Borussia Dortmund schlägt den Viertligisten Holstein Kiel zwar souverän mit 4:0, doch BVB-Trainer Jürgen Klopp äußerte sich verärgert über die Platzbedingungen. Er erwartet vom DFB einen Platz mit Rasenheizung.

Kiel. Der Halbfinaleinzug ist perfekt, Holstein Kiel wurde souverän geschlagen, doch trotzdem ärgert sich BVB-Trainer Jürgen Klopp. Borussia Dortmund hat mit eiskalter Effizienz das Pokal-Märchen von den "Störchen" beendet und träumt vom ersten Double in der Vereinsgeschichte. Der deutsche Meister und Bundesliga-Tabellenführer siegte souverän mit 4:0 (2:0) im Viertelfinale des DFB-Pokals beim Nord-Regionalligisten und zog erstmals seit vier Jahren wieder in die Runde der letzten Vier ein.

Bei Minusgraden auf hart gefrorenem Rasen entmutigte der zweimalige Pokalsieger den Außenseiter schnell, indem er die ersten beiden Torchancen durch Robert Lewandowski (11.) und Shinji Kagawa (18.) gleich zur entscheidenden 2:0-Führung nutzte. Damit stand früh fest, dass der in der Bundesliga seit 14 Spielen ungeschlagene BVB nicht das vierte prominente Opfer der Kieler Pokalhelden wurde - obwohl der Spielball den Namen „Pokalschreck“ trug. Der eingewechselte Lucas Barrios (80.) und Ivan Perisic (87.) beseitigten die letzten Zweifel.

„In der Bundesliga wäre nicht angepfiffen worden, es war sehr schwierig heute. Aber wir haben den Platz so angenommen, wie er war. Wir haben den Kampf angenommen, das war der entscheidende Punkt“, sagte BVB-Verteidiger Mats Hummels. Auch Trainer Jürgen Klopp kritisierte das „Eishockey auf Rasen“: „Der Platz war unter diesen Bedinungen nicht bespielbar. Da muss man im Februar woanders spielen, wo es eine Rasenheizung gibt.“ Kiels Fiete Sykora zollte derweil dem Gegner Lob. „Die Dortmunder haben uns mit dem ersten Tor den Zahn gezogen. Im Großen und Ganzen waren sie besser“, sagte der Angreifer.

Während die Westfalen im Halbfinale am 20./21. März Anlauf auf ihre fünfte Endspielteilnahme nehmen, kann sich der Viertligist mit Pokal-Einnahmen von knapp drei Millionen Euro trösten. 71 Jahre nach dem letzten Halbfinaleinzug kann sich das Team von Trainer Thorsten Gutzeit ganz auf den Aufstieg in die 3. Liga konzentrieren.

100 Jahre nach ihrem einzigen Meistertitel hatten die Kieler für das „Jahrhundertspiel“ vor 11.522 Zuschauern im ausverkauften Holstein-Stadion extra einen neuen Rasen verlegt und ihn mit einem 150.000 Euro teuren Klimazelt erwärmt. Mit dem dennoch hart gefrorenen Untergrund kamen zunächst auch die „Störche“, die zuvor die Zweitligisten Energie Cottbus und MSV Duisburg sowie den Bundesligisten Mainz 05 ausgeschaltet hatten, besser zurecht. Nach einem Pass von Fiete Sykora scheiterte Marc Heider völlig freistehend an Dortmunds Ersatztorhüter Mitchell Langerak (8.).

Der Pokalsieger von 1965 und 1989 antwortete auf diese erste Torchance aber prompt. Nachdem die Kieler Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekommen hatte, zog Perisic aus der Drehung ab. Den verunglückten Torschuss verwertete der heranstürmende Lewandowski zum Führungstreffer.

Der Respekt des Regionalliga-Zweiten vor dem Favoriten wuchs minütlich. Der BVB konnte weitgehend ungestört kombinieren und nutzte gleich die zweite Chance zum vorentscheidenden 2:0: Kapitän Sebastian Kehl schickte Lukasz Piszczek auf der rechten Seite bis zur Grundlinie, nach dessen Pass in den Rücken der Abwehr traf Kagawa in den Winkel.

Die Kieler Fans schienen zu spüren, dass damit der Traum von einer weiteren Pokalsensation bereits ausgeträumt war. Die 2000 BVB-Anhänger hinter Langeraks Tor gaben fortan den Ton an. Einmal mussten sie noch kurz die Luft anhalten: Eine abgefälschte Flanke von Heider landete knapp neben dem Pfosten am Außennetz (28.). Ansonsten dominierte Dortmund das Geschehen, Moritz Leitner verpasste knapp das 3:0 (35.).

Auch nach der Pause geriet der Sieg der Dortmunder nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp bestimmte weiter das Spiel und ließ kaum Chancen des Viertligisten zu. Kiel mühte sich nach Kräften, musste die Aussichtslosigkeit des Unterfangens aber immer deutlicher erkennen. Kurz vor Schluss machte der in der 67. Minute eingewechselte Barrios alles klar, ehe Perisic einen indirekten Freistoß aus acht Metern verwandelte.

Der BVB konnte bis auf die verletzten Mario Götze und Sven Bender in Bestbesetzung antreten. Allerdings wechselte Trainer Jürgen Klopp seinen Torhüter: Für Roman Weidenfeller erhielt Langerak eine weitere Bewährungschance. Der Australier hatte bereits im Zweitrundenspiel gegen Dynamo Dresden (2:0) und zuletzt beim Bundesliga-Rückrundenstart in Hamburg (5:1) zwischen den Pfosten gestanden. Bei den Gastgebern, die das erste Pflichtspiel des Jahres bestritten, verdienten sich Heider und Jaroslaw Lindner die besten Noten. Beim BVB gefielen vor allem Abwehrchef Mats Hummels, Perisic und Leitner. (abendblatt.de/sid)