Mit einer Untersuchung über sechs Wochen will die 37-Jährige dem Weltverband Fehler bei der Blutwert-Analyse nachweisen.

Berlin. Die wegen auffälliger Blutwerte gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat gestern erstmals ihre Verteidigungsstrategie offengelegt. "Ich habe den Dopingstempel auf der Stirn mit dem Wissen, nichts gemacht zu haben. In den letzten Monaten bin ich durch die Hölle gegangen", sagte die 37-Jährige bei ihrer ersten Pressekonferenz seit dem Urteil der Internationalen Eislauf-Union (ISU). Ihr Anwalt Simon Bergmann betonte, in der Berufungsverhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS nicht nur auf Formfehler setzen zu wollen. Die Berlinerin, Bergmann und Manager Ralf Grengel präsentierten neben inhaltlichen auch Verfahrensfehler des Weltverbandes, die Pechstein entlasten sollen. Doping-Analytiker Wilhelm Schänzer (Köln) urteilte: "Die Verteidigung ist gut aufgestellt. Das Verfahren im Herbst wird sehr interessant." Zunächst wird der CAS bis Ende nächster Woche über den Eilantrag entscheiden, mit dem Pechstein die Aufhebung ihres Trainingsverbotes erwirken will.

Die fünfmalige Olympiasiegerin griff die ISU massiv an. "Die ISU sollte im eigenen Laden aufräumen, das Urteil aufheben und sich schnellstmöglich bei mir entschuldigen", sagte Pechstein. Belegt durch Originaldokumente und untermauert von Experten wurden die Indizien für die Sperre in Zweifel gezogen. So sollen acht der 20 Trainingskontrollen Pechsteins und drei Wettkampfproben, die als Beweismittel vor dem ISU-Schiedsgericht dienten, nicht eindeutig ihrer Person zugeordnet worden sein. Betroffen von Verwechslungen seien auch Daten, die erhöhte Retikulozytenwerte ausweisen und somit von Konkurrentinnen Pechsteins stammen könnten.

Zur Aufklärung erklärte Pechstein die Bereitschaft zu einer sechswöchigen Quarantäne. Armin Baumert, der Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), sieht aber keine Möglichkeit, diese zu realisieren. "Wir sind weder personell noch technisch noch finanziell in der Lage, eine mehrwöchige lückenlose Überwachung sicherzustellen", sagte er.

Zu Pechsteins Beweismaterial beim CAS-Hauptverfahren gehören auch die Ergebnisse einer Probe vom 15. April, die in verschiedenen Laboren gravierende Schwankungen aufwiesen. In Kreischa seien dabei ihre Retikulozyten, eine Vorstufe der roten Blutkörperchen, mit 2,4 Prozent gemessen worden, in Lausanne mit einem anderen Analysegerät nur mit 1,3 Prozent. Rückendeckung erhielt Pechstein durch ein Gutachten des Referenz-Institutes für Bio-Analytik in Bonn (RfB), das klarstellt, dass Abweichungen völlig normal sind. Holger Kiesewetter von der Berliner Charité unterstrich, dass Reti-Werte aufgrund ihrer Schwankungen "absolut ungeeignet sind, Dopingnachweise zu führen". (dpa)

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