Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Der Hamburger Marathon (seit 1986) war lange Zeit der sportliche Trendsetter dieser Stadt, diese spektakuläre Mischung aus Spitzen-, Breiten- und Zuschauersport. Sein anfänglich steter Zulauf ermunterte andere, an Elbe und Alster weitere Massenwettbewerbe zu versuchen. Während sich die Cyclassics (seit 1996) und der Triathlon (seit 2002) bis heute steigender Beliebtheit erfreuen, drohte dem Marathon zuletzt der lange Atem auszugehen. Die Anmeldungen gingen zurück, im Gleichschritt die Begeisterung der Läufer für das Ereignis. Veränderungen wurden wiederholt angemahnt, der Mut, sie umzusetzen, fehlte jenen, die Tradition und Innovation als Gegensätze missverstanden. Andernorts waren die Veranstalter weniger zögerlich. Der zweitgrößte deutsche Marathon ist Hamburg seitdem nur noch in der Statistik, nicht mehr vom Gefühl der Szene her.

Wer zu spät kommt, das hat der Hamburger Leichtathletik-Verband begriffen, den bestraft die Teilnehmerzahl. Sie wieder in Richtung 17 000 bis 20 000 zu steigern wird in den nächsten Jahren zur Überlebensaufgabe. Erste richtige Entscheidungen sind getroffen. Die Einführung eines Staffelwettbewerbs und des Zehntels (4,2195 Kilometer) auch für Erwachsene erweisen sich als die notwendigen niegdrigschwelligen Einstiegsangebote an Laufwillige. Die Resonanz nach Öffnung der Starterlisten fällt entsprechend positiv aus. Das Laufinteresse der Hamburger über das ganze Jahr hochzuhalten und damit die potenzielle Nachfrage nach Veranstaltungen, sieht der Verband als nächste Aufgabe an. Gelingt dies, hat der Marathon wieder eine Zukunft.