Das Training mit einer Frau war gut. Mein Vater und ich genießen unsere Unterbringung bei einer Gastfamilie in Indian Wells. Und trotz der großen Entfernung bin ich gedanklich beim Davis-Cup-Duell Deutschlands.

Ich muss ehrlich gestehen: Training mit einer Frau ist wirklich völlig in Ordnung. Weil hier in Indian Wells, wo am 12. März das erste Mastersturnier des Jahres beginnt, wegen des Daviscup-Wochenendes noch keine männlichen Profis vor Ort sind, habe ich am Donnerstag mit der Russin Wera Zwonarewa geübt. Wir haben zwar kein ernsthaftes Trainingsmatch gespielt, aber viele technische Übungen gemacht und lockere Bälle geschlagen. Frauen haben naturgemäß nicht so viel Druck hinter den Schlägen, sie spielen viel geradliniger, mit weniger Spin als Männer. Aber für die Athletik und das Finden des Rhythmus war es eine sehr gute Einheit ich hoffe, dass sie genauso denkt.

Ansonsten lassen mein Vater und ich es bei unserer Gastfamilie gut gehen. Die Hausherrin verwöhnt uns mit gutem Essen, und wir unterhalten uns gern mit dem Ehepaar. Beide sind sportbegeistert, lieben Tennis und Golf, und man merkt, dass sie froh sind, Gesellschaft zu haben. Für uns ist es fast noch besser als ein Hotel, denn neben einem großen Zimmer mit Bad und Vollpension haben wir auch noch nette Gespräche bei Tisch. Das ist auf jeden Fall eine gute Abwechslung zum Hotel-Alltag, der auf Dauer schon recht anstrengend sein kann.

Dieses Wochenende steht auch für mich im Zeichen des Daviscups, obwohl ich viele Tausend Kilometer und neun Stunden Zeitunterschied von Garmisch-Partenkirchen entfernt bin, wo Deutschland von Freitag bis Sonntag in der ersten Runde auf Österreich trifft. Ich freue mich für Rainer Schüttler, dass er im Einzel mal wieder eine Chance bekommt. Rainer ist ein Freund von mir, wir haben mit Dirk Hordorff denselben Manager, und ich denke, die Entscheidung von Patrik Kühnen, auf Rainer und Philipp Kohlschreiber in den Einzeln zu setzen, war richtig, weil Nicolas Kiefer seit seiner Verletzung Anfang Januar keine Matchpraxis hatte. Ich werde natürlich versuchen, übers Internet irgendwie Livebilder von den Spielen zu sehen. Allerdings stehe ich hier in Kalifornien meist erst auf, wenn der Tag in Deutschland schon zum Abend wird, deshalb wird es wohl nur für eine Zusammenfassung oder maximal Mitfiebern am Liveticker reichen. Aber mit dem Herzen bin ich bei den Jungs und drücke natürlich beide Daumen. Viele Grüße, Euer Mischa

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 83 der Weltrangliste geführt, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009