Was die beiden befreundeten ukrainischen Nationalspielerinnen Vynohradova und Vorushylo beim HTHC und in der Bundesliga lernen.

Hamburg. Auf diese Frage haben sie im selben Moment dieselbe Antwort parat. Taktik und Körpereinsatz, das seien die Dinge, die man als Ukrainerin in der Hockey-Bundesliga lernen könne. "Taktisch clever und körperlich hart, so spielen auch die deutschen Nationalteams", sagen Maryna Vynohradova (26) und Yana Vorushylo (25), und es ist Bewunderung, die in den Stimmen der beiden Nationalspielerinnen mitschwingt.

Um sich von diesen Fähigkeiten etwas abzuschauen, aber auch, um ihren Horizont zu erweitern, hatte Vynohradova im Sommer 2008 das Angebot des Harvestehuder THC zum Wechsel nach Hamburg wahrgenommen. Die Mittelfeldspielerin entwickelte sich auf Anhieb zu einer Leistungsträgerin im Team von Peter Krueger, und als in diesem Sommer eine Stürmerin gesucht wurde, wurde ihr Rat angenommen.

Mit Vorushylo hatte sie als Schülerin in ihrer Heimat Sumy, einer 300 000-Einwohner-Stadt im Norden der Ukraine, mit dem Hockey begonnen und alle Jugendteams des nationalen Topklubs Sumchanka durchlaufen. Während des Studiums - Vynohradova ist Sportlehrerin, Vorushylo Übersetzerin für Englisch, Spanisch und Deutsch - verloren sie sich aus den Augen, weil Vynohradova nach Italien ging und dort fünf Jahre Hockey spielte. In dieser Zeit lernte sie ihren Ehemann Alessandro kennen, der noch immer in Cagliari lebt. Über die Nationalmannschaft hielten die Freundinnen, die in Hamburg derzeit gemeinsam Vynohradovas Wohnung am Stadtpark bewohnen, dennoch ständigen Kontakt, und als Vorushylo die Chance erhielt, beim HTHC an der Seite der alten Weggefährtin aufzulaufen, griff sie sofort zu.

Sechs Spiele haben sie in dieser Saison absolviert, mit sechs Punkten steckt ihr Klub mitten im Abstiegskampf. Zwei Siege am letzten Doppelwochenende vor der Winterpause gegen Nürnberg (Sa, 15 Uhr) und Rüsselsheim (So, 12.30 Uhr, beide Barmbeker Str.) sind deshalb Pflicht. "Das Tolle an der Bundesliga ist, dass das Niveau so ausgeglichen ist. Jeder kann jeden schlagen", sagt Vynohradova in erstaunlich gutem Deutsch. Anfangs hatte sie in einem vom Klub organisierten Sprachkurs gebüffelt, mittlerweile lernt sie durch die Kommunikation mit den Teamkolleginnen, von denen sich die beiden Ukrainerinnen perfekt aufgenommen und unterstützt fühlen.

Umso trauriger ist Vorushylo, dass für sie der Hamburg-Ausflug nach diesem Wochenende beendet ist. Schon in der Hallensaison, die beide als Technikerinnen mehr schätzen als das Spiel auf dem Feld, muss sie wieder für Sumchanka auflaufen, das hatte sie dem Klub versprochen. Vynohradova hingegen wird mindestens bis zum Ende der nächsten Saison in Hamburg bleiben. Zeit genug, um am Erreichen ihres Ziels - Gewinn der Hallenmeisterschaft - zu arbeiten, und an der Erfüllung eines Wunsches: ein Erinnerungsfoto mit den in Hamburg lebenden Box-Brüdern Vitali und Wladimir Klitschko, in der Ukraine Volkshelden, soll es sein. Wenn sie so ehrgeizig daran arbeitet wie an ihrem Deutsch, kann sie beides schaffen.