Eine verbesserte Organisation und ein Staffelwettbewerb sollen dem Laufspektakel Ende April 2012 zu neuer Blüte verhelfen.

Hamburg. 46 000 Läuferinnen und Läufer dürfen sich am Sonntag bereits weit vor der Ziellinie als Sieger fühlen. Es sind die Glücklichen, die einen der begehrten Startplätze beim New-York-Marathon ergattert haben (15 Uhr/Eurosport live). Nach 41 Austragungen ist der Boom der größten Laufveranstaltung der Welt anscheinend ungebrochen. Und auch wenn der Vergleich mit dem Haspa-Marathon vermessen wirkt: Das Wachstum des Marktführers lässt auch die Hamburger auf eine bessere Zukunft hoffen.

Mit zuletzt 11 185 Finishern ist der Haspa-Marathon auf den tiefsten Zuspruch seit 1998 gefallen. Zum Vergleich: 2006 hatten noch 17 502 Läuferinnen und Läufer das Ziel erreicht. Die Talsohle aber, da ist sich Frank Thaleiser, 45, sicher, ist durchschritten. Für die 27. Auflage am 29. April 2012 liegen dem Geschäftsführer des Hamburger Leichtathletikverbands (HLV) schon jetzt mehr als 3200 Anmeldungen vor, deutlich mehr als zum vergleichbaren Zeitpunkt des Vorjahres. Und für die neu eingeführte Staffel werden überhaupt erst seit Donnerstag welche entgegengenommen.

Dank vier variabler Etappenlängen zwischen 5,3 und 14,8, Kilometern sollen verschiedene Läufertypen angesprochen werden: Familien, private und Firmen-Laufgruppen. Die Startplätze für Viererteams sind vorerst auf 1000 begrenzt. "Wir wollen den Marathon ja nicht verwässern", sagt Thaleiser. Eine Öffnung des Traditionslaufs hin zu neuen Zielgruppen sei allerdings notwendig, um dem schleichenden Niedergang Einhalt zu gebieten. Deshalb habe der HLV die Ausrichtung wieder in die eigene Hand genommen. Die Agentur Act, die vier Jahre lang die volle Verantwortung hatte, ist nur noch mit der Vermarktung betraut. Organisation und Rahmenprogramm wurden an die Agentur Upsolut (Cyclassics, Triathlon) übertragen, das Teilnehmer-Management an Eventerprise. Ein neuer sportlicher Leiter wird in Kürze benannt.

***Der Marathon hat wieder Zukunft***

Das größte Wachstumspotenzial vermuten die neuen Marathon-Macher vor der eigenen Haustür. Zuletzt ließen sich nur 3500 Läuferinnen und Läufer aus dem Großraum Hamburg zu einem Start in der Heimat bewegen. Mindestens doppelt so viele könnten es sein, glaubt man beim HLV. Frankfurt ist das Vorbild: Dort liegt die Quote der Einheimischen bei nahezu 80 Prozent.

Auch bei der dortigen Siegerzeit von Wilson Kipsang kann Thaleiser nur staunen. Der Kenianer verpasste am vergangenen Sonntag in 2:03:42 Stunden den Weltrekord nur um vier Sekunden. Die Bestmarke hatte sein Landsmann Patrick Makau erst Ende September in Berlin aufgestellt.

Die beiden deutschen Konkurrenzveranstaltungen, mit denen man sich noch vor wenigen Jahren nahezu gleichauf wähnte, haben Hamburg sportlich inzwischen weit abgehängt. Der Äthiopier Gudisa Shentema lag mit seiner Siegerzeit von 2:11:03 Stunden mehr als vier Minuten hinter dem Streckenrekord des Spaniers Julio Rey (2:06:52) aus dem Jahr 2006 zurück.

Bis zu 50 000 Euro Antrittsprämie hatte der langjährige Renndirektor Wolfram Götz einst für Rey bezahlt. Zuletzt aber war der Etat für die Spitzenläufer auf 170 000 Euro geschrumpft. Er wird nun auf 300 000 Euro aufgestockt. Für das Geld hofft Thaleiser eine Männer-Siegerzeit um 2:07 Stunden einkaufen zu können. Der Fundus vor allem kenianischer Spitzenläufer sei schier unerschöpflich. 137 von ihnen haben die Olympianorm für London 2012 (2:12 Stunden) bereits erfüllt.