Der Halbschwergewichtsprofi über die ständigen Vorwürfe gegen seine Person und die Konsequenzen daraus.

Abendblatt:

Herr Brähmer, in den vergangenen Wochen gab es zwei Anzeigen wegen Körperverletzung gegen Sie. Eine ist zurückgezogen worden, eine liegt vor. Was ist dran an den Vorwürfen?

Jürgen Brähmer (29):

Ich werde mich bis zum Abschluss der Ermittlungen dazu nicht äußern. Nur so viel: Es werden sich einige wundern, wenn die Geschichte endgültig aufgeklärt ist.



Abendblatt:

Es fällt auf, dass häufig Vorwürfe gegen Sie erhoben werden, wenn wichtige Kämpfe anstehen. Versucht jemand, Sie in Misskredit zu bringen?

Brähmer:

Ich überlasse es jedem, sich sein eigenes Bild darüber zu machen.



Abendblatt:

Sie sollen am 22. November in Rostock Ihre erste WM-Chance erhalten. Wie sehr stören diese neuerlichen Vorwürfe in der Vorbereitung?

Brähmer:

Sie ärgern mich schon, aber ich lasse mich davon nicht ablenken. Selbst die meisten Medien haben ja mittlerweile mitbekommen, wie lächerlich das Ganze wirkt. Die Unterstützung meines Promoters Klaus-Peter Kohl und meines Teams um Michael Timm tut mir gut. Was mir aber am meisten hilft, ist die Reaktion der Menschen in meiner Heimat Schwerin. Ich werde sehr häufig auf der Straße angesprochen, und alle sagen mir, ich solle durchhalten. Das gibt mir Kraft für die anstehende Aufgabe.



Abendblatt:

Ihnen muss doch klar sein, dass Sie aufgrund Ihrer Vergangenheit mit dem mehrjährigen Gefängnis-Aufenthalt polarisieren. Ist es clever, dass Sie sich trotzdem in einschlägig bekannten Läden in Schwerin aufhalten, wo der Ärger auf Sie wartet?

Brähmer:

Ich habe mir bislang immer gesagt, dass ich mich nicht wegmobben lasse. Ich wäre schon lange weggezogen, wenn das Feedback der Menschen nicht so positiv wäre. Ich weiß, dass manche mit meiner direkten Art nicht klar kommen, aber so bin ich nun mal. Dennoch ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, dass ich mir sage: Ich werde Schwerin verlassen. Ich habe auf die Anschuldigungen keine Lust mehr.



Abendblatt:

Haben Sie denn Feinde, die Ihnen Böses wollen?

Brähmer:

Feinde? Eher Neider. Neid ist die höchste Form der Anerkennung, die man in Deutschland bekommen kann. Aber wenn er anfängt, mir zu schaden, muss ich die Konsequenz daraus ziehen. Mein Motto ist: Leben und leben lassen. Wenn man mich in Schwerin nicht leben lässt, muss ich es eben anderswo versuchen.



Abendblatt:

Haben Sie in den vergangenen Monaten mit dem Gedanken gespielt, das Boxen aufzugeben und sich Ihren zahlreichen wirtschaftlichen Engagements zuzuwenden?

Brähmer:

Nein, das war nie ein Thema. Ich kümmere mich zwar um die Zeit nach der Karriere, aber ich werde noch mindestens fünf Jahre boxen. Ich muss doch die Zeit aufholen, die ich im Gefängnis verbracht habe. Da habe ich mich lange genug ausgeruht. Mit dem WM-Kampf am 22. November kann ich mir endlich meinen Lebenstraum erfüllen. Da werde ich doch jetzt nicht aufgeben.