Der frühere Chef Klaus-Peter Kohl spricht über die Probleme des von ihm gegründeten Boxstalls und den Ärger mit seinem Nachfolger.

Hamburg. In der vergangenen Woche hatte Klaus-Peter Kohl noch weniger Ruhe als normal. Viele Wegbegleiter des ehemaligen Chefs des Hamburger Profiboxstalls Universum meldeten sich, nachdem sie im Abendblatt die Vorwürfe von Kohls Nachfolger Waldemar Kluch gelesen hatten. Kohl würde Boxer bestechen, damit sie Universum verklagen, hatte Kluch gesagt, außerdem wolle der Großgastronom mit einem neuen Stall angreifen. Gerüchte, denen Kohl, 68, deutlich widerspricht.

Hamburger Abendblatt: Herr Kohl, Ihr Nachfolger Waldemar Kluch behauptet, Sie bestechen Boxer, damit diese gegen Universum klagen. Wollen Sie Ihr eigenes Lebenswerk zerstören?

Klaus-Peter Kohl: Ich habe die Vorwürfe von Herrn Kluch zur Kenntnis genommen und mich sehr darüber geärgert. Nichts davon ist wahr, und das will ich hiermit ein für allemal klarstellen. Weder gebe ich Boxern Geld, noch plane ich einen Wiedereinstieg ins Boxen. Ein neuer Stall ist das Einzige, was ich mit Sicherheit nicht mehr machen werde. Und das gilt auch für meinen Schwiegersohn Dietmar Poszwa.

Kluch behauptet, Sie stecken hinter dem Insolvenzantrag, den Sebastian Zbik gegen Universum gestellt hat. Zbik bestritt dies gegenüber dem Abendblatt nachdrücklich. Dennoch: Wollen Sie Universum kaputt machen, nachdem Kluch Ihnen die Kaufsumme für die Universum-Übernahme noch immer schuldet?

Kohl: Welches Interesse hätte ich daran, Universum kaputt zu machen? Um mein Geld zu bekommen, hat mein Anwalt die Zwangsversteigerung von Kluchs Dima-Sportcenter in Lohbrügge angestrengt. Das geht jetzt seinen Gang, aber damit ist allein mein Anwalt befasst. Ich habe mit Herrn Kluch seit vielen Monaten nicht mehr gesprochen. Mit dem Insolvenzantrag habe ich gar nichts zu tun. Ich würde mich freuen, wenn es bei Universum weiterginge. Ich werde von vielen Boxern gefragt, was sie machen sollen.

Also beraten Sie sehr wohl noch Boxer.

Kohl: Wir beraten niemanden mehr, da wir nicht mehr in diesem Geschäft tätig sein wollen. Meine frühere Schwergewichtshoffnung Sascha Dimitrenko zum Beispiel hätte gern, dass ich ihm helfe. Aber ich habe ihm im September abgesagt und zahle ihm auch nicht, wie Kluch behauptet, seinen neuen Trainer Tommy Brooks. Den Managervertrag mit Schwergewichtler Denis Boytsov, von dem Kluch ja auch behauptet hat, Dietmar und ich würden ihn in die USA verkaufen wollen, haben wir ebenfalls im September gekündigt. Wir wollen mit Boxen nichts mehr zu tun haben.

Wundern Sie sich, dass viele Boxer, die am Ende Ihrer Ära schlecht über Sie geredet haben, jetzt auf einmal merken, wie gut sie es damals hatten?

Kohl: Mir tut es leid, dass sie es jetzt nicht mehr so gut haben. Einige realisieren erst jetzt, dass sie damals ein Rundum-sorglos-Paket hatten. Das Geld kam immer pünktlich und auf den Cent genau aufs Konto. Aber ich war immer ein Mensch, der nur nach vorn schaut und nicht zurück. Nur eins: Genugtuung spüre ich jetzt sicher nicht, dafür ist die Situation viel zu traurig.

Es gab ja von vielen Seiten Vorwürfe, dass Sie sich nach dem Auslaufen des Vertrags mit dem ZDF im Sommer 2010 nur noch halbherzig um Universum gekümmert haben. Werfen Sie sich das im Nachhinein vor?

Kohl: Es stimmt einfach nicht, dass ich es halbherzig gemacht habe, es gibt nur ganz oder gar nicht für mich. Die Situation hatte sich geändert. Viele Boxer wollten weg, als sie hörten, dass es mit dem ZDF nicht weitergeht. Das hat dann auch meine Lust geschmälert.

Das heißt, Sie haben keine Fehler gemacht, die dazu geführt haben, dass Universum heute vor dem Aus steht?

Kohl: Nur der, der nichts macht, macht keine Fehler. Niemand ist fehlerlos. Ich war aber in jeder Situation der Überzeugung, dass es richtig ist, was ich tue. Deshalb werfe ich mir im Rückblick eigentlich nur eins vor.

Das wäre?

Kohl: Dass ich nicht im Sommer 2010 einen sauberen Schlussstrich gezogen und das Kapitel Universum beendet habe. Ich wollte eigentlich schon 2009 Schluss machen, als wir 25. Jubiläum gefeiert haben. Ich wusste, dass wir keinen so guten TV-Vertrag mehr bekommen würden. Aber ich wollte nicht, dass das Kapitel Universum so zu Ende geht, deshalb habe ich jemanden gesucht, der es ordentlich weiterführt.

Wieso haben Sie Kluch das zugetraut?

Kohl: Er hatte von mir Spielhallen gekauft und alles ordnungsgemäß abgewickelt. Ich wusste, dass er Kontakte zu schwerreichen Unternehmern aus Osteuropa hat. Deshalb habe ich geglaubt, dass er es schafft. Wenn er nur ein Drittel von dem eingehalten hätte, was er versprochen hat, ginge es Universum heute gut. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich so blenden lassen würde.

Sehen Sie noch irgendeine Chance, dass Universum doch eine gute Zukunft hat?

Kohl: Dazu müsste schon ein Wunder geschehen. Aber vielleicht bringt Herr Kluch ja doch noch einen Investor, der seine ganzen Schulden begleicht.

Ist der deutsche Markt derzeit denn überhaupt noch offen für einen teuren Boxstall? Setzen die meisten TV-Sender nicht nur noch auf einzelne Kämpfer?

Kohl: Wenn man es richtig macht, ist immer etwas möglich. Man braucht allerdings eine Lokomotive, mit der man Investoren und TV-Sender begeistern kann, dann kann man auch Waggons anhängen. Aber bevor Sie jetzt fragen, wer das sein könnte und wie man es richtig machen muss: Ich habe 1984 mit nichts angefangen und einen sehr erfolgreichen Stall aufgebaut. Jetzt habe ich keine Lust mehr, noch einmal neu anzufangen. Für mich ist das Kapitel Boxen abgeschlossen, definitiv.