Der 41 Jahre alte BVB-Trainer über seinen neuen Job im Westen, über Mohamed Zidan, Mladen Petric und den Gegner am Sonnabend.

Abendblatt:

Herr Klopp, Sie waren einst ganz eins mit Mainz, wie ist es für Sie in Dortmund?

Jürgen Klopp:

Auch sehr gut, ich fühle mich wohl in dieser fußballverrückten Stadt, der BVB ist ein toller Verein.



Abendblatt:

Ihre Vorgänger beim BVB sind früh gescheitert, ist der Verein - wie viele Experten schon meinten - untrainierbar?

Klopp:

Nein. Ich kann nicht sagen, wie es mit den Vorgängern war. Wir haben es geschafft, dass wir unsere Erwartungen an unsere Möglichkeiten angepasst haben, das ist im Fußball immer ganz, ganz wichtig.



Abendblatt:

Sie meinen die zu hohen Erwartungen?

Klopp:

Ja. Hohe Erwartungen sorgen manchmal für Missstimmungen und enden oft darin, dass Trainer entlassen werden. Hier ist die Erwartungshaltung eine sehr gesunde, die Leute möchten, dass wir uns hier komplett einbringen, komplett verausgaben, Fußball mit Leidenschaft spielen, und das tun wir. Ich habe durchaus das Gefühl, dass man hier langfristig arbeiten kann.



Abendblatt:

Ihr Team hat auswärts schon zehn Punkte geholt, daheim erst acht. Woran liegt das?

Klopp:

Wir haben, das ist bei vielen Leuten schon in Vergessenheit geraten, einen harten Saisonauftakt gehabt, vor allem zu Hause. Schalke und Bayern waren hier, auch Stuttgart, das ist ja auch kein Kindergeburtstag. Gegen Hannover und Hertha hätten wir gewinnen können, fast müssen, zuletzt gegen Bochum haben wir zum ersten Mal nicht gut gespielt. Wir haben keine Probleme mit Heimspielen, wir alle freuen uns immer drauf.



Abendblatt:

Beim HSV ist es umgekehrt, der ist daheim stark. Sorgt Sie das vor dem Spiel am Sonnabend in Hamburg?

Klopp:

Überhaupt nicht, da mache ich mir keine Gedanken drüber. Wir werden uns jetzt mit den letzten zwei HSV-Spielen ganz intensiv beschäftigen, und versuchen dann die Erkenntnisse, die wir daraus ziehen, zu nutzen. Dass der HSV heimstark ist, nehmen wir zur Kenntnis.



Abendblatt:

Würden Sie drauf wetten, dass Mohamed Zidan am Sonnabend ein Tor gegen seinen ehemaligen Klub HSV schießt?

Klopp:

Nein, warum sollte ich das? Ich würde mich freuen, wenn er ein Tor schießt, mehr nicht.



Abendblatt:

Zidan ist gut drauf - wie schaffen Sie das mit ihm?

Klopp:

Das ist nicht so speziell wie man annehmen könnte, denn Mohamed ist kein Problemspieler, er braucht auch keine Sonderbehandlung, das kann hier jeder bestätigen. Er weiß aber, dass ich weiß, wie gut er spielen kann. Das stärkt ihn, aber er muss, wie alle, um seine Position kämpfen.



Abendblatt:

In Hamburg haben sie sich die Hände gerieben, weil Mladen Petric, den Sie abgaben, so gut einschlug, ärgert Sie das?

Klopp:

Um Himmels willen, ich freue mich für ihn, dass es so gut läuft für ihn. Ich wünsche Mladen wirklich nur das Allerbeste - ab Sonntag.



Abendblatt:

Zuletzt wurde Ihr Torwart Roman Weidenfeller kritisiert, und Timo Hildebrand mit dem BVB in Verbindung gebracht, was ist da dran?

Klopp:

Nichts. Roman geriet durch das Bochumer Tor zuletzt in die Kritik, der Schuss soll haltbar gewesen sein. Ich meine aber, es gibt in der Fußball-Geschichte mindestens 80 Millionen Tore, die nach größeren Torwartfehlern fielen.



Abendblatt:

Und Hildebrand?

Klopp:

Damit haben wir nichts zu tun, das haben nicht wir in die Welt gesetzt, da ist nichts dran.



Abendblatt:

Fast wären Sie ja Bayern-Trainer geworden, ist das später noch einmal ein Thema?

Klopp:

Jetzt ist es gar keins, jetzt macht mir Borussia Dortmund viel Spaß. Es gibt aber 18 Erstliga-Klubs, da sollte man keinen Verein ausschließen, wenn man mal als Trainer einen Klub sucht. Und Bayern München? Es gibt sicherlich weniger reizvolle Adressen, deswegen ist auch das nicht auszuschließen, aber jetzt ist das für mich überhaupt kein Thema.



Abendblatt:

Sie waren ja auch beim HSV einmal ein Thema. Damals hieß es, Sie seien durchgefallen, weil Sie zu spät zum Training in Mainz erschienen sein sollen - stimmt das?

Klopp:

Nur soviel: Ich bin in meinem Trainer-Leben noch nie zu spät zum Training gekommen.



Abendblatt:

Sie sollten einst ja auch als Spieler, als Stürmer, zum HSV, warum klappte das damals nicht?

Klopp:

Eine lustige Geschichte. Das war 1991, HSV-Trainer war Benno Möhlmann, fast wäre ich beim HSV gelandet. Ich war mit meinem Sohn zu einer Vorlesung in der Uni Frankfurt. Als ich danach das Handy einschaltete, waren sieben Anrufe vom HSV drauf. Ich wäre gerne nach Hamburg gewechselt, aber Mainz ließ mich damals nicht gehen, und der HSV holte dann Karsten Bäron - es wurde ein großer und kopfballstarker Spieler gesucht. Ich hätte das schon gerne gemacht, der HSV wäre damals äußerst reizvoll für mich gewesen.