soll der Anschluss an die Tabellenspitze wieder hergestellt werden – und der ewige Traum vom Aufstieg weiterleben. „Alex Schmidt ist keine Zwischenlösung“, sagte „Löwen“-Geschäftsführer Robert Schäfer. Er sprach von einer „Riesenchance“ für den 44 Jahre alten Fußballlehrer Schmidt, dessen Vertrag bis 2015 an die neue Position angepasst wurde: „Und er wird sie nutzen.“