Im Streit um die Geschäftsübergabe im Universum-Boxstall klagt Ex-Chef Kohl seinen Nachfolger an. Kluch schuldet Kohl noch Geld.

Hamburg. Die Vorwürfe, die Waldemar Kluch Ende Juli erhoben hatte, waren hart. Er sei bei der Geschäftsübernahme im Sommer 2011 von seinem Vorgänger Klaus-Peter Kohl betrogen worden, hatte der neue Geschäftsführer des Hamburger Profiboxstalls Universum geklagt. Kohl habe ihm wichtige Wirtschaftsdaten vorenthalten, nach der Geschäftsübergabe fünfstellige Summen vom Firmenkonto abgehoben und zudem versucht, den als großen Hoffnungsträger geltenden Schwergewichtler Denis Boytsov an den US-Promoter Golden Boy zu verkaufen.

Kohl, der Universum mehr als 25 Jahre lang geführt und zu einem der weltweit erfolgreichsten Boxställe aufgebaut hatte, pflegt seine Streitigkeiten intern oder vor Gericht auszutragen. Doch um seinen Ruf zu retten, hat sich der 68-Jährige zu einer öffentlichen Klarstellung entschlossen, die er gestern im Beisein seines Anwalts Peter Wulf und seines Schwiegersohns Dietmar Poszwa, früher Mitglied der Universum-Geschäftsleitung, ins Feld führte. Tenor: "Waldemar Kluch ist ein Lügner. Ich habe mich in ihm getäuscht wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich hoffe nur, dass er seine Investoren nicht so belogen hat wie mich."

Um die Anschuldigungen Kluchs zu widerlegen, gewährte Kohl Einblicke in Korrespondenzen zwischen Wulf und Kluchs Rechtsbeistand Olaf Dahlmann. Aus diesen geht hervor, dass Kluch vor dem Verkauf über alle noch anhängigen Rechtsstreitigkeiten und relevanten Wirtschaftsdaten in Kenntnis gesetzt wurde. Ein Verkauf Boytsovs, das bestätigt Golden-Boy-Geschäftsführer Richard Schaefer, sei zu keinem Zeitpunkt diskutiert worden. "Im Gegenteil, Dietmar und ich haben noch nach der Geschäftsübergabe einen neuen Vertrag mit Denis gemacht, für den uns Kluch beglückwünscht hat", sagt Kohl. Den von Boytsov und seinem Berater und Dolmetscher Gagik Khachatryan unterzeichneten Kontrakt legte Kohl als Beweis vor. Rechtliche Schritte, um gegen die "verleumderischen Anschuldigungen" vorzugehen, behält er sich vor.

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Zudem bekräftigte der Großgastronom, dass er selbst der Geschädigte sei. So schulde ihm Kluch noch rund 80 Prozent der vereinbarten Kaufsumme, die sich nach Abendblatt-Informationen auf rund 1,5 Millionen Euro beläuft. "Ich habe ihm mehrfach Aufschub gewährt, weil er Probleme mit seinen Investoren angeführt hat. Aber er hat mich immer wieder vertröstet", so Kohl. Ende Dezember, mehr als vier Monate nach Fälligkeit der Kaufsumme, hatte Dahlmann in einer E-Mail die Zahlungsabwicklung für Anfang Januar avisiert und in Kluchs Namen erklärt, dass dieser ausschließlich für die verzögerte Zahlung verantwortlich sei und dies ausdrücklich bedaure. Kluch wies gestern alle Anschuldigungen zurück. Er habe erst im Januar begriffen, dass Kohl ihn betrogen habe. Dies werde er vor Gericht nachweisen. "Eigentlich schuldet Kohl mir noch Geld", sagte er.

Im November 2011 hatte Kohl seine Geschäftsanteile trotz ausgebliebener Zahlungen an Kluch überschrieben, sich als Sicherheit jedoch den Grundschuldbrief für das Gelände in Lohbrügge geben lassen, auf dem Kluch sein Dima-Sportcenter betreibt. Ende April erwirkte er die Zwangsversteigerung, die das Amtsgericht Bergedorf am 6. August anordnete.

"Mir geht es nicht ums Geld, sondern ums Prinzip. Ich kann mich von Herrn Kluch nicht länger vorführen lassen", sagte Kohl gestern. Eine Rückabwicklung des Geschäfts, die Kluch ins Gespräch gebracht hatte, wäre nur bei arglistiger Täuschung möglich, die Kluch nachweisen müsste. Seiner Rückkehr an die Universum-Spitze erteilte Kohl eine Absage. "Jeder hätte verstanden, wenn ich den Laden im Sommer 2010 nach dem Ende des ZDF-Vertrags dichtgemacht hätte. Aber ich dachte wirklich, Kluch meint es ernst und hat Investoren, die den Neuaufbau finanzieren. Dass ich ihm geglaubt habe, kann ich rückblickend nicht verstehen", sagt er. Das Schlimmste sei, dass sein Lebenswerk nun doch vor dem Aus steht. "Wenn nicht ein Wunder passiert, dann ist Universum am Ende."