Am Saisonende läuft sein Vertrag beim HSV aus. Bei einem Wechsel könnte er dann ein Handgeld in Millionenhöhe kassieren.

Hamburg. Wenn einer in diesen Tagen beim HSV immer bestens gelaunt ist, dann Ivica Olic. Selbst die Tatsache, dass er beim Auswärtsspiel in Bochum bis zur 58. Minute nur auf der Ersatzbank saß, störte ihn nicht. Der Kroate hatte sogar Verständnis für Trainer Martin Jol. Der Grund für die gute Laune des HSV-Torjägers liegt auf der Hand: Sein Vertrag in Hamburg läuft im Sommer 2009 aus, er kann dann ablösefrei den Klub wechseln - und offenbar gibt es genügend Vereine, die Olic gerne verpflichten würden. Der Mann hat nun wirklich allerbeste Karten.

29 Jahre ist Ivica Olic alt, und der nächste Vertrag, den er unterschreiben wird, sollte sein finanziell lukrativster werden. Da kommt Vorfreude auf, doch der kroatische Nationalstürmer (60 Länderspiele) gibt sich ganz entspannt: "Ich will darüber im Moment eigentlich gar nicht sprechen, denn im Moment spielen wir jeden dritten Tag, das ist wichtig, nur das. Ich will mich jetzt nur auf die Spiele konzentrieren."

In der Winterpause werden sich sein Berater Gordon Stipic und der HSV das nächste Mal an einen Tisch setzen, zur wahrscheinlich letzten Verhandlungsrunde. Olic kann es in Ruhe abwarten: "Ich muss nur gesund bleiben, das ist wichtig für mich. Und natürlich weiter gut spielen. Ich habe Angebote. Drei, vier Vereine wollen mich haben." Da er bald keine Ablöse mehr kosten wird, dürfte das Handgeld für ihn eine besondere Dimension annehmen. Branchenüblich sind Sonderzahlungen für eine Vertragsunterschrift in Millionenhöhe. Aber selbst damit, so sagt er, beschäftigt er sich nicht: "Das würde mich nur ablenken, aber ich will Fußball spielen. Und im Moment läuft es gerade sehr gut für mich. Wie eigentlich immer gegen Ende einer Halbserie oder einer Saison."

Olic schoss in Bochum sein sechstes Bundesliga-Tor dieser Spielzeit, und er traf gegen Werder Bremen zum 2:1-Sieg mit einem Treffer Marke "Tor des Jahres". Und jedes Tor macht ihn noch teurer - für den HSV.

Der Kroate ist über die Situation selbst am meisten überrascht: "Das ist alles schön für mich, aber ich bin ehrlich, ich habe das so nicht erwartet. Ich habe vor einem halben Jahr gedacht, dass ich hier in Hamburg unterschreiben werde, das war mein Plan. Aber jetzt habe ich andere Möglichkeiten, und das habe ich früher nicht gedacht." Dann wird Ivica Olic konkret: "Jetzt sind es nicht die Vereine, die ich mit dem HSV vergleichen würde, nein, jetzt sind es Vereine, die jedes Jahr in der Champions Legaue spielen, mit denen ich auch Titel gewinnen kann. Ich freue mich, dass nun auch solche Vereine Interesse an mir zeigen." Vom FC Liverpool ist die Rede. Dazu haben offenbar Valencia, Tottenham und einige russische Klubs schon angefragt. Olic hat die freie Auswahl. Er sagt aber: "Meine erste Option ist der HSV, das habe ich gesagt, dazu stehe ich auch. Erst der HSV, dann die anderen."

Aber kann der HSV, der ihm bislang 2,3 Millionen Euro im Jahr zahlt (er möchte drei Millionen verdienen), mit einer solchen Konkurrenz wirklich mithalten? Nach der Europameisterschaft in diesem Jahr hatte der Kroate gesagt, dass er keine Lust auf einen erneuten Umzug verspüre. Und nun? "Lust habe ich immer noch nicht darauf, aber das ist mein Leben. Meine Frau und meine drei Kinder wissen das. Ich spielen noch vier, fünf Jahre - und deswegen muss ich jetzt das machen, was das Beste für mich und die Familie ist", sagt der HSV-Stürmer. Das sieht schwer nach Abschied aus.