Das Image ist lädiert, die Bemühungen um Sauberkeit sind enorm. Doch dennoch steht erneut ein deutscher Spitzen-Reiter unter Dopingverdacht.

Hamburg. Doch nun droht dem deutschen Reitsport erneut ein Dopingfall. Dem Hengst Cornet Obolensky von Springreiter Marco Kutscher (Hörstel) soll bei den Olympischen Spielen nach der ersten Runde des Nationenpreises eine Spritze mit den Präparaten Arnika und Lactanase verabreicht worden sein, berichtet das Magazin "Der Spiegel". Der Vorfall in Hongkong könnte zu einem Dopingfall werden.

Kutscher bestätigt grundsätzlich den Vorgang. "Das stimmt. Mein Pferd wurde mit Arnika und Lactanase behandelt. Ob das angemeldet war, weiß ich nicht", sagte der Doppeleuropameister von 2005. Die Behandlung mit den Substanzen zur Förderung des Stoffwechsels soll mit dem deutschen Tierarzt Björn Nolting abgesprochen gewesen sein. Wenn sie offiziell nicht angemeldet gewesen war, droht Ärger. Dann handelt es sich um Manipulation, weil für den Wettkampf im Reitsport die Nulllösung gilt.

Kutscher stellte klar, dass das Pferd, anders als in ersten Berichten behauptet, nach der Injektion nicht kollabierte oder gar fünf Minuten auf dem Boden lag. "Der Hengst hatte durch die Behandlung einen kurzfristigen Schock bekommen, geriet kurz ins Taumeln, war aber nach einigen Sekunden wieder okay", sagte Kutscher. Einen weiteren Vorfall wollte er wie sein Teamkollege Ludger Beerbaum (Riesenbeck) nicht bestätigen. Laut "Spiegel" sollen Packungen des Capsaicin-Mittels Equi-Block aus den Schränken der Reiter in Hongkong gefallen sein. "Das ist nicht richtig", sagte Beerbaum. "Das Mittel kam bei den Pferden von Marco und mir in Hongkong nicht zum Einsatz."

Bei Christian Ahlmanns Wallach Cöster wurde in Hongkong das im Wettkampf unerlaubte Capsaicin nachgewiesen, der Marler Reiter wurde daraufhin suspendiert und für acht Monate gesperrt, seit dem 20. April darf er wieder starten. Kutscher wiederum droht nun ein nachträgliches Verfahren durch den Weltverband FEI. "Die Situation ist jetzt beschissen. Ich hoffe nicht, dass ich im Nachhinein gesperrt werde", sagte Kutscher. Im Falle einer Anzeige gegen den Sportler wäre die entscheidende Frage, ob die Einnahme der Substanzen von der FEI als Doping oder als verbotene Medikation eingestuft wird.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN will vorerst kein eigenes Ermittlungsverfahren einleiten. "Die Situation ist unglücklich. Doch ich habe alles gesagt, was es zu dem Thema zu sagen gibt", sagte Kutscher, der am Sonnabend das wichtigste Springen beim Maimarkt-Turnier in Mannheim gewann. Am Ende der Spiele hatte er mit der deutschen Equipe nur Platz fünf belegt.