Die Fußballprofis Timo Schultz, Patrik Borger und Ralph Gunesch vom FC St. Pauli sprachen mit dem Hamburger Abendblatt über den Online Fußballmanager “Comunio“.

Die Fußballprofis Timo Schultz, Patrik Borger und Ralph Gunesch vom FC St. Pauli sprachen mit dem Hamburger Abendblatt über den Online Fußballmanager "Comunio".

Hamburger Abendblatt: Viele Amateur-Fußballer fragen sich, ob eigentlich die Profis selbst auch Fußballmanager spielen. Können sie diese Frage beantworten?
Timo Schultz: Ich weiß nicht, wie es bei anderen Mannschaften aussieht. Aber wir spielen bei uns den Online-Manager "Comunio".

HA: Warum spielen sie nicht "Comduo", die Version mit ausschließlich Spielern der 2. Bundesliga? Dann könnten sie sich selber kaufen und aufstellen.
Schultz: Als wir in die 2. Liga aufgestiegen sind, haben wir ernsthaft überlegt ob, wir Comduo spielen sollen, aber das würde zu viel Ärger in der Mannschaft geben. Ich würde dann ja immer die Spieler von Paddy (Patrik Borger d. Red.) umtreten, wenn wir dann tatsächlich gegen sie spielen. (alle lachen)

HA: In der wievielten Comunio Saison sind sie mittlerweile?
Patrik Borger: Wir spielen im vierten Jahr.

HA: Wer liegt in ihrer Liga gut im Rennen?
Schultz: Florian Lechner hat diese Saison die besten Stürmer abgegrast und liegt vorne. Unser Masseur "Wolli" Wollmann ist ja auch dabei, der ist momentan auf dem zweiten Platz.
Borger: Aber er wird wieder nichts reißen, so wie jedes Jahr. Auch wenn er gerade gut dasteht im Endeffekt kann er das Spiel einfach nicht.
Ralph Gunesch: Jede Wette, Wolli verliert eh wieder die Nerven.
Borger: Die letzten Jahre haben immer Timo (Timo Schultz d. Red.) und ich uns einen Titelzweikampf geliefert. Zweimal hat er gewonnen, einmal ich. Aber dieses Jahr habe ich total verwachst, und auch bei Timo sieht es ziemlich schlecht aus.
Schultz: Ich habe einfach ein zu großes Verletzungspech.

HA: Gibt es eine bestimmt Strategie, nach der sie vorgehen?
Borger: Ich kaufe vor der Saison gerne Spieler von einem der Aufsteiger. Die sind schön billig und eigentlich ist von den Aufsteigern am Anfang immer einer überraschend vorne mit dabei. Leider hab ich dieses Jahr auf Gladbach und nicht auf Hoffenheim gesetzt.
Schultz: Schwachsinnig ist es, am Anfang 20 Millionen für Ribery auszugeben und dann keine Kohle für die restlichen Positionen übrig zu haben.
Gunesch: Wisst ihr noch die Strategie von Jimmy (gemeint ist der ehemalige, farbige St. Pauli Profi Mazingu-Dinzey d. Red.)?

(Alle lachen)

HA: Wie war seine Strategie?
Schultz: Er hat mal aus Prinzip nur farbige Spieler gekauft und aufgestellt.

HA: Aber es gibt doch in der Bundesliga gar keinen farbigen Torwart?
Schultz: Ja, er hat dann ziemlich schnell gemerkt, dass diese Strategie auch nicht der Königsweg ist.

HA: Mit welchem Saisonübergang spielen sie?
Schultz: Wir spielen einen Saisonübergang mit komplett neuen Mannschaften. Dadurch hat jeder Spieler, der neu zu St. Pauli wechselt, auch eine faire Chance in unsere Comunio einzusteigen.

HA: Haben sie Lieblingsspieler auf die sie auch bei Comunio setzen?

(Schultz und Gunesch lachen)

Schultz: Paddy holt sich jedes Jahr Nelson Valdez und Josip Simunic und regt sich jedes Jahr wieder über beide auf. Aber die gehören zu ihm, und er steht auch zu ihnen echt bewundernswert.
Borger: Ich hatte Simunic zu der Zeit als er drei rote Karten in einer Halbserie bekommen hat. Das waren Minuspunkte en masse. Auch Valdez hat einfach nur unterirdisch gespielt und dann auch noch eine Rote gesehen. Aber ich habe zu ihnen gehalten und dieses Jahr zahlen sie mir das Vertrauen endlich zurück. (Beide zusammen 68 Punkte d. Red.)

HA: Haben sie schon mal einen echten Transfercoup gelandet?
Gunesch: Da erinnere ich mich an unsere erste Saison. Alle haben sich anfangs über meine Neuzugänge im Sturm lustig gemacht.

HA: Wen hatten sie sich geholt?
Gunesch: Das waren Steijner und Brdaric. Und was ist passiert? Die haben eine Zeit lang jede Woche getroffen und mir dadurch meine Comunio gerettet.
Borger: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.
Schultz: Ich hab meine beiden Meistertitel zwei Transfercoups jeweils zur Winterpause zu verdanken. Im ersten Jahr hab ich mir Berbatov geholt, der hat dann 15 Tore in 14 Spielen gemacht. Im zweiten Jahr hab ich bei Mohamed Zidan zugeschlagen als, der nach Mainz gewechselt ist. In der Rückrunde hat er mich mit 13 Toren zum Titel geschossen.

