Der Deutsch-Kanadier bangt wegen einer Leistenverletzung um seine Olympia-Chance und kann seinem Team momentan nicht aus der Krise helfen.

Hamburg. Freezers-Stürmer Richard Mueller träumte von einem "großen Jahr". Jetzt bangt der Deutsch-Kanadier wegen einer Leistenverletzung um seine Olympia-Chance, und das Hamburger Eishockey-Team (heute 19.30 Uhr in Straubing) dümpelt in der DEL am Tabellenende.

Abendblatt: Herr Mueller, die Freezers dümpeln am Tabellenende rum und sie sind aufgrund ihrer Leistenverletzung zum zuschauen verdammt. Wie halten sie das a us?

Richard Mueller: Es ist in der Tat eine absolut bescheidene Situation für mich. Verletzt zu sein ist zwar nie besonders schön, aber es würde erträglicher sein, wenn wir in der Tabelle weiter oben stehen würden. Ich habe es satt zuschauen zu müssen, wie wir die Spiele verlieren. Es tut mir zudem weh, wenn ich jeden Tag in die Halle komme, meine Kollegen auf dem Eis sehe und ich die Schlittschuhe links liegen lassen muss.

Abendblatt: Wann können sie wieder eingreifen?

Mueller: Ich habe kein bestimmtes Datum vor Augen aber ich hoffe, dass ich allerspätestens Mitte Januar wieder dabei sein kann. Im Moment sind mehr als 15 bis 20 Minuten Radfahren und Physiotherapie noch nicht drin. Ich fühle aber, dass ich langsam Fortschritte mache. In anderthalb Wochen kann ich vielleicht wieder erste Schritte auf dem Eis wagen. Ich werde aber sicher nichts überstürzen schließlich ist die Operation ja erst drei Wochen her.

Abendblatt: Ihre Saison fing gut an und haben eine wichtige Rolle im Team innegehabt, ehe sie immer wieder von kleinen Verletzungen heimgesucht wurden. Dabei haben sie sich gerade für diese Spielzeit so viel vorgenommen.

Mueller: Ja, es sollte wirklich mein Jahr werden. Gerade im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele und die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Dafür wollte ich mich mit guten Leistungen bei den Freezers empfehlen. Bei meinen Nationalmannschaftsauftritten lief es für mich auch super. Leider kam dann das Verletzungspech dazu.

Abendblatt: Die Olympischen Winterspiele haben für sie ja eine doppelt besondere Bedeutung. Sie sind schließlich in Richmond, in der der Nähe von Vancouver aufgewachsen.

Mueller: Genau. Olympische Spiele praktisch vor meiner Haustür. Das ist eine Chance, die man als Sportler wenn überhaupt nur einmal im Leben bekommt. Aber ich bin Realist und weiß, dass es schwierig wird auf den Zug aufzuspringen. Wenn ich eventuell Mitte Januar mein Comeback gebe, habe ich noch gut vier Wochen Zeit um mich zu zeigen. So ganz aufgeben möchte ich diesen Traum einfach nicht. Hoffentlich hat Bundestrainer Uwe Krupp Vertrauen in meine Qualität und nimmt mich mit.

Abendblatt: Was würde eine Nicht- Teilnahme für sie bedeuten?

Mueller: Das wäre eine absolute Tragödie für mich. Ich wäre wahnsinnig traurig. Meine Freunde und Familie würden mich so gerne für Deutschland spielen sehen. Sie rufen mich schon immer an und schicken mir Genesungswünsche. Damit ich ja rechtzeitig fit werde. Ich hoffe so sehr, dass ich es noch schaffe in den Kader zu rutschen. Das wäre für mich das allergrößte.

Abendblatt: Wie erklären sie sich ihre Verletzungsanfälligkeit? Es heißt, dass sie über zu viel Muskelmasse verfügen und dadurch anfälliger sind.

Mueller: Das könnte wirklich auch ein Grund sein. Ich muss in Zukunft mehr eishockeyspezifisch trainieren und vielleicht etwas weniger Zeit im Kraftraum verbringen. Auch wenn es mir Spaß bringt, muss ich das reduzieren. Im Sommer reicht es vielleicht auch drei bis vier Mal in der Woche Gewichte zu stemmen, statt nahezu jeden Tag. Dessen bin ich mir bewusst und werde es beherzigen.

Abendblatt: Ihre Kraft und ihr Körper sind schließlich ihre Kapital.

Mueller: Das stimmt. Ich bin ein ziemlich kleiner Spieler und brauche die Muskeln um mich gegen die Bodychecks von größeren Spielern zu wehren. Wenn ich die nicht hätte, wäre meine DEL-Karriere sicher bald beendet und ich wäre komplett kaputt. Zudem lebe ich ja von meiner Explosivität auf dem Eis. Aber ein bisschen weniger Muskulatur wäre sicher nicht verkehrt.

Abendblatt: Ihr Vertrag bei den Hamburg Freezers läuft im Sommer aus. Sie sind Publikumsliebling und Leistungsträger. Trainer Paul Gardner setzt große Hoffnungen in sie. Wann verlängern sie?

Mueller: (lacht) Im Moment gibt es ja keinen Sportdirektor, der mit mir verlängern könnte. Spaß beiseite: Ich würde sehr gerne bei den Freezers bleiben. Ich bin in Hamburg zum Nationalspieler geworden und finde hier perfekte Bedingungen vor. Die Fans, die Arena, unser Trainingszentrum. Das findet man so kein zweites Mal in Deutschland. Das hat NHL-Niveau. Es ist mein Wunsch, meine Zukunft in Hamburg zu verbringen.

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