Neuer Kopf, neue Ideen: Heute tritt Michael Pfad (45) offiziell die Nachfolge von Boris Capla als Geschäftsführer der Hamburg Freezers an.

Hamburg. Trotz diverser Termine nahm Michael Pfad sich für das Abendblatt gestern 70 Minuten Zeit. Pfad bringt großen Elan mit: Bevor die erste Frage gestellt werden konnte, war er bereits mitten im Thema.

ABENDBLATT: Herr Pfad, bei Ihrer Vorstellung sagten Sie, Sie hätten sich in Zukunft mehr auf dem Golfplatz gesehen als am Schreibtisch. Was hat Freezers- Eigner Anschutz Entertainment Group getan, um Sie vom Gegenteil zu überzeugen?

MICHAEL PFAD: Ich habe in den Gesprächen immer mehr gespürt, dass unsere Zielvorstellungen identisch sind. Die Freezers langfristig zu nachhaltigem sportlichem Erfolg zu führen ist der Reiz an der neuen Aufgabe für mich.

ABENDBLATT: War es nicht auch immer Ihr Traum, einem Hamburger Profisportklub vorzustehen? Beim HSV und dem FC St. Pauli haben Sie es ja auch versucht.

PFAD: Ich habe es dort nicht versucht, vielmehr sind Verantwortliche der Klubs auf mich zugekommen, das ist ein Unterschied. Es war nie mein Ziel, einem Profisportklub vorzustehen, weil ich mir nie berufliche Ziele gesteckt habe. Dennoch ist es eine sehr interessante Herausforderung, mit Profisportlern zu arbeiten, weil man die Ergebnisse der Arbeit sehr schnell sehen kann.

ABENDBLATT: Sie haben für die neue Saison die Chance, bei 22 auslaufenden Verträgen einen tief greifenden Umbruch zu machen, um ein neues Konzept umsetzen zu können. Wie muss das Team verändert werden?

PFAD: Wir brauchen Spieler, die eine größere Affinität zu Hamburg haben, die sich mit der Stadt und dem Klub mehr identifizieren. Dazu gehört auch, dass mehr Deutsch gesprochen wird.

ABENDBLATT: Kapitän Alexander Barta knüpft sein Bleiben an eine sportliche Fortentwicklung. Wie wollen Sie ihn überzeugen?

PFAD: Wir wissen, dass wir Alex unter anderem über das Finanzielle locken müssen, aber wir glauben, dass wir ihm auch sportlich das bieten können, was er will. Allerdings müssen wir davon loskommen, alles auf Barta auszurichten. Wir müssen die Last der Identifikationsfigur auf mehrere Schultern verteilen.

ABENDBLATT: Was wollen Sie an Ihrem neuen Klub verändern?

PFAD: Die Freezers hatten wegen ihres rasanten Anfangserfolgs nicht die Zeit, organisch zu wachsen. Die Erfolgsgeschichte ist sicherlich ins Stocken geraten, aber wir können jetzt von einer neuen Basis durchstarten. Das heißt: Wir müssen kreativer werden, uns positiver und offener darstellen und unsere Spieler in der Stadt bekannter und präsenter machen.

ABENDBLATT: Sehen Sie Ihre Aufgabe darin, als Galionsfigur den Freezers ein Gesicht zu geben?

PFAD: Nein, im Gegenteil. Ich will, dass die Spieler und Trainer im Vordergrund stehen, und zwar mit sportlichem Erfolg. Meine Aufgabe wird es sein, im Hintergrund am Erscheinungsbild des Klubs zu arbeiten und die Fahne der Freezers unabhängig vom sportlichen Erfolg hochzuhalten. Natürlich will ich auch die Wirtschaftsdaten verbessern und die Lücke im Zuschauerschnitt schließen. Wir wollen da wieder fünfstellig werden. Das geht aber nur über sportlichen Erfolg.

ABENDBLATT: Sportlicher Erfolg hängt maßgeblich vom Sportdirektor ab. Wann kommt der?

PFAD: Wofür brauchen wir momentan einen Sportdirektor? Die Verhandlungen mit wichtigen Spielern sind angelaufen, deswegen lassen wir uns nicht drängen.

ABENDBLATT: Am Ende will der neue Mann aber einen neuen Trainer, und schon ist Ihr derzeitiges Konzept hinfällig.

PFAD: Nein, denn wir holen einen Sportdirektor, der unser Konzept mitträgt. Wir haben unsere Philosophie im Kopf, und danach suchen wir den Kandidaten aus, nicht umgekehrt.

ABENDBLATT: Welche Rolle spielt der jetzige Trainer Paul Gardner in den Planungen?

PFAD: Zunächst suchen wir seinen neuen Vorgesetzten. Ich finde aber, dass er einen sehr guten Job macht und das Team hervorragend im Griff hat.

ABENDBLATT: Ein Sportdirektor und Trainer in Doppelfunktion ist für Sie kein Thema?

PFAD: Das ist nicht das derzeitige Denkmodell, aber zementiert ist da gar nichts. Das gilt für alle Bereiche.

INTERVIEW: BER/BJ/PW

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