Dortmunder Meister enttäuschen in Piräus erneut auf großer Bühne – Watzke: „Müssen mit Kritik leben“

Athen. Als der Schlusspfiff die erneute Demütigung auf der großen Fußball-Bühne beendete, sackten die Champions-League-Lehrlinge enttäuscht auf den Boden. Für den Talentschuppen von Borussia Dortmund erscheint die europäische Königsklasse eine Nummer zu groß, dem deutschen Meister droht nach dem 1:3 (1:2) bei Olympiakos Piräus schon in der Gruppenphase sang- und klanglos das Aus. Mit blassem Gesicht fasste BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke einen turbulenten Mittwoch, an dem der Generalstreik in Athen von gewalttätigen Auseinandersetzungen begleitet war, in einem Satz zusammen: „Es war ein insgesamt schrecklicher Tag.“

Schwer getroffen hatte Spieler und Verantwortliche die zweite Niederlage in Folge in der Champions League. Mit nur einem Punkt liegt der BVB auf dem letzten Rang der Gruppe F. Hatte man sich nach dem 0:3 bei Olympique Marseille noch eine starke Leistung attestiert, musste man nun eingestehen, zu schlecht gewesen zu sein. Unerklärlich die Kluft zur Bundesliga, wo man zuletzt 2:0 bei Werder Bremen gewann und am Samstag (15.30 Uhr) gegen den 1. FC Köln den vierten Sieg in Folge anstrebt. „Wir haben offensichtlich ein Champions-League-Gesicht: Das Spiel machen und uns die Bälle reinschießen lassen. Das ist das Schlechteste, was einem im Fußball passieren kann.“

Erneut haarsträubende Fehler ermöglichten die ersten beiden Tore für den griechischen Rekordmeister durch Jose Holebas (8.) und Rafik Djebbour (40.). Dazwischen lag ein wenig Hoffnung durch das Tor von Robert Lewandowski (26.). Die wurde in der schlechten zweiten Halbzeit durch Francois Modesto (78.) zerstört. „Wir müssen nun mit der Kritik leben. Es gilt nun, den dritten Platz zurückzugewinnen. Da haben wir eine realistische Zielvorgabe. Alle anderen Gedanken müssen wir wegschieben“, sagte Watzke. Somit ist das Rückspiel gegen Olympiakos am 1. November für das Überwintern im internationalen Fußball schon so etwas wie ein Finale.

Das Ziel von Jürgen Klopp geht auch über das Überwintern hinaus. „Wir wollen Borussia Dortmund würdig vertreten in der Champions League. Wir spielen in der Champions League, um erfolgreich zu sein, und nicht, um fremde Länder zu bereisen“, sagte er. Schlüssige Erklärungen für die enttäuschende Halbzeitbilanz in der Königsklasse konnten auch die Spieler nicht geben. „Wir könnten viel besser dastehen, wenn wir Zweikämpfe gewinnen und vor dem Tor konsequenter sind. Die mussten sich gar nicht anstrengen, die kamen dreimal vor das Tor und haben dreimal getroffen. Wir sind theoretisch besser als sie, wir sind auf jeder Position besser besetzt“, sagte Nationalspieler Mats Hummels, der wie alle seiner Kollegen bessere Tage erlebt hatte.

Die Theorie wurde im Fall der Borussia aber durch die Praxis brutal widerlegt. Die Frage nach Erfahrung und der Personalpolitik stellte sich angesichts der Darbietungen auf höchster Ebene. „Wir haben uns bewusst entschieden, keine teure Erfahrung einzukaufen“, sagte Borussias Sportdirektor Michael Zorc. Und auch Jürgen Klopp zeigte sich bei dem Thema skeptisch: „Ich weiß nicht, ob die Fähigkeit, sich in bestimmten Momenten maximal zu konzentrieren, durch Erfahrung erleichtert wird. Aber wir sind auf unsere Art deutscher Meister geworden. Und Talent ist eine Voraussetzung, um richtig guten Fußball zu spielen. Nun müssen wir dafür sorgen, aus dem Talent Leistung zu machen. Es ist unangenehm als talentiert und erfolglos tituliert zu werden.“

Mit diesem Stigma müssen die BVB-Profis zunächst bis zum nächsten Auftritt leben. Auch damit, dass man nun in einer Reihe deutscher Teams steht, die in Piräus untergegangen sind (Bayer Leverkusen/2:6, Werder Bremen/0:3, Hertha BSC/0:4).

Die gesamte Reise nach Athen war angesichts des Generalstreiks in Griechenland von einer gewissen Unruhe begleitet. Am Mittwoch versetzten die heftigen Krawalle auf dem Syntagma-Platz vor dem griechischen Parlament im Zentrum Athens Borussia-Mitarbeiter, die zu dem Spiel eingeladen waren, und einige Fans in Angst und Schrecken. Sie erlebten die Geschehnisse aus ihrem Hotel, durften dieses den ganzen Tag nicht verlassen und sollten sogar Masken wegen des Tränengaseinsatzes aufziehen. „Das waren traumatische Erlebnisse“, sagte Watzke. Die Mannschaft war in Stadionnähe untergebracht und damit nicht direkt betroffen.

Immerhin hatten die Fluglotsen ihren auf 48 Stunden angesetzten Ausstand vorzeitig beendet, so dass Mannschaft und Entourage am Donnerstag wie vorgesehen um 11.00 Uhr Athen verlassen konnten und nicht noch bis spät in die Nacht warten mussten.

Die Statistik

Piräus: Costanzo - Modesto, Papadopoulos, Mellberg, Marcano - Makoun (73. Maniatis), Orbaiz - Mirallas (90.+1 Fetfatzidis), Ibagaza, Holebas - Djebbour (87. Pantelic). - Trainer: Valverde

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Sven Bender, Gündogan (57. Leitner) - Götze (82. Großkreutz), Kagawa (66. Blaszczykowski), Perisic - Lewandowski. - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Bas Nijhuis (Niederlande)

Tore: 1:0 Holebas (8.), 1:1 Lewandowski (26.), 2:1 Djebbour (40.), 3:1 Modesto (78.)

Zuschauer: 33.296 (ausverkauft)

Beste Spieler: Costanzo, Djebbour - Götze

Gelbe Karten: Schmelzer (2)

Torschüsse: 9:10

Ecken: 3:3

Ballbesitz: 45:55 Prozent

Fouls: 10:12