Beim Spiel des FC St. Pauli zündeten Cottbuser Rauchbomben und warfen Gegenstände auf den Platz. Nun wartet das Auswärtsspiel in Rostock.

Hamburg. Wenn ostdeutsche Mannschaften zu Gast am Hamburger Millerntor sind, ist Ärger scheinbar stets vorprogrammiert. So auch am vergangenen Wochenende beim Spiel des FC St. Pauli gegen Energie Cottbus. St. Paulis Fabian Boll machen die Vorfälle gegen Ost-Teams zwar traurig, sind aber dennoch fast schon Gewohnheit: "Wir kennen das ja aus den Spielen gegen Rostock, Dresden und Magdeburg."

Nun also auch Cottbus. Doch was war passiert? Für den ersten Skandal sorgten Cottbuser Hooligans in der 29. Minute. St. Paulis Mittelfeld-Stratege Charles Takyi, gebürtiger Ghanaer, wollte vor dem Gästeblock einen Eckball ausführen. Die Chaoten aus der Lausitz beschimpften ihn hart, Gegenstände flogen auf das Spielfeld. Darunter auch eine kleine Schnapsflasche aus Glas. Fabian Boll übergab diese dem Schiedsrichter Georg Schalk als Beweismaterial. Das Hamburger Publikum reagierte mit lautstarken "Nazis Raus"-Rufen gegen die Hooligans. Für die Cottbuser dürfte dieser Vorfall Konsequenzen haben. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird wohl eine Geldstrafe gegen den Verein verhängen. Doch auch St. Pauli rechnet mit einer Strafe wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen. Die Geldbuße dürfte im Bereich von 5.000 bis 10.000 Euro liegen.

Nur fünf Minuten nach dem Seitenwechsel musste die Partie dann sogar für einige Minuten unterbrochen werden. Kanonenschläge explodierten im Gästeblock, Leuchtfeuer flogen auf den Platz und Rauchbomben vernebelten das gesamte Stadion. Auch die Aufforderungen der Cottbuser Spieler halfen nur bedingt. Immer wieder stieg Rauch aus dem Block auf.

Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz waren die Vorfälle am Millerntor höchstpeinlich. Der Gäste-Coach entschuldigte sich anschließend unaufgefordert: "Ich möchte mich bei den Fans des FC St. Pauli, dem Publikum im Stadion und dem Verein für dieses schlimme Verhalten einiger Chaoten entschuldigen. So etwas Unanständiges hat mit Fußball nichts zu tun. Ich hätte gehofft, dass es einmal vorbei sein könnte mit dieser Ost-West-Denke."

Den nächsten Ost-West-Gipfel gibt es für den FC St. Pauli nun bereits am kommenden Montag. Dann ist die Brisanz allerdings noch deutlich höher. Die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski reist zum Erzrivalen Hansa Rostock. Und bei dieser Partie gab es in den vergangenen Jahren immer wieder heftige Ausschreitungen.

Das Nordderby gilt als Spiel mit erhöhtem Sicherheitsrisiko. Seit Jahren ist das Verhältnis beider Fangruppen zerrüttet. Grund dafür: In der Fanszene von Hansa Rostock gibt es einige politisch rechtsgerichtete Anhänger. Die Fans des FC St. Pauli sind vornehmlich linksorientiert.

Beim letzten Auswärtsspiel der Kiez-Kicker in Rostock am 26. September 2008 gab es bereits vor dem Anpfiff Randale. Auf den Sonderzug der St. Pauli-Fans flogen Flaschen und Steine. Nach dem Abpfiff kam es zu Massenschlägereien zwischen beiden Fanlagern. Hansa-Hooligans hatten den Gästeblock gestürmt. Während des Spiels drohte die Situation bereits zu eskalieren, als die Rostocker St. Paulis Stürmer Morike Sako mit rassistischen Schmährufen beleidigten. Die Bilanz der Polizei damals: 15 Verletzte, darunter sechs Polizisten, 52 Festnahmen und der Mannschaftsbus des FC St. Pauli konnte aus Sicherheitsgründen erst mit zweistündiger Verspätung aus Rostock abfahren.

Ähnliche Szenen gab es auch beim Rückspiel am 05. März 2009 am Millerntor. Damals waren 1367 Polizei-Beamte im Einsatz. Rekord für ein Zweitligaspiel! Vor dem Anpfiff sorgten rund 200 Gästeanhänger für Krawalle vor dem Stadion. Der Anpfiff der zweiten Halbzeit verzögerte sich um einige Minuten, weil die Rostocker mehrere Rauchbomben gezündet hatten. Nach dem Spiel griffen rund 1300 St. Paulianer die Rostocker an, als diese das Stadion verließen.

Solch ein Szenario möchten alle Beteiligten am kommenden Montag nicht erleben. Für Ärger sorgte deshalb schon im Vorfeld die Ansetzung an einem Montagabend. Hansa gegen St. Pauli - es wäre Zeit für ein Zeichen der friedlichen Rivalität.

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