Mit einer überragenden Vorstellung übernahmen die Hamburger zum ersten Mal seit 2004 die Tabellenführung der Handball-Bundesliga.

Lemgo. "Das war eine Klasse-Vorstellung. Einfach grandios!" Bob Hanning, der DSF-Experte, schwärmte von seiner ehemaligen Mannschaft. Mit ihm als Trainer standen die Handballer des HSV im November 2004 das bisher letzte Mal an der Spitze der Bundesliga, jetzt kehrten sie nach fast fünf Jahren mit dem besten Saisonstart der Vereinsgeschichte (12:0 Punkte) nach ganz oben zurück. 34:25 (15:10) siegten die Hamburger beim TBV Lemgo, und Hanning ist überzeugt, "in dieser Saison können nur zwei Mannschaften den Titel holen, Kiel oder der HSV". Die HSV-Fans sind da anderer Meinung: "Wer wird deutscher Meister?", sangen sie in der Lipperlandhalle. Ihre Antwort war klar: "Hahahahaesvau!"

Hatte der HSV am vergangenen Sonntag gegen Minden (34:23/Halbzeit 14:14) noch große Mühe ins Spiel zu finden, war die Mannschaft in Lemgo vom ersten Ballwechsel an hellwach. Besonders Kreisläufer Igor Vori zeigte, warum als einer der besten Handballer der Welt gilt. Zwei Tore erzielte der Kroate in der Anfangsphase selbst, am Ende zehn, dazu holte er zwei Siebenmeter heraus, die Hans Lindberg wieder gewohnt souverän verwandelte.

Dass die Hamburger nach 17 Minuten 10:4 führten, hatten sie nicht nur ihrer Konzentration im Abschluss zu verdanken, sondern ebenso ihrer Entschlossenheit in der Abwehr. Matthias Flohr bewährte sich dabei als Manndecker des Lemgoer Spielmachers Michael Kraus, dem bislang besten Torschützen der Bundesliga. Und auch Torhüter Johannes Bitter packte wieder kräftig mit an. Wurde sein Arbeitsversuch gegen Minden von Trainer Martin Schwalb schon nach einer Viertelstunde beendet, war Deutschlands Nummer eins diesmal auf dem Posten. Selbst Kraus konnte ihn nicht von der Siebenmeterlinie überwinden. Bitter parierte den Wurf seines Nationalmannschaftskollegen mit dem Fuß und ballte danach die Faust. Der Widerstand der Lemgoer war früh gebrochen, sie sollten sich von diesen Rückschlägen nicht mehr erholen, lagen zwischenzeitlich sogar mit zwölf Toren (19:31/54.) zurück.

Dass die Hamburger auch bei ihrem vierten Auswärtssieg derart souverän auftraten, war nicht zu erwarten. Rückraumschütze Blazenko Lackovic musste sich mit Meniskusproblemen die Begegnung von der Seitenlinie anschauen, und die Lijewski-Brüder Marcin (Mandelentzündung) und Krzysztof (Virusinfektion) gingen geschwächt ins Spiel. Marcin Lijewski übernahm dennoch im linken Rückraum Verantwortung. Fünf seiner acht Würfe landeten im Netz. Das war eine exzellente Vorstellung des Polen.

Als der überragende Vori in der 35. Minute mit seinem achten Treffer die 19:11-Führung frei vom Kreis erzielte, saß Pascal Hens wieder auf der Bank. Der lange verletzte Nationalspieler war nach dem Seitenwechsel aufs Feld gekommen, stürzte aber nach einer harten Attacke der Lemgoer Abwehr unglücklich auf seinen Rücken und musste nach drei Minuten ausgewechselt werden. Physiotherapeut Niklas Albers kühlte die Schmerzen mit Eis, Schwalb verzichtete fortan auf weitere Einsätze von Hens. "Wir wollten kein Risiko eingehen", sagte der Coach. Das war auch nicht nötig. Die Hamburger beherrschten den Gegner bis zum Abpfiff nach Belieben.

Tore: Lemgo: Kehrmann 7, Schmetz 5 (4 Siebenmeter), Kraus 4, Mocsai 2, Ilyés 2, Preiß 2, Strobel 1, Hermann 1, Kubes 1; HSV: Vori 10, M. Lijewski 5, G. Gille 4, Lindberg 4 (3), Flohr 3, Jansen 3, Duvnjak 3, K. Lijewski 2. Schiedsrichter: Fleisch/Rieber (Ostfildern/Nürtingen). Zuschauer: 4861. Zeitstrafen: 4; 3.

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