Mit einer Trauerandacht haben 35.000 Menschen am Mittwochabend in Hannover Abschied von Nationaltorwart Robert Enke genommen.

Hannover. Rund 35 000 Menschen haben am Mittwochabend bei einem Trauermarsch in Hannover Fußball-Nationaltorhüter Robert Enke gedacht. Das teilte die Polizei mit. Vom Kröpcke-Platz in der Innenstadt marschierten die Fans zum Nordeingang der AWD-Arena, wo 18 Kondolenzbücher auslagen. An der Spitze des Marsches trugen unter anderem 96-Manager Jörg Schmadtke, Trainer Andreas Bergmann und der frühere Nationalspieler Hans Siemensmeyer ein schwarzes Banner mit der Aufschrift “Ruhe in Frieden“ sowie einem Konterfei von Enke. Ein Polizeisprecher sagte, die ersten Menschen seien bereits am Stadion von Hannover 96 angekommen, als die Letzten in der Innenstadt losliefen. Vor der AWD-Arena begannen die Menschen die Menschen zu klatschen und sangen: „Es gibt nur einen Robert Enke.“

In einem bewegenden ökumenischen Trauergottesdienst hatten zuvor Tausende Fußballer und Fans am Mittwochabend in Hannover des verstorbenen Nationaltorwarts Robert Enke in und an ddr Marktkirche gedacht. „Jetzt ist die Zeit der Trauer um einen Menschen, der Jugendlichen und Erwachsenen viel bedeutet hat“, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, in der Marktkirche.

Der 32-jährige Profi von Hannover 96, der jahrelang weitgehend unbemerkt an schweren Depressionen litt, hatte sich am Abend zuvor in Neustadt am Rübenberge bei Hannover das Leben genommen. Er wurde von einem Zug erfasst und tödlich verletzt.

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TRAUER in der virutellen Welt

An der Feier nahmen Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, Bundestrainer Joachim Löw, Teammanager Oliver Bierhoff und der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, teil. Auch die Bundesliga-Mannschaft von Hannover 96 war in die Marktkirche gekommen. Die hannoversche Landesbischöfin Käßmann sagte, Enke sei ein Vorbild und Hoffnungsträger gewesen. Er habe seinen hundertprozentigen Einsatz für den Sport mit einem sozialen Einsatz verbunden. Es habe viele Menschen berührt, wie er mit Krankheit und Tod seiner Tochter umgegangen sei. Er lasse viel zurück, was ihm kostbar und wertvoll gewesen sei.

Das Gedenken gelte sowohl Robert Enke als auch seiner Frau Teresa und der kleinen Tochter, sagte Käßmann. Mit eingeschlossen seien auch die Mannschaftskollegen, die Trainer, Betreuer und alle Fans, die die Nachricht so getroffen habe. Zu denken sei auch an die beiden Lokführer sowie die Einsatzkräfte und die Notfallseelsorger, die an der Unfallstelle waren. Der Tod Enkes zeige, wie zutiefst zerbrechlich und gefährdet das Leben sei, betonte die Bischöfin: „Hinter Glück, Erfolg und Beliebtheit können abgrundtiefe Einsamkeit und Verzweiflung liegen, die Menschen an ihre Grenzen führen.“ Es sei sehr traurig, dass Enke es nicht gewagt habe, über Depressionen und Krankheit zu sprechen. Er habe gefürchtet, dies könne als Schwäche angesehen werden oder die Adoption der Tochter gefährden.

Teresa Enke müsse nun mit Gottes Hilfe einen Weg für sich und die Tochter finden. „You’ll never walk alone“ gelte für sie, aber auch für Enkes Kameraden, die Verantwortlichen im Fußballsport und alle Fans: „Bei Gott können wir zur Ruhe kommen in aller unserer Unruhe.“ An die Fußball-Fans gewandt, betonte Käßmann eindringlich: „Robert Enke würde nicht wollen, dass ihm jemand auf diesem Weg folgt! Er hat das Leben geliebt und wünschte sich Wege zum Leben.“