“Unter 'klar' im Kopf steht im Duden sein Name nicht“, sagt der BVB-Trainer über den Ägypter.

Dortmund. Die Absage kam bestimmt, aber freundlich. Nein, vor dem HSV-Spiel werde er nicht mit Journalisten sprechen, lehnte Mohamed Zidan ab. Jürgen Klopp bittet um Verständnis. Das Schweigen des Ägypters solle "nicht als Arroganz ausgelegt" werden: "Er will sich einfach nur ganz auf das Spiel konzentrieren."

Jürgen Klopp ist Trainer von Borussia Dortmund und damit Trainer von Zidan. Manche sagen, er sei viel mehr. Er sei wie ein Erziehungsberechtigter - ein Papa. Klopp hält das für maßlos übertrieben. Ein besonderes Verhältnis ist es dennoch.

Wahnsinnig aufregende Tage seien es für ihn im Spätsommer gewesen, als sich das spektakuläre Tauschgeschäft Zidan/Mladen Petric anbahnte, sagte der Dortmunder bei seiner Vorstellung: "Ich habe meiner Familie in Ägypten gesagt, sie soll für den Wechsel beten."

Dem Hochgefühl folgte die Ernüchterung. Das Publikum pfiff Zidan schon im zweiten Heimspiel bei seiner Auswechslung gnadenlos aus. Der BVB rief auf der Internetseite dazu auf, Zidan künftig "den Rücken zu stärken". In die Redaktionen schickte der Verein eine beispiellose Mail mit der Zeile: "Fremdschämen".

Anfänglich wollte kein BVB-Fan den Ansichten Klopps und des Sportdirektors Michael Zorc folgen, die "keinen Qualitätsverlust" nach dem Stürmertausch versprachen. Doch nach einer Verletzungspause ist nach Treffern in Bremen und gegen Bochum ein Aufwärtstrend erkennbar. Die PR-Abteilung des BVB rechnet sogar schon eine Qualitätssteigerung herbei. Zidan treffe in der Bundesliga alle 172 Minuten, Petric nur alle 190, ist im Internet zu lesen.

Es wird alles versucht, um dem sensiblen, flippigen Zidan Vertrauen zu schenken. Das Vorbild der schwarz-gelben Hobbypsychologen ist Jürgen Klopp. Der Trainer hat Zidan in gemeinsamen Zeiten bei Mainz 05 zu einer Bundesligagröße gemacht. "Bei ihm habe ich Lust, Fußball zu spielen", sagte Zidan. Bei Werder Bremen und dem HSV wurde ihm diese Lust genommen - oder er nahm sie sich selbst, je nach Sichtweise. Weg von seinem Papa, spürte Zidan kein Vertrauen mehr. Er kapselte sich noch mehr ab, ging seinen Mannschaftskollegen auf die Nerven.

Der Anruf von Klopp war wie eine Befreiung. Zidan wurde wieder bewusst, dass es jemanden gibt, der ihn braucht. Klopp scheint die Bezugsperson zu sein, ohne die Mohamed Zidan in Deutschland keine Tore schießen kann. Er scheint aber auch die einzige Bezugsperson zu sein. Offen will in Dortmund niemand darüber reden, aber aus der Mannschaft heraus ist zu hören, dass die Versuche allmählich aufgegeben werden, Zidan außerhalb des Platzes zu integrieren.

Es bleibt ja Jürgen Klopp, der Nähe herstellen und Vertrauen geben kann. Kürzlich war zu lesen, dass Zidan aus einem Hotel in eine Villa in Unna ziehen will. Bislang sind nur zwei Angestellte bekannt, die in der biederen Dortmunder Nachbarstadt wohnten oder wohnen: Vormieter Giuseppe Reina - und Jürgen Klopp, der Trainerpapa, der gestern sagte: "Ich glaube nicht, dass unter dem Duden-Eintrag 'klar' im Kopf der Name Zidan steht."