Der einstige Aachener Europapokal-Teilnehmer wird ab dem Sommer in der Regionalliga starten. Fans reagierten mit Wut und Trauer.

Aachen. Die Spieler reagierten geschockt, die Fans wüteten vor dem Stadion: Fußball-Drittligist Alemannia Aachen muss wegen einer Liquiditätslücke von 4,5 Millionen Euro den bitteren Weg in die Insolvenz gehen. Am Ende soll ein Neuanfang in der Regionalliga stehen.

„Das ist der schwärzeste Tag in der Vereinsgeschichte. Mit diesem Desaster hätte keiner gerechnet“, kommentierte Aufsichtsratschef Meino Heyen Alemannias Totentanz ums Millionengrab Tivoli-Stadion. „Der Fehlbetrag würde jeden Monat deutlich mehr werden. Daher ist der Insolvenzantrag unvermeidlich“, sagte der Restrukturierungsbeauftragte Michael Mönig bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Freitag.

Die Anhänger des ehemaligen Bundesligisten und Europapokal-Teilnehmers reagierten mit Zorn auf die traurigen Nachrichten. Über 50 Fans wollten sich gewaltsam Zugang zum Presseraum im Stadion verschaffen, die Aachener Ordnungskräfte mussten sogar die Polizei zur Hilfe rufen. Kurzzeitig drohte die Situation zu eskalieren.

Auch die Spieler des Tabellen-17. konnten die jüngsten Entwicklungen kaum fassen. „Die Schockstarre ist nicht verdaut, auch bei den Spielern nicht“, sagte Geschäftsführer Uwe Scherr vor dem Spiel am Sonnabend beim VfB Stuttgart II. „Jetzt ist es eine Charaktersache“, meinte Scherr weiter.

Um die Saison planmäßig zu Ende spielen zu können, wird kurzfristig frisches Kapital benötigt. „Die Kasse ist derzeit leer“, sagte Mönig, verbreitete aber auch Hoffnung: „Ich habe bereits erste Signale von potenziellen Geldgebern erhalten, die sowohl den Geschäftsbetrieb im vorläufigen Insolvenzverfahren für die laufende Saison als auch den Neuanfang in der Regionalliga in der Saison 2013/14 unterstützen würden.“

Der Insolvenzantrag wird in der kommenden Woche beim Amtsgericht Aachen gestellt. „Ziel ist es, gemäß Insolvenzordnung und DFB-Statuten den Spielbetrieb bis Juni 2013 zu gewährleisten, den Verein über ein Insolvenzplanverfahren zu sanieren und dann befreit in der Regionalliga neu zu starten“, teilte der Klub mit. „Wir werden alles versuchen, den Verein zu retten“, versprach Heyen und zeigte Mitgefühl mit dem Anhang: „Für die Fans bricht eine Welt zusammen.“

Die finanzielle Lage ist bei der Alemannia schon seit längerer Zeit äußerst kritisch gewesen. Bereits Ende Oktober stand Aachen vor dem finanziellen Aus, Geschäftsführer Frithjof Kraemer musste seinen Hut nehmen. Damals hieß es, es sei ein Geldgeber aus den eigenen Reihen gefunden worden. 2010 verhinderte nur eine Ausfallbürgschaft der Stadt die drohende Insolvenz.

„Wir haben eine Bugwelle an Verbindlichkeiten vor uns hergeschoben. Das funktioniert bei Erfolgen. Wenn es nicht mehr läuft, dann eben nicht mehr“, erklärte Heyen. Besonders der Stadionneubau hat Millionen verschlungen. Die Schulden durch den Tivoli-Neubau konnten von der Alemannia nicht mehr ausreichend bedient werden. Nach dem Zweitliga-Abstieg im vergangenen Mai und dem schwachen Start in der dritten Liga fehlten zudem einkalkulierte Einnahmen. „Wir sind in der dritten Liga nicht angekommen. Die Kosten waren zu hoch“, räumte Heyen ein.