Der Profi vom Hamburger Universum-Stall erhebt Vorwürfe gegen die Anklage. Wird Brähmer verurteilt, droht ihm eine erneute Haftstrafe.

Schwerin/Hamburg. Vor Beginn des achten Prozesstags am Freitag hat sich Profiboxer Jürgen Brähmer aus dem Hamburger Universum-Stall erstmals öffentlich über das Verfahren gegen seine Person wegen mutmaßlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht Schwerin geäußert. "Mein Anwalt sagt mir, dass die Anklageerhebung und die Art und Weise der Prozessführung unfair ist. Ich kann das nicht beurteilen, habe aber auch den Eindruck, dass ein anderer als ich in dieser Weise nicht verfolgt werden würde. Die Anwälte bestätigen mir, dass dieser Eindruck nicht ganz falsch ist", sagte der 31-Jährige, der am 19. Dezember in seiner Heimat Schwerin erstmals seinen WBO-WM-Titel im Halbschwergewicht gegen den Russen Dimitri Suchotsky verteidigen soll.

Möglich erscheint, dass der Prozess nach Freitag zunächst ausgesetzt wird, um dem Sportler eine halbwegs normale Vorbereitung zu ermöglichen. Im Falle einer Verurteilung müsste Brähmer mit einer erneuten Haftstrafe rechnen. Im Herbst 2005 war der gebürtige Stralsunder nach einem mehrjährigen Gefängnisaufenthalt wegen ähnlicher Delikte aus der Haft entlassen worden. Brähmer vermutet, dass hinter den neuerlichen Vorwürfen, die sich auf Geschehnisse im Mai und September 2008 beziehen, der Versuch von Neidern steht, ihn in seiner Konzentration zu stören. Zum Motiv der Gegenseite wollte er sich nicht äußern.

"Der eine Vorfall stützt sich auf einen Zeugen, der völlig andere Angaben im Verfahren gemacht hat als bei der früheren Strafanzeige. Hinsichtlich des anderen Vorfalls gibt es eine Frau, die von mir geschlagen worden sein will. Keiner der zahlreichen Zeugen, die dabei waren, hat den Schlag gesehen. Die Frau ist 20 Stunden nach dem Zusammentreffen mit mir ärztlich untersucht worden. Das Ergebnis war eindeutig: keine Schwellungen im Gesicht, keine Hämatome, kein Nasenbeinbruch. Drei Tage später will ein anderer, ihr bekannter Arzt Hämatome und Schwellungen im Gesicht und einen Nasenbeinbruch festgestellt haben", schildert der Sportler die aus seiner Sicht unrichtigen Vorwürfe gegen seine Person.

Sein Fazit ist deshalb eindeutig: "Wenn es mit Recht und Gesetz zugeht, darf ich nicht im Knast landen. Angesichts dieses Ergebnisses der Beweisaufnahme, wie kann mich ein faires Gericht verurteilen wollen?" In jedem Fall behält sich Brähmer rechtliche Schritte gegen die Staatsanwaltschaft vor.