Der HSV ist Erster und jagt doch den THW Kiel - in der Zuschauertabelle. Die späte Anwurfzeit am Mittwoch kostet Zuschauer.

Hamburg. Zumindest in einer Wertung wird der THW Kiel am Ende dieses Handballjahres 2009 noch vorn sein: Die 10 250 Zuschauer, die durchschnittlich die Heimspiele des deutschen Meisters besuchen, sind Spitze in der Bundesliga. Daran wird auch der HSV Hamburg so schnell nichts mehr ändern, wenngleich der neue Tabellenführer dem Titelverteidiger auch in dieser Hinsicht bald den Rang ablaufen könnte. Im Schnitt 9875 Augenzeugen hatte der Herbstmeister in der Color-Line-Arena - bisher.

Um den Kieler Sympathierekord zu brechen, müssten morgen zum Spiel gegen den TV Großwallstadt 13 252 Fans kommen, das entspräche einer ausverkauften Halle. Doch die wird es anders als am Sonntag gegen Balingen diesmal nicht geben. Den Grund dafür glaubt man beim HSV zu kennen: die Anwurfzeit. Nie zuvor haben die Profis erst um 20.45 Uhr ihren Dienst angetreten, und wenn es nach Prokurist Christoph Wendt geht, wird es das letzte Mal bleiben: "Für Familien ist dieser Termin generell ungünstig, man sollte ihn nicht weiter forcieren." Das Ansinnen der Bundesligaplaner, auch das Heimspiel gegen Göppingen am 31. März so spät anzusetzen, lehnte der Verein ab. Anpfiff ist nun um 20.15 Uhr.

Damit bleibt es bei insgesamt vier Spätvorstellungen in dieser Bundesligasaison. Sie sind dem Sendeschema des Deutschen Sport-Fernsehens (DSF) geschuldet. Im Zuge seiner Handballoffensive setzt der Spartenkanal neuerdings auf Livepartien im Doppelpack. Das Vorspiel zum HSV bestreiten morgen Magdeburg und Lemgo (19.15 Uhr). Der HSV freilich ist nur im kostenpflichtigen Internet-Angebot (dsf.de) zu sehen.

Im frei empfangbaren Fernsehen ist die Akzeptanz der Handball-Late-Nights durchaus ansehnlich. 480 000 Zuschauer (1,7 Prozent Marktanteil) wollten im November das Spiel des THW Kiel in Berlin sehen, immerhin 380 000 (1,2) schalteten am Mittwoch Lemgo gegen Flensburg ein. Überhaupt entwickelt sich die Bundesliga allmählich zum TV-Star. "Wir haben eine deutliche Steigerung bei den Reichweiten", sagt Geschäftsführer Frank Bohmann. Auch bei den Zuschauerzahlen in den Hallen liegt die Liga mit einem Durchschnitt von 4660 pro Spiel über der Rekordsaison 2007/08.

Beschwerden über die späte Anwurfzeit seien in der Dortmunder Ligazentrale noch nicht eingegangen, versichert Bohmann: "Wir wissen aber, dass das nicht unproblematisch ist. Deshalb werden wir diese Termine auch nicht gegen den Willen der Vereine durchsetzen." Als "Regelspielzeit" wolle man ohnehin am klassischen Fernsehsendeplatz 20.15 Uhr festhalten.

"Eine gute Zeit", findet auch Wendt. Hätte der HSV morgen einen früheren Termin zugeteilt bekommen, hätte er womöglich zum zweiten Mal in Folge ein ausverkauftes Haus vermelden können. So sind immerhin 10 500 Plätze bereits vergeben.

Der Sturm an die Spitze der Zuschauertabelle dürfte nur vertagt sein. Im ersten Heimspiel nach der EM-Pause kommen am 17. Februar die Rhein-Neckar Löwen in die Color-Line-Arena. In der Vorsaison war diese Partie mit 13 170 Fans ausverkauft.

Nationaltorhüter Johannes Bitter ist in Heidelberg erfolgreich am Ellbogen operiert worden. Der als Ersatz verpflichtete Chrischa Hannawald nimmt heute am Abschlusstraining teil.

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