In Hannover fand zum Tod von Robert Enke eine Pressekonferenz statt. Auch Teresa Enke, die Witwe des Nationaltorhüters, äußerte sich.

Hannover. Der Selbstmord von Nationaltorhüter Robert Enke ist offensichtlich auf jahrelange Depressionen zurückzuführen. Das erklärte der Kölner Arzt Dr. Valentin Markser, der den Fußballprofi in den vergangenen Jahren immer wieder psychatrisch betreute, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Hannover. Auch Enkes Ehefrau Teresa berichtete über die immer wiederkehrenden depressiven Phasen, die sie in den vergangenen Jahren gemeinsam mit ihrem Mann durchzustehen hatte.

LIVE-TICKER: abendblatt.de berichtete live über die Pressekonferenz.

PORTRÄT: Alexander Laux, stellvertretender Sportchef beim Hamburger Abendblatt, über Robert Enke.

Mit bewegenden Worten und unter Tränen beschrieb die Witwe von Robert Enke das Schicksal ihres Mannes. „Wenn er akut depressiv war, war das schon eine schwere Zeit“, sagte Teresa Enke mit brüchiger Stimme. Ihm habe zuletzt der Antrieb gefehlt. Doch beide hätten immer wieder die Hoffnung auf eine baldige Besserung gehabt. Besonders schwer sei es gewesen, die Probleme vor der Öffentlichkeit verborgen zu halten. „Aus Angst, seinen Sport, unser Privatleben“ aufs Spiel zu setzen habe man die Depression unter Verschluss gehalten, sagte Teresa Enke.

So habe Robert befürchtet, man könnte dem Ehepaar die Adoptivtochter wegnehmen, falls die Krankheit bekannt würde. Doch diese Furcht sei unbegründet gewesen. Sie selbst habe stets versucht, „für ihn da zu sein“. Nach dem Tod ihrer leiblichen Tochter, die 2006 an einem Herzfehler gestorben war, hätten beide wieder Zuversicht gefunden und sich gesagt: „Wir schaffen alles. Mit Liebe geht das.“ Es gebe für alles eine Lösung. Für Robert Enke war Fußball nach Worten seiner Frau „alles, sein Leben, sein Lebenselixier“. So habe er zuletzt gesagt, dass es schön gewesen sein, wieder ein Teil der Mannschaft zu sein. „Das Training war der Halt“, sagte Teresa Enke unter Tränen.

„Er war 2003 während seiner Zeit in Barcelona erstmals bei mir in Behandlung. Vor sechs Wochen kam er zu mir, weil er spätestens seit dem Sommer wieder in eine Krise geraten war, die eine Trainingsunterbrechung nach sich zog“, erklärte Dr. Markser. Trotz der professionellen psychologischen Unterstützung und der Hilfe seiner Familie beging Enke am Dienstag Selbstmord, indem er sich in Neustadt am Rübenberge nahe Hannover vor einen Zug stürzte.

„Ein Selbstmord zeichnete sich meiner Ansicht nach nicht ab“, erklärte Markser. „Es gab keine Indikation für eine mögliche Zwangseinweisung.“ Auch Teresa Enke hatte in den vergangenen Wochen keinerlei Hinweise, die auf diese tragische Entwicklung hindeuteten. „Ich habe stets versucht, ihm Perspektive und Hoffnung zu geben. Ich habe geglaubt, mit Liebe können wir das durchstehen.“ Noch am Tag seines Selbstmords habe er sich so gegenüber dem Chefarzt einer Klinik geäußert, sagte Enkes Arzt weiter.

Der 32-jährige Profi von Hannover 96 starb am Dienstagabend in Neustadt am Rübenberge bei Hannover, nachdem er von einem Zug erfasst worden war. Die Polizei fand einen Abschiedsbrief. Darin soll sich Enke bei seinen Therapeuten und seinen Angehörigen für seinen Entschluss zum Suizid entschuldigt haben. Nach den Worten seiner Witwe Teresa litt Enke unter Schüben von Depressionen. „Ich wollte ihm helfen, das durchzustehen“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme auf einer Presskonferenz. Aber Robert Enke habe es abgelehnt, sich stationär in einer Klinik behandeln zu lassen. Ihr Mann habe Angst gehabt, dann seine Adoptivtochter Leila zu verlieren. Markser sagte, noch am Tag seines Todes habe er mit Enke über einen Krankenhausaufenthalt gesprochen. Doch habe der 32-Jährige erneut abgelehnt.

Der Fußballprofi und seine Ehefrau hatten vor drei Jahren ihre Tochter Lara im Alter von zwei Jahren verloren. Sie starb an einem angeborenen Herzfehler. Im Mai dieses Jahres adoptierten die Enkes ein kleines Mädchen. Der Sport habe ihrem Mann Halt und Kraft gegeben, sagte die Witwe, die während der 20-minütigen Pressekonferenz zusammengesunken auf dem Podium saß. Enke habe es genossen, im Kreis der Mannschaft zu sein. In den vergangenen Monaten litt der aus Jena in Thüringen stammende Enke an einer Darmerkrankung und hatte deshalb vier Länderspiele verpasst. „Er wollte unbedingt wieder ins Training zurück“, sagte Markser.