Die 25 Jahre alte Berlinerin siegte auch über 50 Meter Freistil in neuer Weltrekordzeit von 23,73 Sekunden.

Rom. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat in Rom eine positive WM-Bilanz gezogen. "Wir sind gut aufgestellt für die nächsten Jahre", sagte Bundestrainer Dirk Lange, "der Trend stimmt. Wir sind dorthin zurückgekehrt, wo wir schon mal waren. Es gab eine kleine Lücke, aber man darf nicht vergessen, dass Deutschland eine große Schwimmhistorie hat." Mit neun Medaillen (4-4-1) im Becken des Foro Italico wurde die Vorgabe viermal Edelmetall weit übertroffen. Dazu kommen drei Siege in den Freiwasserwettbewerben. Zum Abschluss gewann die 4x100-Meter-Lagen-Staffel (Helge Meeuw, Hendrik Feldwehr, Benjamin Starke, Paul Biedermann) mit Europarekord Silber hinter den USA, die Weltrekord schwamm, den 43. dieser WM.

In den Doppelweltmeistern und Weltrekordlern Britta Steffen und Biedermann kann der deutsche Schwimmsport auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2012 in London auf zwei Leitfiguren bauen. Lange warnte allerdings: "Wenn bei uns einer ausfällt, sind wir noch nicht so dicht besetzt." Gleichzeitig machte er deutlich: "Wir müssen aus den positiven Ergebnissen auch etwas Positives mitnehmen. Die meisten Fehler werden aus Erfolgen gemacht." Auf seine Ernennung zum Cheftrainer muss Lange noch warten. Sportdirektor Lutz Buschkow wollte Personalfragen in Rom nicht öffentlich diskutieren.

"Bei Olympia in Peking wären wir fast abgestiegen", sagte Lange und bemühte ein Bild aus dem Fußball: "Nun müssen wir sehen, dass wir auf Dauer mit Bayern München mithalten können." Die Erfolge wollte Lange nicht durch die Hightech-Anzüge geschmälert wissen. "Alle Athleten hatten freie Anzugwahl", meinte Lange: "Wir waren einfach schnell."

Das galt vor allem für Biedermann und Steffen. Der Sieg Biedermanns über 200 Meter Freistil gegen Superstar Michael Phelps war der Höhepunkt der WM, hinzu kam "das großartige Erlebnis mit der Audienz beim Papst" (siehe Infokasten). Steffen stand ihm nicht nach. Ein Jahr nach ihrem Doppel-Coup von Peking kraulte die Berlinerin über 100 und 50 Meter Freistil befreit in neue Dimensionen zum noch ausstehenden WM-Gold und machte ihre Trophäensammlung komplett. Die 23,73 Sekunden gestern im Finale über 50 Meter Freistil waren ihr dritter Weltrekord in Rom. Steffen genoss nach dem abgefallenen Druck nach Peking "den Spaß am Schwimmen".

"Britta und Paul sind die Leitfiguren. Aber wir haben wieder junge Leute, die in Zukunft eine große Rolle spielen können", sagte Buschkow. Daniela Samulski über 50 und Helge Meeuw über 100 Meter Rücken rundeten die Erfolge als Vizeweltmeister ab. Zudem führte Steffen die 4x100-Meter-Freistil-Staffel zu Silber und das Lagen-Quartett zu Bronze. Damit war sie die erfolgreichste Schwimmerin.

Nach der Rückkehr aus Rom will der DSV weiter Gas geben, um vor allem bei Olympia 2012 in London aufzutrumpfen. "Wir wollen Leute, die im Rennen aggressiv und tempohart sind. Leute, die heiß auf Erfolge sind", sagte Lange. Buschkow fügte hinzu: "Wir werden jetzt noch auf einigen Hühneraugen rumdrücken, um die guten Ergebnisse weiter zu forcieren."

Mit dreimal Gold - Thomas Lurz über 5 und 10, Angela Maurer über 25 Kilometer - hatten sich die Langstreckler zuvor wieder als Medaillenbank erwiesen. Die Wasserspringer blieben nach dem Rücktritt einiger Leistungsträger hinter den Erwartungen zurück und erstmals seit der Vereinigung ohne Medaille. Sportdirektor Buschkow, zurzeit Interimscoach, bekräftigte in Rom die Einstellung eines Cheftrainers Springen.

Nach der Schwimm-WM will sich Rom um die Olympischen Sommerspiele 2020 bewerben. Die Entscheidung fällt am 2. Oktober. Dann vergibt das IOC die Spiele für 2016. Rom kandidiert nur, wenn Tokio, Chicago oder Rio de Janeiro den Zuschlag erhalten - und nicht Madrid als europäische Stadt.