Er entschied die WM, ohne es zu ahnen. In der drittletzten Kurve zog Lewis Hamilton an Timo Glocks trudelndem Toyota vorbei und sicherte sich auf...

São Paulo. Er entschied die WM, ohne es zu ahnen. In der drittletzten Kurve zog Lewis Hamilton an Timo Glocks trudelndem Toyota vorbei und sicherte sich auf der anschließenden Zielgeraden den entscheidenden fünften Platz - und damit den WM-Titel. Glock wurde Sechster. Er war in São Paulo von Startplatz zehn ins Rennen gegangen.

"Ich habe die ganze Dramatik erst hinterher mitbekommen. Ich hatte mich in der letzten Runde nur noch darauf konzentrieren können, irgendwie heil ins Ziel zu kommen", erzählte der 26-Jährige. Dass anfangs Manipulationsvorwürfe laut wurden, erschreckte Glock. "Ich war trotz des einsetzenden Regens auf Trockenreifen unterwegs. Wir haben voll gepokert, um zu einer besseren Platzierung zu kommen, und haben deshalb bewusst auf einen Reifenwechsel verzichtet." Auf den letzten vier Kilometern habe er dann nichts mehr machen können. "Ich hatte absolut keine Chance, mich gegen irgendjemanden zu wehren. Für die letzte Runde habe ich 1:48 Minuten gebraucht, 30 bis 33 Sekunden mehr als normal. Das sagt doch alles", rechtfertigte sich Glock, wo es nichts zu rechtfertigen gab. "Hätten wir die Reifen gewechselt, wäre ich gar nicht in diese Position gekommen, um die WM zu entscheiden."

Glock fuhr bis kurz vor Schluss an vierter Stelle, als ihn erst Sebastian Vettel im Toro Rosso und dann Hamilton überholten. Dass der Engländer beim Saisonfinale beinahe an zwei Deutschen gescheitert wäre, hatte in diesem Jahr System. Denn nie waren die Nachfolger des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher so schnell wie heute: Angeführt von einem fabelhaften Sebastian Vettel, hat die "Formel Deutsch 2008" für einige Sternstunden gesorgt. Vettels sensationeller Sieg im Regen von Monza war die Krönung und läutete eine neue Zeitrechnung in der Ära nach Schumacher ein.

Glocks beste Leistung war der zweite Platz in Ungarn. "Mein erstes Jahr bei Toyota war für mich ein Genuss. Das Team hat voll hinter mir gestanden, wir haben Höhen und Tiefen verarbeitet und uns nach oben entwickelt", sagte der Wersauer. An seinen Erfolgen nimmt HSV-Handball-Boss Andreas Rudolph (53) seit fünf Jahren geschäftlich Anteil.