Noch bis zum 7. Dezember bereitet sich Wladimir Klitschko (32), WBO- und IBF-Boxweltmeister im Schwergewicht, auf Mallorca auf seine...

Camp de Mar. Noch bis zum 7. Dezember bereitet sich Wladimir Klitschko (32), WBO- und IBF-Boxweltmeister im Schwergewicht, auf Mallorca auf seine Titelverteidigung gegen Hasim Rahman (36, USA) am 13. Dezember in Mannheim vor.


Abendblatt:

Herr Klitschko, Sie hatten immer den Traum, gemeinsam mit Ihrem Bruder Vitali Weltmeister zu sein. Seit 11. Oktober ist dieser Traum Realität. Fehlt Ihnen jetzt die Motivation?

Wladimir Klitschko:

Überhaupt nicht. Mir macht mein Beruf sehr viel Spaß, und ich denke, dass meine beste Zeit noch immer vor mir liegt. Die Freude über Vitalis großartiges Comeback ist noch immer riesig, ich hatte nie erwartet, dass er so zurückkommen würde. Jetzt muss ich mir die Gegner wieder mit ihm aufteilen, aber da wir es gewohnt sind, seit der Kindheit alles zu teilen, ist das kein Problem.



Abendblatt:

Sie wollten einst alle vier Titel auf sich vereinigen. Jetzt ist Ihr Bruder wieder da. Ärgern Sie sich nicht doch ein wenig, dass er Ihnen Titel wegnimmt?

Klitschko:

Nein, denn wenn wir alle vier Titel in der Familie haben, ist das Ziel erreicht. Was mir gehört, gehört auch Vitali - und umgekehrt.



Abendblatt:

Das bedeutet, Sie streben einen Kampf gegen den WBA-Weltmeister an, der nach der Genesung des verletzten Ruslan Chagaev zwischen ihm und Nikolaj Valuev ermittelt werden muss.

Klitschko:

Zunächst gilt meine ganze Konzentration nur Hasim Rahman, den ich bestimmt nicht unterschätzen werde. Aber natürlich wäre ein Kampf gegen Valuev oder Chagaev interessant. Auch der Brite David Haye reizt mich als Gegner, ebenso Chris Arreola, die unbesiegte US-Hoffnung.



Abendblatt:

US-Experten raten Ihnen seit langem, auf die Titel zu pfeifen und nur Kämpfe gegen namhafte Gegner zu machen, die Ihnen weltweiten Ruhm bringen. Ist das eine Option für Sie?

Klitschko:

Nein, ich werde die Titel behalten und die Pflichtverteidigungen machen, die mir die Weltverbände vorschreiben.



Abendblatt:

Ihr Trainer Emanuel Steward sieht die Gefahr, dass Sie für diese Kämpfe gegen unbesiegte, aber unbekannte Gegner zu wenig Anerkennung bekommen. Teilen Sie diese Sorge?

Klitschko:

Darüber mache ich mir gar keine Gedanken, weil ich es nicht beeinflussen kann. Ich weiß, dass es einfach ist, Weltmeister zu werden, aber sehr hart, es zu bleiben. Deshalb kann ich nur immer wieder meinen Job machen, um erfolgreich zu bleiben. Alles andere kommt dann von allein.



Abendblatt:

Sie sind jetzt 32 und glauben, dass Ihre beste Zeit noch kommt. Sehen Sie sich auch in 14 Jahren noch im Ring, so wie derzeit Evander Holyfield, der am 20. Dezember gegen Valuev um die WM boxt?

Klitschko:

Ich hoffe, dass ich mir in dem Alter keine Gedanken mehr über Kämpfe machen muss. Ich halte das Duell im Übrigen für einen Kampf, den es besser nicht geben sollte. An Valuevs Stelle hätte ich es abgelehnt.



Abendblatt:

Für Sie könnte es demnächst gegen Ihren Landsmann Dimitrenko gehen, die Nummer eins der WBO. Sie waren beim Hamburger Universum-Stall Trainingspartner, er bezeichnet Sie als ein Idol. Wie wäre es für Sie, gegen ihn anzutreten?

Klitschko:

Es wäre ein sehr interessantes Duell, zumal in seiner Ecke mein früherer Trainer Fritz Sdunek stehen würde. Dimitrenko ist ein feiner Kerl und ein guter Boxer. Wenn die WBO ihn zum Pflichtherausforderer bestimmt, werde ich gegen ihn boxen.



Abendblatt:

Es wäre das erste sportliche Duell gegen Ihren früheren Arbeitgeber. Juristisch haben Sie im Vertragsstreit mit Universum-Chef Klaus-Peter Kohl einen Sieg gefeiert. Verfolgen Sie diesen Prozess noch?

Klitschko:

Wenn jemand Dich auf fünf Millionen Euro Schadenersatz verklagt, dann ist es wohl selbstverständlich, dass man das verfolgt. Mein Wunsch ist, dass dieser Streit bald beendet ist. Er bringt niemanden etwas. Wir sollten stattdessen für die gemeinsame Zeit, die wir hatten, dankbar sein.