HA: Gibt es einen Spieler der Sie besonders enttäuscht hat?
Schultz: Ich bin diese Saison sehr enttäuscht von Erwin Skela. Der war letztes Jahr vom Preis-Leistungsverhältnis her einer der besten Spieler. Dieses Jahr ist er aber ein echter Flop (bislang minus vier Punkte d. Red.)
Borger: Ich habe ja dieses Jahr nur Flops in meiner Mannschaft. Und ich spreche allen das Vertrauen aus jetzt sogar dem Frei. Dann stellt Klopp ihn endlich mal auf und was passiert? Er macht vier Minuspunkte.

HA: Was haben sie denn letzte Saison besser gemacht?
Borger: Letztes Jahr hat alles geklappt was ich angepackt hab. Da hab ich mir Fenin billig geholt und nach 3 Spieltagen, an denen er wie verrückt geknippst hat, teuer wieder verkauft. Danach hat er dann nichts mehr gerissen und ich hatte alles richtig gemacht.

HA: Sind sie Fan von einem Bundesligaverein und haben deshalb Spieler dieser Mannschaft in ihrer Comunio?
Schultz: Ich glaube einen Jarolim hat hier noch keiner gekauft.
Borger: Ja, ich hatte irgendwie noch nie ein HSV-Spieler in meiner Mannschaft.

HA: Wie kommt das denn?
Borger: Ich finde die Mannschaft einfach nicht so gut. Da ist keiner wirklich konstant. Eigentlich finde ich nur Mladen Petric interessant. Aber der sitzt dann plötzlich auch wieder auf der Bank. HSV kommt bei mir einfach nicht gut an.

HA: Ist es bei St. Pauli generell verpönt, einen HSV-Spieler zu kaufen?
Gunesch: Verpönt nicht. Ich muss dazu sagen, dass ich Ivica Olic im Sturm habe.

HA: Sind sie zufrieden mit ihm?
Gunesch: Ja, Olic ist ein richtiger Punktelieferant für mich. Der fällt ja immer zumindest durch seinen Einsatz auf und wird dann positiv bewertet.

HA: Haben sie befreundete Spieler in der Bundesliga von denen sie sich Insider-Tipps holen?
Schultz: Florian Bruns telefoniert immer mit seinen ehemaligen Mitspielern Simon Rolfes und Sebastian Kehl. Er versucht so Dinge in Erfahrung zu bringen, aber so wirklich umsetzen kann er sein Insider-Wissen dann auch nicht.
Borger: Er hat mir vor fünf Wochen den Tipp gegeben, dass Kehl wahrscheinlich für sechs Wochen ausfallen würde. Aber ich dachte, er will mich nur austricksen und habe Kehl im Kader behalten. Leider Kehl ist immer noch verletzt.

HA: Wie ernst nehmen sie das Spiel?
Schultz: Auf Auswärtsfahrten ist Comunio eigentlich immer das Gesprächsthema Nummer eins. Wir spielen mit St. Pauli häufig sonntags und schauen dann am Samstag im Mannschaftsbus Bundesliga. Wenn dann ein Spieler, den einer von uns bei Comunio aufgestellt hat ein Tor schießt, ist das Geschrei natürlich immer groß.
Borger: Wir sind alle mit Feuereifer dabei und wenn jemand einen schlechten Spieltag hatte, dann muss er sich die ganze Woche lang Sprüche von den anderen gefallen lassen.

HA: Kommt es in ihrer Comunio vor, dass einige Spieler untereinander spezielle Deals abwickeln?
Gunesch: So etwas ist bei uns absolut verboten. Hier gehen Spieler nicht zu irgendwelchen Ramschpreisen weg. Ein bisschen Ernsthaftigkeit soll schon dabei sein, sonst macht es keinen Spaß.
Borger: Das würde ich so aber nicht unterschreiben.

HA: Warum nicht?
Borger: Da wird ganz schön gemauschelt in letzter Zeit. Intern steht die Comunio-Führung derzeit ziemlich am Pranger.

(blickt Schultz, den Comunity-Leiter an)

Gunesch: Also ich für meinen Teil bin hochzufrieden mit der Comunio-Führung.
Schultz: Danke Ralle.
Gunesch: Da fällt mir ein, ich bräuchte übrigens noch einen Mittelfeldspieler.

HA: Was haben sie der Comunio-Leitung denn vorzuwerfen, Herr Borger?
Borger: Ich wurde persönlich angegriffen, weil ich am Donnerstag mit meinen Finanzen nicht im Plus war. Ich wurde aufs übelste beschimpft eine ganze Woche lang.

HA: Aber warum wurden sie beschimpft, wenn sie im Minus waren? Es war doch nur gut für alle anderen, dass sie keine Punkte machen konnten.
Borger: Ich bin durch ein, zwei krumme Geschäfte noch rechtzeitig ins Plus gekommen und konnte doch noch Punkte sammeln.

HA: Dann kann ich die Comunio-Leitung aber verstehen...
Borger: Die Geschäfte waren nicht wirklich krumm. Ich habe kurz rumtelefoniert und noch kurzfristig einige Spieler an den Mann bringen können. Fakt ist einfach, dass ich für mein Vorgehen beschimpft wurde, und nur eine Woche später passiert dem Leiter dann genau der gleiche Fehler. Aber da soll dann ja alles in Ordnung gewesen sein.
Schultz: Ich möchte zu diesem Thema nichts sagen.
Borger: Die Sachlage ist ganz eindeutig. Ich bin im letzten Jahr Meister geworden und dann hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass man dieses Jahr jedem außer mir helfen dürfe.
Gunesch: Sie müssen wissen: Diese Platte hören wir jetzt schon seit über drei Jahren.