Renault ist in der Unfall-Affäre mit einem blauen Auge davongekommen. Flavio Briatore hingegen wird aus der Formel 1 verbannt.

Paris. Bewährungsstrafe für Renault, „lebenslänglich“ für Lebemann Flavio Briatore: Mit einem salomonischen Urteil ist der größte Skandal der Formel-1-Geschichte am Montag vor dem World Council des Automobil-Weltverbandes FIA in Paris abgeschlossen worden.

Während der ehemalige Renault-Teamchef Flavio Briatore für alle Zeiten aus allen FIA-Rennserien verbannt wurde und auch keine Fahrer mehr managen darf, drehen sich bei dem französischen Autokonzern in der Formel 1 die Räder weiter. „Kronzeuge“ Nelson Piquet junior und der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso gingen völlig straffrei aus.

Der 59-jährige Briatore gilt zusammen mit Chefingenieur Pat Symonds als mutmaßlicher Drahtzieher des Unfall-Skandals beim Singapur-Grand-Prix im September 2008. Beide sind inzwischen von ihren Posten zurückgetreten.

Renault wurde ebenfalls mit einer lebenslangen Sperre belegt, allerdings wurde dieses Strafmaß für die nächsten beiden Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Damit wollten die FIA-Richter die besondere Schwere des Vergehens hervorheben. Dieses Urteil fällte das World Motor Sports Council der FIA nach 90-minütiger Anhörung und etwa dreistündiger Beratung.

In der ausführlichen Begründung heißt es: Sollte sich Renault innerhalb der beiden kommenden Jahre einen vergleichbaren Verstoß gegen das Sportgesetz leisten, würde der Rennstall automatisch für immer aus der Formel 1 ausgeschlossen.

Erschienen waren am Montagmorgen um 9.30 Uhr „Kronzeuge“ Nelson Piquet junior, dessen damaliger Renault-Teamkollege Fernando Alonso, Renault-Vorstand Bernard Rey und Firmensprecher Jean-Francois Caubet. FIA-Präsident Max Mosley hatte Piquet zuvor völlige Straffreiheit zugesicht, wenn er die „ganze Wahrheit“ sage.

Alonso muss ebenfalls keine Sanktionen mehr fürchten. Dem zweimaligen Weltmeister war eine Mitwisserschaft an dem Komplott nicht nachzuweisen. Renault ist damit mit einem blauen Auge davongekommen, denn schlimmstenfalls hätte den Franzosen der sofortige WM-Ausschluss gedroht.

Piquet junior hatte beim Singapur-Grand-Prix 2008 auf Anweisung Briatores und Symonds' absichtlich einen Unfall verursachen müssen. Davon profitierte letztlich Alonso, der das erste Nachtrennen der Formel-1-Geschichte überraschend gewann.

Briatore und Symonds mussten nach ihrem Rückzug nicht mehr vor dem FIA-Gremium aussagen. Der Rücktritt wurde aber allgemein als Schuldeingeständnis gewertet. Möglicherweise wurden dadurch die FIA-Richter im „Fall Renault“ milde gestimmt.

Der am 3. August von Briatore entlassene Piquet junior hatte den Skandal ins Rollen gebracht. Piquet junior hatte in einem Schreiben an die FIA Briatore und Symonds schwer belastet und diese Anschuldigungen später wiederholt.

Briatore wies Piquets Vorwürfe bis zum Schluss ganz entschieden zurück. Er drohte Piquet und dessen Vater, dem dreimaligen Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet senior, sogar mit Klage in Frankreich und Großbritannien. Der Italiener warf den Piquets „falsche Behauptungen und versuchte Erpressung“ vor.

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