St. Pauli hat den Sprung an die Spitze verpasst. Kruse trifft zum Remis, das Torwart Hain mit einer Glanzparade rettet.

Hamburg. Zumindest in der dritten Halbzeit wollte sich Holger Stanislawski die Produktveredelung nicht nehmen lassen. "H-Milch oder Sahne?", so die Frage des Cottbuser Trainers Claus-Dieter Wollitz auf dem Podium im Medienkonferenzraum. St. Paulis Coach blickte kurz auf seine gefüllte Kaffeetasse und wählte die Sahne. Ein Zusatz, der für das Besondere sorgte, wie Stanislawskis Blick nach dem ersten Schluck verriet. Es war jenes I-Tüpfelchen, das dem Spiel seiner Elf zuvor über 90 Minuten abgegangen war. Beim 1:1 gegen Energie Cottbus waren die Hamburger ohne die genialen Momente, ohne taktische Finessen und spektakuläre Kombinationen ausgekommen.



Bereits direkt nach dem Anpfiff des schwachen Schiedsrichters Georg Schalk begann sich das Spiel mehr zwischen Haupttribüne und Gegengerade als zwischen den Fanblöcken einzupendeln. "Wir haben viel zu wenig vertikal gespielt, waren nicht druckvoll genug, zu langsam und nicht so zwingend", war auch Stanislawski aufgefallen. Abwartendes Quergeschiebe und Kontrolle dominierten St. Paulis risikoarmes Spiel. Cottbus, nach nur einem Sieg aus den vergangenen fünf Spielen ein angeschlagener Gegner, nahm dankend an. Und so entwickelte sich vor 23.254 Zuschauern ein überaus zähes Duell. "Ich habe am Millerntor selten so eine ereignisarme Halbzeit gesehen", gab Sportchef Helmut Schulte zu. Als Cottbus-Torwart Tremmel nach einem Kopfball von Florian Bruns erstmals einen Ball zu halten hatte, waren 35 Minuten gespielt.


Gefahr und Aggressivität verströmte dagegen der Cottbuser Anhang - auf beängstigende Weise. Bereits während der ersten Halbzeit waren ein Feuerzeug und zwei kleine Schnapsflaschen auf den Platz geflogen. In der 50. Minute knallte es dann richtig: Kanonenschläge explodierten, Rauchentwicklung behinderte die Partie, die für zwei Minuten unterbrochen wurde. "Wir kennen das ja aus den Spielen gegen Rostock, Dresden und Magdeburg", schüttelte Fabian Boll den Kopf, "schade, dass da kein Ruck durch die Mannschaft ging".


Im Gegenteil: Als sich der Nebel gelichtet hatte, traf Kweuke zur Cottbuser Führung. Die Initialzündung aber besorgte Stanislawski, der nach einer Stunde sein Wechselkontingent auf einen Schlag ausschöpfte. Mit Max Kruse, Rouwen Hennings und Morike Sako brachte der Trainer seinen zweiten Sturm und wurde fünf Minuten später durch Kruses Ausgleichstreffer bestätigt.


Die frischen Kräfte wirkten belebend, konnten dem Offensivspiel aber auch keine Struktur mehr verleihen. Der mögliche Sprung an die Tabellenspitze blieb aus: während Torhüter Mathias Hain mit einer Glanztat das 1:2 verhinderte, blieb St. Paulis Schlussoffensive ergebnislos. Stanislawski musste auf das Sahnehäubchen noch etwas warten.


St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Lechner - Lehmann, Boll (62. Sako) - Bruns, Takyi (62. Kruse), Naki (62. Hennings) - Ebbers.


Cottbus: Tremmel - Angelov (75. Sokolenko), Mitreski, Brzenska, Bittroff - Burca - Kurth, Kruska - Kweuke, Jula, Radu (90. Straith).


Tore: 0:1 Kweuke (56.), 1:1 Kruse (67.). SR.: Schalk (Augsburg). Z.: 23 254. Gelb: Sako - Radu, Burca. Bes. Vorkommn.: Das Spiel wird nach dem Abbrennen von pyrotechnischem Material im Cottbuser Fanblock für zwei Minuten unterbrochen (50.).

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