Der ehemalige Mannheim-Coach Greg Poss hatte bereits Kontakt mit den Freezers. Ein Engagement könnte er sich gut vorstellen.

Hamburg. Im Dezember 2007 wurde der US-Amerikaner Greg Poss als Coach von Adler Mannheim entlassen. Seitdem ist der 44-Jährige, dessen Vertrag in Mannheim bis April 2010 läuft, in der ganzen Welt unterwegs, um sich weiterzubilden. Das Auswärtsspiel seines Exteams morgen (19.30 Uhr, Color-Line-Arena) bei den Hamburg Freezers wird er live bei Sky verfolgen.

Abendblatt: Herr Poss, Sie waren in den vergangenen Monaten in den USA, in Russland, Finnland, Schweden und der Schweiz unterwegs. Wo kann sich die Deutsche Eishockey-Liga im Vergleich zu den Ligen in diesen Ländern einordnen?

Greg Poss: Die DEL muss den Vergleich nicht scheuen. Natürlich sind die Topteams in Russland oder Finnland stärker, aber die Mannschaften, die in diesen Ligen unten stehen, hätten auch in der DEL Probleme. Deutschland hat eine sehr ausgeglichene Liga, was jedes Spiel spannend macht. Das gibt es derzeit sonst nur in Schweden, wo das beste Eishockey außerhalb von Nordamerikas Topliga NHL gespielt wird.

Abendblatt: Stimmt der Eindruck, dass in Deutschland in den kommenden Jahren vermehrt starke junge Spieler nachrücken?

Poss: Ja, ohne Zweifel. Die DEL macht mit ihrer Nachwuchsliga einen großartigen Job. Es kommen jedes Jahr gute Jungs nach, die sich in der DEL etablieren. Dieses Phänomen ist auch in Nordamerika zu beobachten. Dort drängen viele junge Spieler aus der starken AHL in die NHL. Davon wird in den kommenden Jahren auch die DEL profitieren, denn es werden viele gute ältere Spieler nach Europa kommen, die gegen die Jungen drüben keine Chance mehr haben. Und da viele Nordamerikaner sich in Deutschland wohler fühlen als in Russland, da das Umfeld hier dem in den USA am ähnlichsten ist, werden sie hierher kommen.

Abendblatt: Woran liegt es, dass die Jungen die Alten stärker verdrängen als vor ein paar Jahren?

Poss: An ihrer läuferischen Klasse. Tempo ist mittlerweile das wichtigste Element im Eishockey geworden. Wer da nicht mithalten kann, der bekommt Probleme. Man sieht das auch in der DEL. Nehmen Sie die Freezers. Wenn Alexander Barta und Richard Mueller ausfallen, dann fehlt dem Team sehr viel Geschwindigkeit. Das wirkt sich negativ aus, wie man im Verlauf dieser Saison gesehen hat.

Abendblatt: Sie verfolgen die DEL anscheinend noch genau. Ist es für Sie nicht an der Zeit, wieder ein Amt zu übernehmen?

Poss: Ja, die Zeit ist gekommen. Ich habe es sehr genossen, Zeit für Weiterbildung zu haben. Die vielen Reisen waren eine Investition in meine Zukunft. Ich habe Kontakte in aller Welt und will diese gern wieder einbringen.

Abendblatt: Die Freezers suchen einen Sportdirektor. Reizt Sie dieser Job, oder sehen Sie sich weiterhin als Trainer?

Poss: Ich kann mir beides gut vorstellen. Natürlich ist der Sportdirektor-Posten bei den Freezers reizvoll. Hamburg hat eine perfekte Infrastruktur und riesiges Potenzial. Das Team hat jedes Jahr unter seinen Möglichkeiten gespielt. Deshalb wäre es eine große Herausforderung, dort etwas aufzubauen.

Abendblatt: Haben Sie das den Freezers-Machern mitgeteilt?

Poss: Ich hatte vor drei Wochen losen Kontakt, habe seitdem aber nichts mehr aus Hamburg gehört. Damals hat man mir gesagt, dass zunächst ein Geschäftsführer gefunden werden soll, der dann in die Sportdirektor-Suche eingebunden wird. Ich akzeptiere diesen Weg. Allerdings glaube ich auch, dass das wichtigste Element der Aufbau der Mannschaft ist. Fehler, die man dort im Sommer macht, kann man nicht mehr ausbügeln. Und die Weichen werden jetzt gestellt.

Abendblatt: Ein Konzept für die Freezers haben Sie aber noch nicht abgegeben?

Poss: Nein. Natürlich hätte ich einige Ideen, zumal Hamburg über ein gutes Korsett an Spielern verfügt. Aber ich bin mit mehreren Teams im Gespräch und nicht darauf festgelegt, in Deutschland zu arbeiten.

Abendblatt: Können Sie den Freezers trotzdem einen Tipp geben, wie sie morgen ein 0:6 wie im letzten Heimspiel gegen Mannheim vermeiden können?

Poss: Mannheim hat das am besten besetzte Team der Liga, deren vierte Reihe wäre bei manchem DEL-Team die erste. Allerdings haben sie häufig Probleme, ins Spiel zu finden. Man muss von Anfang an Druck machen und damit auch nicht aufhören, wenn man 3:0 führt. Wenn die Adler ins Rollen kommen, hören sie nicht wieder auf. Deshalb darf man sie nicht ins Rollen kommen lassen.

Seien Sie immer auf dem Laufenden und sichern Sie sich die SMS Dienste zu den Hamburg Freezers und der DEL auf Ihr Handy.