Hamburg. Was der Tag gebracht hatte, bekam Frank Mackerodt am späten Sonntagabend noch einmal vor dem Fernseher vor Augen geführt. Im NDR lief ein Zusammenschnitt der morgendlichen Liveübertragung des Conergy-Marathons, die dem Sender mit 130 000 Zuschauern einen überdurchschnittlichen Marktanteil von 10,1 Prozent beschert hatte. "Das waren gigantische Bilder, eine solche Atmosphäre im Zielbereich hat es in Hamburg noch nicht gegeben", glaubt Mackerodt, der mit seiner Agentur Act bei der 23. Auflage erstmals als Veranstalter in der Verantwortung stand. Die schönsten Szenen will er nun zu einem Video schneiden lassen und auf die noch etwas karge Homepage stellen.

Werbung, das weiß der Vermarktungsprofi, kann man im umkämpften Marathon-Geschäft nicht genug haben. Bestzeiten sind auch immer eine. Der Streckenrekord der Russin Irina Timofejewa (2:24:14 Stunden) dürfte Renndirektor Wolfram Götz bei der Verpflichtung guter Läufer in die Karten spielen: "Wir haben uns in den letzten Jahren einige Reputation in der Szene erarbeitet." Noch wenige Tage vor dem Rennen hätten Athletenmanager versucht, namhafte Klienten an den Start zu bringen. Götz: "Das gab es noch nie."

Die Weltspitze freilich wird sich wohl auch künftig lohnendere Pflaster suchen. Der Chicago-Marathon etwa, der sich 2006 mit Boston, New York, Berlin und London zur Eliteserie World Marathon Majors zusammenschloss, lässt sich allein die Verpflichtung von Athleten 2,5 Millionen Dollar (1,6 Millionen Euro) kosten. Zum Vergleich: Das gesamte Hamburger Budget beläuft sich auf 2,8 Millionen Euro.

"Wenn wir mit Topstars noch mehr Aufmerksamkeit erregen wollen, müsste sich auch die Stadt finanziell engagieren", stellt Mackerodt klar. So aber ist er auf seine Sponsoren angewiesen, und für die zählten nicht nur Zahlen: "Jeder Promi bringt mehr PR als eine Spitzenzeit." Die Strahlkraft, die vor zehn Jahren vom joggenden Joschka Fischer ausging, sei bis heute unerreicht. Allenfalls Dieter Baumanns Marathon-Experiment 2002 habe daran herangereicht - bezeichnenderweise ist es gescheitert.

Ein ähnliches Erlebnis wollten sich diesmal viele schon im Vorfeld ersparen. Jeder vierte der 23 230 zugelassenen Marathonis trat erst gar nicht an - eine Ausfallquote, die Götz aber gern in Kauf nimmt: "Es sollen nur die an den Start gehen, die wirklich fit sind." Bei Act rechnet man mit etwa 1600 verhinderten Athleten, die von ihrem Recht auf Rückerstattung des Startgelds Gebrauch machen.

Bei denen, die es ins Ziel schafften, seien aber laut Veranstalter keine Wünsche offen geblieben. Durch den Umzug ans Millerntor habe man Platz gewonnen, trotzdem hätten sich die Wege verkürzt - die Not- als Ideallösung. Götz hat sich bereits festgelegt: "Der Antrag zur Nutzung des Heiligengeistfelds für 2009 geht in Kürze raus."