Der Vertrag soll zur Unterschrift vorliegen, Dementis gibt es nicht mehr. Derweil vergnügt er sich im Kart.

Hamburg/Kerpen. Wenn es eines letzten Beweises bedurft hätte, was Michael Schumacher antreibt, so war er an diesem Wochenende in seiner Heimat zu besichtigen. Auf jener Kartbahn in Kerpen, auf der einst die Karriere von Deutschlands schnellstem Autofahrer begonnen hatte. Wie selbstverständlich bastelte der siebenmalige Formel-1-Weltmeister und Multimillionär mit Schweizer Wohnsitz an seinem kleinen Sportgerät, schob es eigenhändig zum Startplatz - und fuhr, als würde er am 3. Januar nicht 41 Jahre alt, sondern 20 Jahre jünger. Früher hätte man gesagt, der Mann hat Benzin im Blut. Heute weiß man: Das Verschmelzen mit einem motorisierten Untersatz, das Herantasten an physikalische Grenzbereiche und der archaische Kampf Mann gegen Mann ist sein Leben.

"Ich möchte meinen Spaß haben", sagte Michael Schumacher auf der Kartbahn. Den hatte er zuletzt in Kerpen, in Brasilien, in Shanghai. Und bald wieder in der Formel 1?

Alles scheint geregelt für das sensationelle Comeback, die Rückkehr in den Rennzirkus, die Traumhochzeit zwischen Schumacher und Mercedes. Glaubt man Schumachers Vertrauten wie Manager Willi Weber oder seiner Pressefrau Sabine Kehm, ist zwar noch nichts unterschrieben. Doch die Anzeichen, dass es zu einer Einigung kommt, mehren sich. Förmliche Dementis gab es von keiner Seite. Ein Einjahresvertrag über sieben Millionen Euro Gage soll zur Unterschrift vorliegen. 2011 könnte Schumacher dann wieder ins Privatleben abtauchen - als Sportbotschafter für Mercedes.

Mit dem Einsatz bei Mercedes, und sei es nur eine Saison, würde sich ein Kreis schließen. Das Haus mit dem Stern hatte Michael Schumacher vor genau 20 Jahren in seinem "Junior-Team" gemeinsam mit Heinz-Harald Frentzen und dem Österreicher Karl Wendlinger in der Vollgasbranche den Weg geebnet, doch zu einem gemeinsamen Einsatz in der Formel 1 war es nie gekommen. Schumacher raste für Jordan (ein Rennen dank Mercedes-Bürgschaft), Benetton und Ferrari zu seinen Meriten.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatte mehrmals mit Schumacher Kontakt aufgenommen, aber immer vergebens. Jetzt, nach drei Jahren Rennpause, könnte es zum Happy End kommen.

Die Schlüsselrolle dabei spielt Ross Brawn. Der englische Ingenieur und Teamchef, geniales Mastermind hinter allen sieben WM-Titeln Schumachers, steht beim neuen Mercedes-Team am Kommandostand. Ein Mann, dem der Weltmeister im Ruhestand blind vertraut. Und umgekehrt. Brawn weiß: Niemand kann einen Rennwagen so gut abstimmen wie Michael Schumacher. Vielleicht die perfekte Ergänzung zum aufstrebenden Heißsporn Nico Rosberg (24).

Um Geld geht es beim Schumacher-Comeback nicht. Auch Titel spielen für einen, der alles schon erreicht hat, keine Rolle mehr. Allein die frustrierte Aussage nach seinem gescheiterten Comeback-Versuch für Ferrari vor vier Monaten legte seine Seele bloß: "Ich bin zwar zurückgetreten, aber als Rennfahrer hatte ich mich für einen Moment wie zurück im Leben gefühlt." Sein Leben - das ist nun einmal die Formel 1, das ist der Wettkampf.

Der emotional schwierigste Teil seiner Comeback-Vorbereitungen ist ohne Zweifel die Trennung von der Ferrari-Familie nach 13 erfolgreichen Jahren. Eigentlich wollte "Michele" mindestens drei weitere Jahre als Berater für die Roten aus Maranello arbeiten, die ihm die schönsten Jahre seiner Karriere ermöglicht hatten. Schumachers väterlicher Freund, Ferrari-Chef Luca di Montezemolo, habe ihm aber bereits die Freigabe erteilt, heißt es.

Ob Schumachers Nacken diesmal hält, nur vier Monate nach seinem ersten, gescheiterten Comeback-Versuch, ist noch unklar. Schon damals fühlte sich der Altmeister vor dem ersten Ausritt im Ferrari fit, musste dann aber vor den gewaltigen Fliehkräften im Cockpit des 750-PS-Boliden kapitulieren. Sein Arzt Johannes Peil wollte sich bislang nicht zum körperlichen Zustand des prominenten Patienten äußern.

Nacken hin oder her: Die Branche reibt sich schon jetzt die Hände. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone beschönigt nichts, wenn er sagt: "Das wäre magisch."